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Reviews

Diverse (Miller, T. – Ensemble Danguy)

Le Berger innocent - Konzerte für Drehleier & Musette


Info

Musikrichtung: Barock / Ensemble

VÖ: 05.01.2024

(Ricercar / Note 1 / CD / DDD / 2022 / RIC 448)

Gesamtspielzeit: 74:12

ARKADIEN, WIE ES SINGT & TANZT

Über die „Unschuld“ von Hirtinnen und Hirten kann man sicherlich streiten. Aber im 18. Jahrhundert blühten zumal in den aristokratischen und prosperierenden bürgerlichen Kreisen Frankreichs Fantasien über ein unverdorbenes ländliches Leben, über edle Liebe unter Schafen, Bienen und Blumen, mochten die tatsächlichen Verhältnisse auch alles andere als idyllisch sein.

Musikalisch fand diese Vorliebe für pastorale Romantik seinen Ausdruck in der Verwendung von Musetten, eine Art Luxus-Version der bäuerlichen Sackpfeife, und Drehleiern, die von diversen Komponisten mit einer enormen Menge von immer virtuoseren Stücken bedacht wurden, gerne auch im Duo, manchmal erweitert um ein Ensemble mit Singstimme und Continuo. So ließen sich die galanten Feste, denen man sich hingab, bukolisch ausstaffieren: Arkadien, wie es singt und tanzt.

Das „Ensemble Danguy“ legt nun unter der Leitung von Drehleierexperte Tobie Miller eine bunte Auswahl dieser Salon-Preziosen vor. Zwar haben sich vor allem Komponisten aus der zweiten Reihe in diesem Genre getummelt, allerdings durchaus qualitätvolle Werke hervorgebracht.
Von den auf dieser Produktion versammelten ist Joseph Bodin de Boismortier noch der bekannteste. Aufhorchen lassen die Sonaten für Drehleiern bzw. Musette von Jean-Baptiste Dupuits, die die klanglichen Möglichkeiten voll ausschöpfen und Violinen, Flöten oder Cembalofarben erzeugen. Vor allem die Sonate Nr. 6 für zwei Drehleiern wirkt erstaunlich modern: Im eröffnenden Largo reiben sich die ausdrucksstarken Dissonanzen, im folgenden Rondeau gibt es durch die vielen Flageoletts fast schon spektrale Effekte.

Das Ensemble war gut beraten, es bei einer solchen Sonate zu belassen und auf Abwechslung zu setzen. So kommt es nicht zu jenen klanglichen Materialermüdungen, die sich bei solchen Spezialinstrumenten schnell einstellen können. Statt dessen steuert unter anderem die Sopranistin Monika Mauch mit ihrer weißgoldenen Stimme einige vom Ensemble begleitete köstlich ausgezierte Airs bei. Und auch sonst ist das Ensemble toll aufeinander eingespielt und weiß genau, wie man brillanten Schwung mit dem Elegischen und Verspielten kombinieren muss, damit das Publikum in imaginäre Sehnsuchtswelten abtauchen kann. Das ist feinstes Rokoko in ebensolcher Darbietung – da möchte man an die Hirtenunschuld gerne glauben!



Georg Henkel

Trackliste

Louis Lemaire: Cantatilles "La Musette" & "Les Plaisirs champetres"
M. Ravet: Sonate Nr. 1 "La Champetre"
Jean-Baptiste Dupuits: Sonate a deux vielles Nr. 6; Suite d'Amusements en Duo Nr. 4
Servais Bertin: Air pour la vielle et la musette "Tu ne m'ecoutes point Lisette"
Joseph Bodin de Boismortier: Ginquieme Gentillesse
Jean-Francois Bouin: Divertissement Champetre Nr. 4 "Les Folies d'Espagne"
Anonymus: Le Berger innocent

Besetzung

Ensemble Danguy

Tobie Miller, Leitung & Drehleier
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