Reviews

Fou Parle

Grå Själars Stad

Info Musikrichtung: Folk-Rock-Pop VÖ: 29.08.2025 (Paraply) Gesamtspielzeit: 46:59 Internet: https://www.paraplyrecords.se/ https://www.hemifran.com/news/

2022 konnte ich ihr Debüt Sentimentalsjukhuset bereits genießen. Im Geiste des Punk, mit akustischer Ausrichtung, stellte die Band Fou Parle ein wirklich ungewöhnliches Album vor. Und nun erschien der Nachfolger, Grå Själars Stad. Eines ist auf jeden Fall gleich geblieben, nämlich, dass hier ausschließlich in schwedischer Sprache gesungen wird!

Geändert hat sich zunächst, und das erscheint mir wesentlich, dass diese Musik mit anderer Besetzung eingespielt wurde. Lediglich Mikael R Karlsson alias Fou sowie Drummer Johansson wirken noch mit, nun, ja, vorab war es ja nur eine Dreierbesetzung, aber nun ist die Band erweitert worden zu einem Sextett. Und das gibt der Musik eine großartige Frische und einen Zugewinn.

Mikael R Karlsson beeindruckt erneut durch sein Songwriting, Texte und Musik stammen von ihm, und er wird durch die Begleitmusiker*innen trefflich unterstützt. Die Vielzahl der eingesetzten Instrumente bietet ein breites Spektrum verschiedener Einflüsse und läßt die Musik sehr abwechslungsreich erscheinen. Einige wenige „schräge“ Elemente lassen sich nicht leugnen und sorgen für eine Art ganz lockerer „Unbekümmertheit“

Hierbei stelle ich spontan fest, dass es eine gute Idee war, Henrik Virta Mangs zu beteiligen, denn er spielt mit seiner Trompete eine doch recht wichtige Rolle in der Gestaltung. Das zeigt sich bereits sehr gut beim Eröffnungssong „Våren har kommit till helvetet“! Während sich dieser Song noch recht ruhig und sehr harmonisch im Ausdruck bewegt, gerade auch durch das Spiel der Flöte, nimmt der Titelsong dann Fahrt auf, rauer und frech klingender Gesang, druckvolle Rhythmik und ein Ausdruck „jugendlicher Frische“ bringen die Musik dann noch ein wenig ansatzweise in die Richtung des alten „Punk-Feelings“.

Und so kann letztlich jeder Song auf seine Weise mit jeweiligen Besonderheiten punkten, und so manch einer weist gar Spuren von Hitcharakter auf, so stelle ich mir vor, dass sich „Österlen“ durchaus zu einer Art Ohrwurm entwickeln könnte, sehr zugänglich spricht der Song eine entsprechend emotionale Sprache, für mich ein echter „Hit“!

Einen Hauch Folk bläst das Akkordeon in den Titel „Döden i Gamlestan“, und mit der Kombination leicht verhallter Gitarre und Trompete zu Beginn von „Psalm 1“ strahlt es hier tatsächlich ein wenig in Richtung eines Psalms, bleibt es doch bei dieser dezent festlichen Stimmung.

„Spring Johnny“ ist ein weiterer Höhepunkt, hier springt mir eine großartige Frische entgegen, Mundharmonika dazu und ein weiterer Hit ist geboren, ganz hervorragend strahlt dieser Song eine großartige Harmonie aus. Ja, und auch an den Blues wagt man sich heran, „Kyrkogårdsblues“, wieder die Mundharmonika dabei und ein satter Gitarrensound, und auf individuelle Weise präsentiert man ein bluesiges Feeling, das sich auch so anfühlt, es sei ein wenig Humor verpackt.

Ja, selten ist es, dass man auf einer Produktion eine solch breite Palette an Vielseitigkeit erleben kann. Apropos „erleben“, eine Überraschung erlebe ich noch zum Schluß, denn es erscheint noch ein zwölfter Song, ein „hidden track“, Akustikgitarre und Piano als Begleitung, ein sehr ansprechender und harmonischer Titel, der durch den Einsatz einer Flöte noch abgerundet wird.

Wolfgang Giese