····· Ringo setzt sich den Stetson auf ····· Der Oktober 2024 wird zum MC5-Monat ····· Kool & the Gang kommen in die „Rock’n’Roll Hall of Fame“ ····· Isolation statt Desolation - The Sweet re-releasen ihr Corona-Album ····· Deep Purple laden Jefferson Starship als Special Guests ein ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Ingrid Laubrock

Monochromes


Info

Musikrichtung: Avantgarde/Jazz

VÖ: 15.09.2023

(Intakt)

Gesamtspielzeit: 39:18

Internet:

http://www.ingridlaubrock.com/
https://www.intaktrec.ch/

Die 1970 in Deutschland geborene Jazzmusikerin Ingrid Laubrock wurde bereits als Kind an die Musik herangeführt (Klavierunterricht, Chormusik), aber in der Zeit als sie in Großbritannien lebte (1989 - 2008), wandte sie sich dem Saxofon zu. 2008 zog die Protagonistin abermals um, in die USA, nach Brooklyn. Dort gründete sie verschiedene Bands und spielte mit zahlreichen bekannten Musikern*innen zusammen, von Kenny Wheeler und Billy Cobham über Siouxsie and the Banshees und Norma Winstone zu David Liebman oder Lol Coxhill. Zeitgenössische klassische Musik praktiziert sie ebenfalls mit dem Continuum Ensemble.

In Brooklyn gilt die Künstlerin als wichtige Figur im Bereich der Avantgarde, und nach einigen Veröffentlichungen wird nun Monochromes vorgelegt. Gleich vorab - ein "unbequemes" Werk! Die Presseinfo schreibt dazu:
»Monochromes« markiert ein neues Kapitel in ihrem Schaffen, insofern sie detailreiche Fixed-Media-Arbeiten als Ausgangspunkt für Improvisationen geschrieben und gestaltet hat. Damit legt Ingrid Laubrock ein künstlerisches Statement vor, das die Turbulenzen einer aus den Fugen geratenen Zeit reflektiert.

Die Platte enthält vier Abschnitte, eingearbeitet wurden von Laubrock komponierte Tonbandpassen mit den Klängen von Trompeten (Nate Wooley), Akkordeons (Adam Matlock), Percussion (Tom Rainey) und Harry Bertoia Sonambient Sculptures (improvisiert von JD Allen, David Breskin und Ingrid Laubrock).

Ja, das klingt in der Tat bereits sehr avantgardistisch und "nicht von dieser Welt". Eigentlich ist das Ganze auch nur ein Stück, das sich über die Spielzeit von gut neununddreissig Minuten ständig verändert, und das über einem Klangteppich eines Keyboards(?), dass wie ein Dauerton, an- und abschwellend, eine surreale Klanglandschaft bietet. Darüber improvisieren dann die Musiker, den Anfang macht Drummer Rainey. Später gesellen sich die Bläser dazu, die sich scheinbar quietschend zu unterhalten scheinen. Vom Free Jazz bin ich einiges gewohnt, doch das ist in der Regel auch mit mächtigem Druck verbunden, hier wird eine zunehmende, in Trance versetzende Stimmung erzeugt, die doch für Einige recht nervenaufreibend sein könnte. Es soll auch inspiriert worden sein vom Orchesterstück "Atmosphéres" von Ligeti, das kann ich durchaus nachvollziehen.

Das Thema lautet Improvisation, aufwühlend, kreischende kratzende und pfeifende Saxofonklänge, besonders in den reinen Soloparts, provokativ, frech und kratzig, turbulent. Anteil daran hat sicher auch der Einsatz einer elektrischen Harfe, die durchaus auch mal wie eine Säge klingen kann, oder wie ein böses Raubtier scheint es dann auch später zu fauchen, das klingt dann schon recht aggressiv. Dazu klappert und rattert es, rückwärts abgespielte Klänge höre ich, darüber ein sprechendes Saxofon, und bei etwa Minute sechsundzwanzig tritt Drummer Rainey dann wieder dazu und mit wuchtigen Schlägen scheint er alles zertrümmern zu wollen, trifft aber auf heftige Gegenwehr. Nun sind wir vollends im Free Jazz angelangt, jetzt kann ich die Musik sogar irgendwie "packen". In den letzten zehn Minuten wird es jedoch wieder ganz ruhig, teilweise scheint man gar nichts zu hören, ein Streicheln von Becken, Klingeln aus dem Hintergrund, dann schwellen wieder dumpfe Töne hervor, mitunter bedrohlich wirkend.

Ja, dass muss man in der Tat mögen, denn hierzu unvorbereitet einen Zugang zu finden, dürfte sehr schwer fallen. Ungeachtet dessen ist diese Musik sehr beeindruckend, sehr individuell und wirklich sehr schwer zu fassen. Auf jeden Fall hat Ingrid Laubrock etwas geschaffen, dass einzigartig ist.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Trumpets
2 Accordions
3 Percussion
4 Harry Bertoia Sonambient Sculptures

Besetzung

Ingrid Laubrock (tenor and soprano saxophone)
Jon Irabagon (sopranino saxophone)
Zeena Parkins (electric harp)
Tom Rainey (drums)
Tape pieces in order of appearance:
Trumpets: Nate Wooley
Accordions: Adam Matlock
Percussion: Tom Rainey
Harry Bertoia Sculptures: JD Allen, David Breskin & Ingrid Laubrock

Tape pieces composed by Ingrid Laubrock using sounds of trumpets (Nate Wooley), accordions (Adam Matlock), Percussion (Tom Rainey), Harry Bertoia Sonambient Sculptures (improvised by JD Allen, David Breskin & Ingrid Laubrock).
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger