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Reviews

Al Pari Quartet

String Quartets



Mit dieser Veröffentlichung des Al Pari Quartets tauche ich in eine ganz andere Welt ein. Diese Formation mit zwei Violinen, einer Bratsche und einem Cello gründete sich im Jahre 2017, es handelte sich um vier Studenten der Karol Szymanowski Academy of Music in Katowice, also in Kattowitz, Polen. Die Musiker verfügten über Erfahrungen als Solisten, aber hatten auch Erfahrungen sammeln können mit Kammermusik-Ensembles und Orchestern.

Auf ihrer aktuellen Veröffentlichung String Quartets greifen sie zurück auf Kompositionen von Stephan Thelen, bei Musik An Sich fand dieser Berücksichtigung mit seinen Alben Fractal Guitar und Fractal Guitar 2, von Gebhard Ullmann, hier verweise ich auf seine letzte Vorstellung mit Impromptus und Interationen und von Udo Agnesens. Für den Komponisten Ullmann stellt es eine Premiere dar, ist dieses doch seine erste Arbeit für ein Streichquartett.

Dabei gibt es jeweils unterschiedliche Hintergründe, die bei Thelen aus der Rockmusik, bei Ullmann aus dem Jazz und am meisten „zu Hause“ ist in diesem Umfeld Agnesens. Grundsätzlich erwartet man eigentlich ein Album mit klassisch ausgerichteter Kammermusik, doch genau genommen wirkt es ebenso wie ein Experiment mit beeindruckenden und aufregenden Strukturen, die auf ganz unterschiedliche Weise Strahlkraft entwickeln.

„Urgent Call“ von Thelen startet mit einer energischen Ausrichtung und man meint, Anteile von Rockmusik zu vernehmen. So könnten jeden Augenblick eine hart fetzende Gitarre und ein druckvolles Schlagzeug aus dem Sound der vier Streicher ausbrechen. Ja, „Urgent Call“ rockt für mich tatsächlich! Ich nehme es vorweg, so empfinde ich es ebenfalls für „Continuum In 9“, und so denke ich, dass Thelen die am meisten zugänglichen Kompositionen beigetragen hat, ich muss hier auch ein wenig an Filmmusik denken und ertappe mich dabei, über einen imaginären Film, der von dieser Musik genährt wird, nachzudenken.

Es folgt das „String Quartet No.1“ in vier Sätzen von Gebhard Ullmann. Das klingt nun sehr avantgardistisch und „befremdlicher“, so dass man wahrscheinlich einen Zugang weniger leicht finden dürfte, besonders das „Allegro“ ist recht ausdrucksstark und schwankt zwischen Ruhe und Unruhe, zwischen Harmonie und Dysharmonie, es schwillt an und auch wieder ab, vielleicht wie ein Frage- und Antwortspiel, sehr kompliziert für „ungeübte Hörer*innen“, so denke ich, am zugänglichsten ist der 3.Satz, die „Pavane“.

Bei Udo Agnesens und seinem „String Quartet No. 23“ fühle ich mich am meisten im Bereich klassischer Musik aufgehoben, allerdings auch mit sehr modernem Ausdruck, anteilig gehen einzelne Passagen auch in die Richtung der Komposition von Ullmann, aber empfinde ich hier auch anteilig stark emotional ausgeprägte Musik, im zweiten Satz seines „String Quartets“ bemerke ich das ganz deutlich, wie ein Innehalten, mit Nachdenklichkeit behaftet, ausgestrahlt wird, und eindeutig Aufmerksamkeit von Hörern erreichen dürfte.

So ist es grandios, wie das Al Pari Quartet diese unterschiedlichen Richtungen unter einen Hut gebracht hat und wie die Vier diese Aufgabe in Angriff genommen haben, und auf diese kreative und energiegeladene Weise überzeugend umgesetzt haben.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Urgent call (Stephan Thelen) (6:34)
2 String quartet no. 1: I. Largo - Vivace - Largo (Gebhard Ullmann) (3:34
3 String quartet no. 1: II. allegro (Rauch und Moder) (Gebhard Ullmann) (5:26)
4 String quartet no. 1: III. pavane (Think Tank) (Gebhard Ullmann) (5:00)
5 String quartet no. 1: IV. allegro furioso (Blue Prixx) (Gebhard Ullmann) (3:03)
6 String quartet no. 23: I. (Udo Agnesens) (5:36)
7 String quartet no. 23: II. (Udo Agnesens) (7:32)
8 String quartet no. 23: III. (Udo Agnesens) (6:30)
9 Continuum in 9 (Stephan Thelen) (4:41)

Besetzung

Dominik Kossakowski (violin)
Alicja Miruk-Mirska (violin)
Wiktoria Trzebowska (viola)
Elżbieta Rychwalska-Dobrowolska (cello)
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