Reviews

Kosmee

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Info
Musikrichtung:
Jazz/Avantgarde
![]() VÖ: 15.11.2024 ![]() (XJazz!Music) ![]() Gesamtspielzeit: 47:10 ![]() Internet: ![]() https://www.philipweyand.de/ http://www.unitrecords.com/ https://uk-promotion.net/ |

Den Mannheimer Pianisten Philip Weyand stellte ich bereits vor mit der Veröffentlichung Myosotis . Nach diesem "Vergissmeinnicht" stellt er nun aktuell eine neue Pflanze vor - Kosmee! Kosmeen sind auch unter dem Namen Schmuckkörbchen bekannt und eine Pflanzengattung in der Familie der Korbblütler. Es wirken nun die gleichen Musiker mit, das Quartett wird allerdings erweitert um die in London lebende Sängerin Aitzi Cofre Real, dafür schweigt der Pianist nun, im Gegensatz zur Vorgängerproduktion.
Die mir hinsichtlich des Vorgängers aufgefallene Eigenwilligkeit der Musik wird abermals bestätigt, allein bereits durch den Auftaktsong, den Titelsong. Aitzi Cofre Real steht mit ihrem wortlosen Gesang sehr im Vordergrund, das erste Solo stellt Kristina Shamgunova mit dem Saxofon vor. Der Song fließt relativ frei, eine entsprechende Konstruktion mit Struktur ist nicht unbedingt vorhanden. Im Vergleich zu "Kosmee" wirkt die Mitwirkung der Sängerin zunächst befremdlich, strahlt der Song doch eine eher avantgardistische Stimmung aus. Den Einsatz von Aitzi Cofre Real versuche ich zunächst mit Kolleginnen des Genres zu vergleichen. So kommt sie für mich nicht so experimentell wie Laura Newton, und auch nicht so hart und extrem wie Linda Sharrock, sondern meines Eindrucks vernehme ich eher die Richtung einer Jeanne Lee.
"Moreré" atmet einen Hauch Latin, rhythmisch bewegt sich der Song sehr in diese Richtung und ist strukturierter als der Auftakt, hier könnte auch gut Flora Purim als Sängerin agieren. Nun bin ich gespannt auf die einzige Fremdkomposition der Platte, das ist "Don't Explain" von Billie Holiday/Arthur Herzog Jr. Ja, klar, dieser Song ist mit Text. Ich bin ein großer Bewunderer der Musik und der Stimme von Billie, und werde daher auf keinen Fall einen Vergleich ziehen wollen. Ungeachtet dessen, gäbe es hier kein Original, wird von der Band ein sehr gefühlvoller Song vorgelegt, Aitzi Cofre Real singt sehr einfühlsam und verleiht der Komposition eine emotionale Tiefe, und das Saxofonsolo von Kristina Shamgunova unterstreicht das und erweitert dieses sogar noch um das hervorragend arrangierte Solo, mir fällt spontan eine ähnliche Spielweise ein, wie ich sie in einer solchen Stimmung von Archie Shepp kenne. Das Saxofon wird auch hervorragend integriert in den wohl swingendsten Titel der Platte, das ist "Eine Agitate", dem modernen Jazz in einer Aufbruchstimmung der sechziger Jahre nahe kommend, doch leider ist der Song viel zu kurz.
Im weiteren Verlauf der Spielzeit gibt es einerseits den einen oder anderen Brückenschlag zu "Myosotis", aber andererseits auch eine andere Stimmung, die eindeutig auf die Beteiligung von Aitzi Cofre Real zurückgeht. Wie es in der Pressemitteilung dazu auch heißt, dass ihre Auftritte bereichernd seien und ihre Stimme eine ganz neue, intime Welt öffne, die Eindruck hinterliesse. Ja, das kann ich unterstreichen, somit hat sich Philip Weyand mit dieser Produktion ein Stückchen vorwärts bewegt, seinen Klangkosmos erweitert, aber, und so empfinde ich es, die Zugänglichkeit für eine breitere Masse an Zuhörern*innen möglicherweise ein wenig erschwert, weil eine gewisse Übersichtlichkeit dieser Erweiterung mehr Raum lassen musste.
Ach ja, eine kleine Besonderheit am Rande: "Clytia (Reprise)", ist es Weyand, der hier singt? "Sonnenblumen auf dem Kleid, treibt ab im Strom, gegossen mit Licht, gelb vergilbt, Sonnenblumenkleid, ich verirr' mich in Dir........."



Trackliste
2 Moreré (5:01)
3 Clytia (6:44)
4 Don´t Explain (5:13)
5 /// (9:53)
6 Eine Agitate (2:18)
7 Vanta (5:59)
8 Clytia (Reprise) (2:41)
9 Still & Sometime (4:05)
(All compositions by Philip Weyand except Track 04 by Billie Holiday & Arthur Herzog Jr. & Track 09 by Nico Klöffer)
Besetzung
Kristina Shamgunova (sax/flute)
Philip Weyand (piano)
Nico Klöffer (bass)
Micha Jesske (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |