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Reviews

Stormwitch

Stronger Than Heaven (Re-Release-Serie)


Info

Musikrichtung: Metal

VÖ: 2023 (06/1985)

(High Roller)

Gesamtspielzeit: 37:17

Internet:

http://www.hrrecords.de

Stromwitch-Re-Release-Serie, Folge 3



Auch mit Album Nr. 3 blieben Stormwitch ihrem Jahresrhythmus verpflichtet, wenngleich es die acht (bzw. mit Intro neun) neuen Kompositionen diesmal nur auf 37 Minuten Spielzeit bringen – aber das war in den Achtzigern ja ein durchaus gängiges Quantum, und hätten die Südwestler mehr gewollt, so hätten sie problemlos noch eine der diversen unveröffentlichten Nummern aus der ja noch nicht so lange zurückliegenden Frühzeit der Bandaktivitäten hinzuziehen können. Wie auch immer: Der bereits mit dem Vorgänger Tales Of Terror eingeleitete Imagewechsel ist auf dem Drittling einen Schritt weitergekommen, vielleicht auch anderthalb Schritte. Auf dem Backcover des Booklets taucht nämlich zum ersten Mal der Slogan „Masters of Black Romantic“ auf, und auch wenn die Band wohl kaum ahnen konnte, dass ein halbes Jahrzehnt später der Gothic Metal erfunden werden würde und in der Folgezeit Bands wie Pilze aus dem Boden schössen, zu denen dieser Slogan deutlich besser passen würde, so war doch das Bestreben festzustellen, eben keine Metalband von der Stange mit reinen pseudobösen Klischeelyrics sein zu wollen. Schon auf dem Vorgänger hatte man die Namen in englische Pseudonyme umgewandelt, und nun posierte man auch nicht mehr mit Nieten, Leder und Ketten, sondern in historischen Uniformen aus der Schneiderei von Karin Czirok. Wer sich in diesem Feld etwas besser auskennt als der Rezensent, kann sicherlich ergründen, welche Nationen und Epochen hier Pate standen, und der erwähnte halbe Schritt erklärt sich daraus, dass man diese Uniformen nicht zugeknöpft oder mit historischer Unterbekleidung trug, sondern offen und auf der nackten Haut; man war ja nach wie vor irgendwie Metal. Auf dem Cover finden wir dementsprechend auch die Hexen Biggi, Gesine und Sabine am Kochtopf, besonders zweitgenannte mit einer typischen Achtziger-Frisur ausgestattet. Was in der originalen Farbe noch fast parodistisch wirkt (das dürfte nicht die Intention gewesen sein), sieht in der silbrigen Variante des High-Roller-Re-Releases nunmehr aus wie platter Gothic Black Metal der Neunziger oder noch Schlimmeres.
Das pseudogruselige Intro mit Hexeneinmaleins läßt befürchten, dass das Quintett die Linie des Covers auch musikalisch fortzusetzen gedenkt, aber zum Glück belehrt einen „Rats In The Attic“ schnell eines Besseren: Geschickt verschleppte Strophen, eine vorwärtsdrängende Bridge und ein auf überraschende Weise eingebundener flotter Refrain, der auch noch großes Ohrwurmpotential mit sich bringt, paaren sich zu einem der besten Songs der Bandgeschichte, dem zur Krönung nur ein vielleicht noch einen Deut enthusiastischeres Solo fehlt, wenngleich das zu hörende durchaus auch Qualitäten besitzt. Mit Song 2 schalten Stormwitch üblicherweise ins Midtempo herunter, und das tun sie hier in „Eternia“ auch, allerdings die vorderen Strophenhälften halbakustisch gestaltend, und die vordere Solohälfte wird wieder mit Geschrei unterlegt, als habe der Leibhaftige jemanden an einer Stelle gepackt, wo derjenige das eher unangenehm findet. Der Soloausgang legt die Live-Mitmach-Aufforderung schon in der Studiofassung an, was assoziiert, dass dieser Song damals auch im Konzert dargeboten wurde. Ob das auch für das Epos „Jonathan’s Diary“ gilt, kann nicht entschieden werden – mit knapp siebeneinhalb Minuten haben wir jedenfalls die längste Nummer nicht nur dieses Albums, sondern der ganzen konservierten Stormwitch-Frühgeschichte vor uns. Pete Lancer darf in den Strophen-Zwischenspielen einige ungewöhnliche Muster trommeln, im Refrain spielt auch Bassist Ronny Pearson nicht unbedingt das, was man an dieser Stelle im 08/15-Metal erwarten würde (damit assoziierend, dass wir eben keinen solchen vor uns haben), und spätestens in diesem Song wird auch klar, dass Andy Aldrian sich abermals ein paar Prozente gesteigert hat, obwohl er schon auf den beiden Vorgängern zum fähigeren Teil der deutschen Metalsänger gezählt werden durfte. Das Epos selbst geriert sich im treibenden Midtempo, baut im Solo wieder einige ungewöhnliche Elemente ein und schaltet nach der Wiederkehr von Strophe und Refrain kurz vor Minute 6 plötzlich noch in Speed um, Aldrian in Vokalisen sehr weit nach oben führend – und diese extreme Höhe sitzt wie eine Eins, was das Können des Sängers eindrucksvoll verdeutlicht. Hinter dem Titel „Slave To Moonlight“ könnte man eine Ballade vermuten, aber die Nummer positioniert sich ziemlich genau auf der Speedgrenze und macht grundsätzlich Hörspaß, nicht zuletzt mit der folkigen Melodie in der Hinführung zum Solo – nur der Refrain wirkt hier ein klein wenig überhastet, und auf die Werwolfgeräusche hätte man sicher auch verzichten können.
Die B-Seite hebt mit dem Titeltrack an, dessen Call-and-Response-Struktur zu Beginn viel zu bemüht wirkt, während sich danach eine richtig starke Hymne entwickelt – ein strukturelles Pendant zur A-Seite, nur mit dem Unterschied, dass die antwortenden Chorgesänge hier nach dem Solo nochmal auftauchen und erstaunlicherweise auch hier der Schlußteil nochmal in Speed umschaltet. Das folgende „Ravenlord“ stellt den bei den eine halbe Generation jüngeren Traditionsmetalfans vermutlich bekanntesten Stormwitch-Song dar, wofür die HammerFall-Coverversion aus dem Jahr 1997 verantwortlich zeichnet, die sich auf der Glory To The Brave-Single befand und auch regelmäßig im Konzert dargeboten wurde. Wo HammerFall ein Element gefunden haben, das man mit Fug und Recht als „mystic“ bezeichnen könnte, wie sie es in den Liner Notes ihrer Masterpieces-Coversammlung taten, bleibt ihr Geheimnis – nach den einleitenden Rabenschreien entwickelt sich typischer starker melodischer Metal im treibenden Midtempo, abermals mit einem merkfähigen Refrain ausgestattet. Mit etwas stärker angedüsterter Grundstimmung kommt trotz abermals treibenden Midtempos „Allies Of The Dark“ daher, in dem Co-Engineer Tom Krüger ein paar sehr wirkungsvolle Keyboards reinzaubert und der Gitarrensound sich markant von dem des Restes des Albums unterscheidet. Lee Tarot packt im Solo dann auch noch ein paar neoklassische Läufe aus – klarer Fall, Yngwie Malmsteen war damals schon dicke da, auch wenn das Ganze hier so geschickt in den Gesamtsound eingebunden ist, dass man nicht an Abkupferei denkt. Der Closer „Dorian Gray“ bleibt instrumental, hebt akustisch an und härtet sich dann schrittweise – ohne Aldrians Gesangsleistung schmälern zu wollen, ist es doch einer der stärksten Songs des Albums, hier und da mit ein paar doppelläufigen Gitarren aus der Maiden-Schule ausstaffiert und ein würdiger Abschluß eines musikalisch über weite Strecken starken Albums, das wieder einen Tick glatter, aber auch eleganter als der Vorgänger daherkommt.
Der High-Roller-Re-Release besitzt wie erwähnt abermals eine silbrige Coveradaption auf dem Schuber und zudem eine Posterbeilage des Originals, falls sich das wirklich jemand freiwillig ins Zimmer hängen will. Die Bonustracks der 2004er Battle-Cry-Variante fehlen auch hier, und wie schon bei Walpurgis Night scheint das, was der Rezensent besitzt, der 2023er Re-Release eines 2019er Re-Releases von High Roller zu sein.



Roland Ludwig

Trackliste

1Intro0:32
2Rats In The Attic3:07
3Eternia3:58
4Jonathan’s Diary7:21
5Slave To Moonlight4:01
6Stronger Than Heaven4:38
7Ravenlord3:38
8Allies Of The Dark4:15
9Dorian Gray5:34

Besetzung

Andy Aldrian (Voc)
Lee Tarot (Git)
Steve “Snake” Merchant (Git)
Ronny Pearson (B)
Pete Lancer (Dr)
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So bewerten wir:

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11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger