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Reviews

Jeffreys, G. (Solomon´s Knot)

Lost Majesty - Sacred Songs and Anthems


Info

Musikrichtung: Renaissance

VÖ: 02.02.2024

(Prospero / Note 1 / 2 CD / 2022 / Artikelnr. PROSP0086)

Gesamtspielzeit: 86:01

Internet:

Solomon´s Knot

UNRUHIGE ZEITEN

Man kommt nicht umhin, spätes Mitgefühl mit George Jeffreys (1610-1685) zu empfinden und zugleich Parallelen zwischen seiner und unserer Zeit zu ziehen, wenn man sich dieser sorgfältig editierten und sehr hübsch aufgemachten Doppel-CD widmet:
Im Dienste der wohlhabenden Familie Hatton stehend, hatte Jeffreys sich als eine Art Faktotum und Haushofmeister vorrangig um die Verwaltung der Güter zu kümmen und als Sekretär seiner englischen Herrschaft zu fungieren. Sein eigentliches Interesse aber galt der Musik und hier vor allem jener Stilrichtung, die unter der Bezeichnung "stilo nuovo" an die Vorbilder Monteverdi und Gabieli anknüpfte. Ähnlich wie Richard Dering setzte Jeffreys mit geistlicher Musik dieser Art, die als italienisch-katholisch geprägt galt, allerdings politisch auf´s falsche Pferd. In den Wirren des britischen Interregnums, der Cromwell-Ära und den (kultur)politischen Grabenkämpfen einer gespaltenen, nicht selten zum Extremismus neigenden Gesellschaft, die auch noch von Pest und Kriegen geplagt wurde, blieb Jeffreys Musik - von Aufführungen wohl vornehmlich im privaten Rahmen - weitgehend unrezipiert. Selbst heute noch findet man von ihm allenfalls mal vereinzelt eine Hymne oder ein Anthem in Anthologien.

Das ist zu bedauern. Jeffreys Vokalmusik für 5 bzw. 4 Stimmen ist zeitlich der Brückenschlag zwischen den großen englischen Komponisten Byrd und Purcell. Stilistisch tönt sie allerdings erstaunlich konsequent venezianisch, wobei Jeffreys manche Kühnheiten noch weiter treibt als es seine Vorbilder taten: Gerne experimentiert er mit ausdrucksstarken Dissonanzen bzw. einer ausgefeilten Chromatik, gibt emotionsgeladender Deklamation innerhalb polyphoner Stimmkunst immer wieder Raum, bietet dem Hörer aber in homphonen Abschnitten auch Ruhepole an und versteht es in berückender Weise, dem Sinngehalt der vertonten Texte nachzuspüren. Man erlebt eine Welt, die musikalisch im Umbruch ist, deren Zagen und Unsicherheit, deren Düsternisse und Verwerfungen Spuren in der Musik hinterlassen, die all das nach komplexen Verwicklungen jedoch immer wieder hineinführt in die harmonisch perfekte, die "himmlische" Auflösung.

Das Ensemble Solomon´s Knot nimmt uns am Ort des Geschehens, nämlich dem inzwischen in weiten Teilen zur Ruine verkommenen Sitz der Familie Hattons, Kirby House (Northamptonshire), mit auf dieser Zeitreise. Die zehn Sängerinnen und Sänger, sekundiert nur von Theorbe und einer Truhenorgel, zelebrieren Jeffreys Musik mit hervorragender Hingabe und großer Präzision. Dass die beiden Sopranistinnen bisweilen zum gellenden, zugleich aber flackrigen Ton neigen, wird nolens volens durch die Tontechnik abgemildert, die sowohl die Höhen als auch die Tiefen eigentlich eher suboptimal kupiert.



Sven Kerkhoff

Trackliste

Hark, shepherd swains; Busy time this day; Brightest of days; Whisper it easily; Rise heart; thy Lord is risen; Look up, all eyes; The Lord in thy adversity; A music strange; What praise can reach thy clemency; Turn thee again; Awake my soul; How wretched is the state you all are in; In the midst of life; Turn thou us, O good Lord; Great and marvellous are thy works; He beheld the city

Besetzung

Solomon´s Knot
Jonathan Sells: Künstlerische Leitung
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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger