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Reviews

Falconer

From A Dying Ember


Info

Musikrichtung: Folk- / Power-Metal

VÖ: 26.06.2020

(Metal Blade)

Gesamtspielzeit: 56:38

Internet:

http://www.metalblade.com
http://www.facebook.com/falconermetal

In ihrer Anfangszeit entfalteten Falconer eine enorme Produktivität – innerhalb von acht Jahren brachten sie immerhin sechs Studioalben heraus, was für Verhältnisse des 21. Jahrhunderts eher ungewöhnlich ist. Danach verlangsamten sie die Schlagzahl indes, und mit From A Dying Ember legen sie ihr neuntes und offiziell letztes Album vor, womit die Szene eine hochgradig originelle Band verliert: Den Mix aus Power Metal und folkloristischen Elementen zumeist skandinavischer Prägung gab und gibt es in dieser Form kein zweites Mal, schon gar nicht mit einem Gesang wie dem von Mathias Blad, einem Mann, der normalerweise im Musical-Bereich arbeitet und den theatralischen Stil bedarfsweise auch ins Schaffen von Falconer einfließen lassen hat.
From A Dying Ember ist ohne Zweifel ein starker Abgang geworden, der den Verlust noch ein wenig schmerzlicher macht – aber man kann dieses und die anderen Alben ja jederzeit wieder auflegen und bekommt halt nur keinen Nachschub mehr, wenn man die neun Werke alle auswendig kennt und nach Frischfleisch lechzt. Die elf Songs der regulären Edition des Letztlings ziehen jedenfalls die Quersumme der zwei Schaffensdekaden von Stefan Weinerhall in Falconer-Form, und schon der Opener „Kings And Queens“ ist so urtypisch für diese Band, wie nur irgendwas urtypisch für diese Band sein kann. Eine etwas schleppende Hymne mit feister Doublebassuntermalung von Karsten Larsson, dem dritten zentralen Mitglied der Formation, wird mit einem großen Refrain und einem flotten Soloteil garniert, wobei letzterer aufgrund der Hammondorgeluntermalung einen leichten Siebziger-Touch atmet – fertig ist der perfekte Einstieg in die Platte. „Desert Dreams“ fällt alles andere als verträumt aus – hier weht eher ein Wüstenwind hoher Geschwindigkeit, während „Redeem And Repent“ ein cooles theatralisch-folkloristisches Break auffährt, das in entsprechend angepaßter Form auch Skyclad zu ihren besten Zeiten hätte einfallen können. Auch Songs in ihrer Heimatsprache, also Schwedisch, gehörten bei Falconer zum regelmäßigen guten Ton – das finale Exempel für diese Stilistik heißt „Bland Sump Och Dy“ und mutet tatsächlich wie ein mit einigen metallischen Elementen ausstaffiertes Traditional an, ist gemäß den Angaben im Booklet aber auch eine Weinerhall-Eigenkomposition, wobei die „keyed fiddle“ von Mathias Gyllengahm hier eine markante Rolle einnimmt. „Fool’s Crusade“ spielt geschickt mit Akustikelementen und baut ein Zentralbreak mit operettenhaften Passagen ein, wie man es sich nur trauen kann, wenn man einen entsprechend gepolten Könner am Mikrofon stehen hat, weil das Ganze ansonsten schnell lächerlich klingen würde. Aber diese Klippe umschiffen Weinerhall und Blad natürlich geschickt.
In „Garnets And A Gilded Rose“ darf der Vokalist dann schweigen – die zweieinhalb Minuten stellen ein archetypisches Folk-Metal-Instrumental dar, das man jedem Außerirdischen vorspielen könnte, der wissen will, wie sowas klingt. Das Folkintro von „In Regal Attire“ läßt dann gleich noch so ein Stück erwarten, aber bald setzen griffige Riffs dem ein Ende, selbst wenn auch hier der folkloristische Aspekt interessante Akzente markiert. Leider bleibt der geradlinige Speedpart aus dem vorderen Teil eine Eintagsfliege, dafür überraschen die abgestoppten Riffs am Übergang ins Solo: Weinerhall und sein Kompagnon Jimmy Hedlund auf dem Weg zu Sepultura? Es bleibt eine Episode von wenigen Sekunden. Ein wenig einfallslos mutet hingegen die Schlußwiederholung im Quartabstand an. Dann lieber „Rejoice The Adorned“, eine exzellente Ballade, in der Blad im Refrain mal wieder in sehr ätherische Höhen gleitet, was er aber in seiner gewohnten Meisterschaft erledigt. Der Kontrast zum speeddominierten „Testify“ funktioniert perfekt, wobei man einerseits das Gefühl nicht loswird, hier wäre der eine oder andere Tonartwechsel weniger doch der Gesamtwirkung zuträglicher gewesen, andererseits aber bei einer genaueren Analyse eigentlich keinen benennen kann, der wirklich überflüssig wäre, zumal der zurückgelehnte Gestus vor dem Hauptsolo so richtig gemütlich daherkommt und man auch in diesem Song im Hintergrund an zwei Stellen sepulturiges Gitarrenquietschen entdeckt. Pontus Nilssons Dudelsack dominiert das Hauptthema des schleppenden „Thrust The Dagger Deep“, und im Hauptsolo muß Gast-Hammondist Gabriel Glamheden munter drauflosorgeln, ohne den grundsätzlich zurückhaltenden Charakter zu schädigen, was er in eindrucksvoller Weise tut. Mit dem sechseinhalbminütigen „Rapture“ schließt der längste Song die reguläre Edition von From A Dying Ember ab, einerseits eine schleppende Hymne, andererseits aber mit einigen heftigen Blastspeeds und blackmetallischem Gitarrengeflirre garniert, die den Bogen vom Falconer-Ende zum Schaffen von deren Vorgängerband Mithotyn spannen. Dieser Song ist als einziger der elf nicht allein von Weinerhall komponiert worden, sondern in Zusammenarbeit mit Karl Beckmann, seinem einstigen Weggefährten bei Mithotyn. Zufall? Sicher nicht.
Im vorliegenden Fall lohnt sich die Suche nach der Digipack-Edition, denn die enthält gleich drei Extrasongs. Zum einen gibt es ein knapp dreiminütiges Instrumental namens „The Cauldron“, an dem außer Weinerhall auch Larsson und Bassist Magnus Linhardt mitgeschrieben haben. Hier bleiben die Folkelemente mal nur an der Peripherie, nämlich im Hauptthema und phasenweise im Drumstil, während das Stück ansonsten auch von anderen Classic-Metal-Bands stammen könnte. Linhardts Credit erklärt sich möglicherweise daraus, dass er kurz vorm Ende einen Leadpart spielen darf. Die beiden anderen Songs sind Akustikversionen früherer Falconer-Nummern. „Portals Of Light“ stammt dabei vom Zweitling Chapters From A Vale Forlorn, gehörte im Original zur Gattung der klassischen Powerballade und ist nunmehr auf die basische Besetzung Gesang plus Akustikgitarre (plus ganz dezenter Streicherbackground im Finalteil) reduziert worden. „Long Gone By“ vom Fünftling Northwind bot im Original eine eigentümliche Mixtur aus relativer Ruhe und ebenso relativer Beschwingtheit, kommt hier aber auch deutlich zurückhaltender daher, ebenfalls nur mit Gesang plus Akustikgitarre.
Zwar läßt sich auf From A Dying Ember kein alles überstrahlender Hit ausmachen, und das Material braucht ein wenig Anlaufzeit, aber ansonsten reiht sich auch dieser Schwanengesang würdig ins Schaffen von Falconer ein und wird sicherlich von so manchem Altfan mit einer Träne im Knopfloch immer mal wieder eingeworfen werden. Danke, Jungs – war schön mit Euch.



Roland Ludwig

Trackliste

1Kings And Queens4:40
2Desert Dreams3:58
3Redeem And Repent4:21
4Bland Sump Och Dy3:13
5Fool’s Crusade5:25
6Garnets And A Gilded Rose2:32
7In Regal Attire3:53
8Rejoice The Adorned3:41
9Testify4:18
10Thrust The Dagger Deep3:39
11Rapture6:37
12The Cauldron2:50
13Portals Of Light (Acoustic Version)3:37
14Long Gone By (Acoustic Version)3:47

Besetzung

Mathias Blad (Voc)
Stefan Weinerhall (Git, Keys)
Jimmy Hedlund (Git)
Magnus Linhardt (B)
Karsten Larsson (Dr)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger