····· Neues Solo-Album von David Gilmour im September ····· Evildead-Album wird mit einer ersten Single angekündigt ····· Alles ist =1 meinen Deep Purple auf ihrem kommenden Album ····· Sense of Fear, Heavy-Metal-Band aus Griechenland, veröffentlicht neue Single ····· Status Quo-Sommer-Tour in Deutschland ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Rowk

Same



Früher, vor Allem im Rock-Bereich, hätte man angesichts der Besetzung von einer Supergroup gesprochen. Im Jazz scheint es selbstverständlicher, dass sich Spitzenmusiker zu einem gemeinschaftlichen Projekt zusammenschließen, wie im Falle von ROWK vier Berliner Musiker. 2008 war es, dass Ronny Graupe, Oli Steidle, Wanja Slawin und Kalle Kalima die Band gründeten, der Name setzt sich aus den Vornamen der Vier zusammen.

Die gleichnamige aktuelle Veröffentlichung enthält neun Songs, von den Protagonisten wie folgt komponiert: Steidle ist verantwortlich für #1, Graupe für #2, 4, 8, Kalima für #3,6, 9 und Slavin für #5, 7. Mit den "Furious Elephants" startet es dann auch gleich recht furios, und innerhalb der gut drei Minuten wird deftig gerockt, mir fallen hierzu spontan The Flying Luttenbachers ein, die allerdings noch einen Tick freier zu Werke gingen. Die "Furious Elephants" weisen dann doch mehr Struktur auf, durch die beiden Gitarristen wird natürlich eine kraftvolle Klangwand aufgebaut, und dennoch bringt Slavin seine Jazz-Improvisation vehement unter, bis er von splitterndem Gitarrensound abgelöst wird, aber noch nicht so heftig, wie man es von Sonny Sharrock gewohnt ist.

Nach diesem mitreissenden und aufwühlenden Auftakt treten wir mit "Gibbon Hangout" in einen Ruhezustand ein, über schwebenden Gitarrensounds spielt Slavin schon fast hauchend, und nach kurzer Zeit wird es so richtig harmonisch, Steidle spielt einen sehr abwechslungsreichen, an Rock orientiertem, Rhythmus und improvisiert dazu, so dass das Schlagzeug nicht als reines Rhythmusinstrument fungiert. Und so bleibt es angenehm kantig und eckig im Ausdruck, eine gelungene Synthese von Jazz und Rock bestimmt den Ausdruck, einiges erinnert mich an jene britisch geprägte Szene der Siebziger.

Man spürt, dass die Band, angefangen von den Sechzigern, bewusst oder unbewusst, viele Elemente einbezogen hat. Zunächst fällt mir die Musik von Captain Beefheart ein, The Flying Luttenbachers hatte ich bereits genannt, dann muss ich an Acts wie Edi Nulz oder Capillary Action denken, und ich denke, auch moderne Strömungen aus dem Rock, aus Punk könnten durchaus in Nuancen Einzug gehalten haben.

Auffällig ist die abwechselnde Stimmung zwischen Ruhe und Unruhe, zwischen Gelassenheit und Kraft, und dabei hat sich ein individueller und innovativer Sound entwickelt, der voller Kraft strotzt, mitunter kurz vor einer Explosion. Der Fantasie scheint keine Grenze gesetzt worden zu sein, sehr interessant ist es, den beiden Gitarristen zu folgen, ob sie Passagen allein gestalten oder im Zusammenspiel einen ganz speziellen Sound schufen, der Hörern*innen höchstes Interesse abverlangen kann. Dabei klingt das sehr individuell und gleichzeitig können einige Assoziationen fließen zu einer langen Reihe von Gitarristen, die sich im Laufe der Zeit der Entwicklung der Jazz- und Rockmusik einen Namen gemacht haben. Auf jeden Fall sollte man sowohl Graupe als auch Kalima in diese Liste von innovativen Künstlern einreihen.

Reiner Jazz schiebt sich recht wenig in den Vordergrund, Slavin, den ich eher aus dieser Richtung kenne, trägt hier insofern eher zur Gestaltung der Fusion der Elemente bei, verliert hierbei jedoch nie seine Jazz-Sprache, nutzt er doch auch die Freiheit des Jazz und zwingt sich nicht in eine Art Fusion-Korsett. Als verbindendes Element, und wie ich bereits schrieb, auch als mitgestaltendes, sehe ich Steidle als druckvollen und treibenden Rhythmiker, also als wesentlichen Bestandteil dieser All-Star-Band, die sich mit Leidenschaft der Gestaltung der höchst mitreissenden Musik widmen und etwas geschaffen haben, dass hoch individuell ist. Dabei fällt auf, dass man wohl viel Wert auf Improvisation gelegt hat, auf spontane Gestaltung, so dass Strukturen manchmal erst im Augenblick entstehen, um auch rasch wieder verworfen zu werden. Insofern ist diese Musik durchaus eher "unbequem", dafür aber gewinnbringend, lässt man sich darauf ein.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Furious Elephants
2 Gibbon Hangout
3 Stock Market Crash On The Planet Booboo
4 Missed Opportunity
5 2/Steidle
6 Three Oboes With Some Milk, Please!
7 Rowk
8 Your Farewell Perfume
9 Fat Bear Of Korea

Besetzung

Wanja Slavin (alto saxophone)
Kalle Kalima (guitar)
Ronny Graupe (guitar, e-bass)
Oliver Steidle (drums, percussion)
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger