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Reviews

Unanimated

In The Light Of Darkness: The Covenant Of Death


Info

Musikrichtung: Black Metal

VÖ: 15.5.2020 (27.4.09)

(Century Media)

Gesamtspielzeit: 45:49

Internet:

http://www.facebook.com/unanimatedofficial

Nach dem Albumzweitling Ancient God Of Evil zerfielen Unanimated, und Versuche, die Band um die Jahrtausendwende wiederzubeleben, scheiterten an Drogen und Alkohol. Erst 2007 war die Situation zumindest temporär so weit gefestigt, dass wieder ein arbeitsfähiges Quartett zusammentreten konnte, nämlich die Besetzung des Zweitlings minus Gitarrist Jonas Mellberg, der zwischenzeitlich komplett aus der Metalwelt entschwunden war. Dieses Quartett spielte dann den 2009 erschienenen Drittling In The Light Of Darkness: The Covenant Of Death (der Untertitel steht weder auf dem Cover noch auf der Seitenzeile, sondern lediglich hinter dem Cleartray) ein, unterstützt durch einige Mitglieder von Watain, Necrophobic und Merciless, die sich an den Gitarrenleads beteiligten, während Jojje Bohlin nunmehr als Hauptkomponist fungierte, unterstützt allerdings durch Drummer Peter Stjärnvind, der drei der zehn Songs beisteuerte. Einen Stilbruch gibt es nicht, weder zwischen den beiden Komponisten noch im Hinblick auf das Gesamtschaffen der Band. Bassist Richard Cabeza behauptet zwar oft und gern, dass ihm Ancient God Of Evil viel zu zugänglich war und er es lieber deutlich roher und härter gehabt hätte, auch dass In The Light Of Darkness diesbezüglich viel eher seiner Linie entspräche. Der Rezensent hat offenkundig ein anderes Album gehört. Zwar stimmt es, dass bis auf ein paar Effekte so gut wie keine Keyboards mehr zu hören sind, aber die melodiendurchwobene Struktur bleibt unangetastet, zumal Bohlin eine ganze Menge relativ eingängiger durchgeriffter Melodien eingebaut hat, wenngleich auch diesmal ein offenkundiger „Hit“ abwesend bleibt, vom erstaunlich zugänglichen Refrain des Titeltracks mal abgesehen. Schon das instrumentale Intro „Ascend With The Stench Of Death“ spricht musikalisch seinem unangenehmen Titel eigentlich völlig Hohn und umgarnt den Hörer mit wohliger Melodik und einem traditionsmetallisch orientierten Gitarrensound, und im Prinzip setzt sich diese Linie auch fort. Dabei liegt das Tempo in überwiegend mäßigen Gefilden, kratzen Unanimated in „The Endless Beyond“ für ihre Verhältnisse sogar an Doom-Gefilden, so dass der kurze Prügelpart nach dem Intro eher wie ein Fremdkörper wirkt, während der originelle Dreiertakt-Part in der Mitte vornehme Zurückhaltung atmet. Der dem Intro folgende, fast siebenminütige Opener „Retribution In Blood“ baut immer noch einen zusätzlichen Schlenker ein, schlägt zahllose Haken und faßt sozusagen gleich das ganze Spektrum in einem Song zusammen. Und trotz obiger Feststellung, es gäbe keinen Stilbruch zwischen den beiden Komponisten, fällt doch auf, dass Stjärnvind mit „Diabolic Voices“ die speedlastigste Nummer beisteuert, die nur momentweise zurückschaltet. Dafür muß sich der Drummer im nicht von ihm komponierten Titeltrack zuschreiben lassen, unnötig in Aktionismus zu verfallen, wenn er unter die zur ersten Strophe hinführende Melodie, die dann auch den Refrain prägt, immer wieder abstruse Schlagzeugfiguren legt, die auch nach wiederholtem Hören so gar nicht passen wollen, zumal der Song selbst ansonsten einen eher beschwingten Grundrhythmus besitzt, den der Drummer wiederum äußerst geschickt in Szene setzt. Die erwähnte Zugänglichkeit geht freilich nicht so weit, dass Micke Jansson etwa in Cleanvocals verfallen würde – die entsprechenden Experimente des Vorgängers bleiben in der Schublade. Dafür kommt immer wieder der Eindruck auf, die Blastbeats wären eher pflichtschuldig eingestreut worden, selbst im relativ schnellen „The Unconquered One“ helfen sie nicht, den Gesamteindruck abzurunden. Kollege Andreas Matena sah das in seinem Review bei der Erstveröffentlichung ähnlich, aber doch anders, indem er eher den Mangel an tempolastigen Passagen bekrittelte. Man kann natürlich treffliche Spekulationen anstellen, wie „The Unconquered One“ mit konsequenter Blastuntermalung wirken würde. Andererseits ist Stjärnvind intelligent genug, „Enemy Of The Sun“ seinen Midtemporhythmus mit erneut erstaunlich schwingendem Hintergrund nicht zu nehmen, sondern nur hier und da eher unauffällig flottere Stakkati einzustreuen, die den schwingenden Rhythmus trotzdem beibehalten. Das ist übrigens die einzige Nummer, bei der Cabeza als Co-Komponist neben Bohlin genannt ist – und sie straft den Bassisten ganz klassisch Lügen: Wenn er einen roheren und unzugänglicheren Sound gewollt hätte, so wäre sein eigener Kompositionsbeitrag der erste Kandidat dafür gewesen, aber dieser liegt genau in der Gegenrichtung, wenngleich Bohlin und die Gitarrengäste hier tatsächlich nicht ganz so viele Melodiegirlanden herumwinden wie um das deutlich schnellere „Serpent’s Curse“. Stjärnvinds zweiter Songbeitrag „Death To Life“ mutet von der Melodik her hingegen tatsächlich ein wenig unzugänglicher an und koppelt ansonsten wie schon der Opener alle Tempolagen, während der Drummer in „Strategia Luciferi“, seiner dritten Komposition, auch Gitarre spielt, wobei der Zweiminüter zwar mit Vocals versehen ist, aber trotzdem nicht wesentlich mehr als ein Outro darstellt. Die Gitarren sind hier abgesehen von einer elektrischen Leadlinie Akustikgitarren, und im Hintergrund liegt noch eine Art Geräuschkulisse, was aber vielleicht auch die besagten Vocals, dann in etwas verfremdeter Form, sein sollen. Die Songtitel sollten klargemacht haben, dass die Schweden weiterhin ihr etwas aufgesetzt wirkendes böses Image pflegen, das man, will man Freude an ihrer Musik haben können, ausblenden können muß.
Nach dem Release von In The Light Of Darkness anno 2009 zerfielen Unanimated alsbald wieder, zumal auch Regain Records, ihr damaliges Label, das parallel auch die beiden Erstlinge wiederveröffentlichte, vom Pleitegeier gefressen wurde. In der aktuellen Re-Release-Serie bei Century Media ist auch der Drittling dabei und enthält als Zugabe im Booklet den dritten und letzten Teil des Interviews von Chris Dick mit Richard Cabeza, aber keinerlei Extrasongs, so dass Besitzer des Originals auf einen abermaligen Erwerb getrost verzichten können, während trotz der kritischen Worte für alle anderen Genrefreunde, die mit dem Image umgehen können, ein Check trotzdem lohnt. Die von Andreas damals gezückten 18 Punkte muten zwar etwas übertrieben an, aber eine starke Scheibe ist’s allemal.



Roland Ludwig

Trackliste

1Ascend With The Stench Of Death1:49
2Retribution In Blood6:43
3The Endless Beyond5:50
4Diabolic Voices4:52
5In The Light Of Darkness4:52
6The Unconquered One3:36
7Enemy Of The Sun5:48
8Serpent’s Curse4:44
9Death To Life5:22
10Strategia Luciferi2:10

Besetzung

Micke Jansson (Voc)
Jojje Bohlin (Git)
Richard Cabeza (B)
Peter Stjärnvind (Dr)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger