····· Neues Solo-Album von David Gilmour im September ····· Evildead-Album wird mit einer ersten Single angekündigt ····· Alles ist =1 meinen Deep Purple auf ihrem kommenden Album ····· Sense of Fear, Heavy-Metal-Band aus Griechenland, veröffentlicht neue Single ····· Status Quo-Sommer-Tour in Deutschland ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Vivaldi, A. (Carmignola)

The three seasons of Vivaldi - Violinkonzerte


Info

Musikrichtung: Barock

VÖ: 08.09.2023

(Arcana / Outhere / Note 1 / 3 CD / 2022 / Artikelnr. A550)

Gesamtspielzeit: 209:00

EIN BUND FÜRS LEBEN

Vielleicht braucht es eine solch lebenslange Verbundenheit, wie Giuliano Carmignola (Jg. 1951) sie zu Vivaldi pflegt, um das Werk eines Komponisten wirklich durchdringen und den hier beschworenen drei Lebensaltern nicht nur fachkundig, sondern auch lebensklug nachspüren zu können. Jede der CDs in dieser kleinen Box ist insoweit einem Abschnitt gewidmet und legt dabei offen, dass Vivaldis Musik keineswegs so konsequent und unwandelbar war, wie man oft meint. Die erste CD zeigt den Komponisten in den ersten Jahren seines Wirkens zwar bereits in der charakteristischen dreisätzigen Form des Concertos, aber vielfach bei aller Virtuosität noch traditionell gebunden. Die zweite CD stellt ausgewählte Konzerte nach dem Wendepunkt, jenem sensationellen europaweiten Erfolg der "Vier Jahreszeiten" vor - eine Bewegung hin zu einer mehr atmosphärisch gedachten Tonsprache, mit Mittelsätzen voller Süße und extravaganten Kontrasten in den Ecksätzen. Die dritte und letzte CD schließlich widmet sich dem Alterswerk, in dem Vivaldi sich zwar durchaus verstärkt Einflüssen aus ganz Europa öffnet, der neuen Mode der Galanterie á la Neapolitana sowie der zeitgenössischen Tendenz, das Virtuose zum Selbstzweck zu erheben, aber strikt verweigert.

Carmignola weiß all dies auf der Guarneri von 1733 mit schlankem, kristallinen und vibratofreien Violinton vorzuführen. Es entsteht beinahe der Eindruck einer Verschmelzung von Komponist und Interpret, so kongenial denkt und fühlt sich der Solist in Vivaldis Tonsprache ein, wobei die Betonung auf "Sprache" liegt. Die Überzeugungskraft liegt darin, dass Carmignola - noch mehr als bereits früher - nun wirklich jeder Phrase ihre idiomatische Bedeutung gibt, so dass in der Solo-Stimme nichts zufällig oder einfach hübsch, sondern alles stets ausdrucksstark rhetorisch durchgeformt tönt. Hier wird Vivaldi nicht auf die leichte Schulter genommen und seine Rückbindung an die Oper mitgedacht - die Violine als Sängerin. Es entstehen singende, sprechende Instrumentalkonzerte, die man dadurch selbst in einer solch geballten Reihung noch als nachgerade packend empfindet.

Natürlich trägt die Accademia dell'Annunciata dazu einen gehörigen Anteil bei, Carmignolas Ansatz punktgenau aufgreifend, dabei durchaus kantig und mit Drive musizierend und den Dialog zwischen Solostimme und Orchester mit dramaturgischem Feingespür entwickelnd. Das sehr klare, unmittelbare Klangbild der Aufnahme zeugt von hoher Sorgfalt bei der Produktion und veredelt diese sensibel mit dem letzten Schliff.



Sven Kerkhoff

Trackliste

Violinkonzerte RV 189,197,201,210,230,240,265,289,327,330,332,333,343,353,367,371,380,390

Besetzung

Giuliano Carmignola: Violine

Accademia dell'Annunciata
Riccardo Doni: Ltg.
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger