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Reviews

Brahms, J. (Trio Sōra)

Sämtliche Klaviertrios


Info

Musikrichtung: Romantik / Kammermusik

VÖ: 06.04.2024

(La Dolce Volta / Naxos / 2 CD / DDD / LDV 132.3)

Gesamtspielzeit: 114:00

IM FREIEN FLUG

Mit dem ihrem mattierten Klang und dem unforcierten Zugriff, mit denen sich die drei Damen des französisch-österreichischen „Trio Sōra“ den Klaviertrios von Johannes Brahms zuwenden, gewinnen sie sogleich das Ohr (und Herz) des Zuhörenden. Brahms Musik tendiert vielleicht auch aus psychologischen Gründen – Stichwort „Perfektionsanspruch des Komponisten“ – gerade in Außensätzen zu einer gewissen Dichte, die sich als Überdruck bemerkbar machen kann.

Hier nicht: Der komplexe Diskurs mit seiner diffizilen Verzahnung der Motive und ihren ständigen Ableitungen und Verwandlungen – all das entfaltet sich mit einer Wärme und Feinheit des Tons, dass die Musik nie zu „voll“ klingt, sondern sich natürlich atmend in all ihren Facetten ausbreiten kann.

So kann man sich mit Pauline Chenais (Klavier), Fanny Fheodoroff (Violine) und Angèle Legasa (Cello) auf eine intensive Reise durch die Lebensalter des Komponisten begeben: Beginnend mit dem schwärmerischen Überschwang des jungen Tonkünstlers im op. 8 (nachgereift in der 2. Fassung des alternden Brahms) gelangt man über die intellektuelle Komplexität des zweiten Trios op. 87 zum konzentrierten Spätwerk op. 101. Und weil aller guten Dinge vier sind, bietet das „Trio Sōra“ auch Brahms Cello-Fassung seines Horn-Trios op. 40, ein oft wundersam kontemplatives Werk mit großen, frei schwingenden Bögen in den langsamen Sätzen. Das Cello übernimmt die Hornpartie auf den hohen Saiten, während die Violine vergleichsweise tiefe Register beisteuert. Es sei eine besondere Herausforderung gewesen, hier die richtige Farbe für ihr Instrument zu finden, so Angèle Legasa.

Die Sorgfalt, mit der die Interpretinnen hier wie auch sonst zu Werk gehen, steht der Spielfreude und auch einer gewissen Keckheit in den schnellen Sätzen, zumal den Scherzi, nicht entgegen. Sehr verinnerlicht gehen sie hingegen die ruhigen Sätze an, wobei besonders das zärtliche „Wiegenlied“-Andante-gracioso im dritten Trio berührt (ein Wiegenlied gibt es übrigens auch als Zugabe …).

Ein Vogel, der singt, während er fliegt – das bedeutet unter anderem der indianische Name „Sōra“. Mit dieser zweiten Produktion – den Auftakt machten 2020 die Beethoven-Trios – legt das „Trio Sōra“ einen weiteren musikalisch überzeugenden Höhenflug hin.
Schön ist schließlich noch die Aufmachung der Produktion beim neuen Label in Form eines kleinen gebundenen Büchleins mit einem ausführlichen Interview mit den Künstlerinnen.



Georg Henkel

Trackliste

Klaviertrios op. 8, op. 87, op. 101 und op. 40
Wiegenlied op. 49 Nr. 4 "Guten Abend, gut Nacht"

Besetzung

Trio Sōra: Pauline Chenais (Klavier), Fanny Fheodoroff (Violine) und Angèle Legasa (Cello)
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So bewerten wir:

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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger