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Reviews

Cavalieri, E. de (Rotem, E.)

Lamentations


Info

Musikrichtung: Barock / Geistliche Musik

VÖ: 08.09.2023

(Panclassics / Note 1 / CD / DDD / 2023 / PC 10451)

Gesamtspielzeit: 72:14

MEDITATION & EXPRESSION

Obwohl von Emilio de’Cavalieri nur sehr wenige Werke erhalten sind, gehört dieser talentierte Komponist zu den Schlüsselfiguren an der Schwelle zweier Epochen. Mit seinem 1600 aufgeführten geistlichen Musikdrama „Rappresentatione di Anima, et di Corpo“ beteiligte er sich an der Entwicklung der frühen Oper, mit den schon früher entstandenen „Lamentationes Hieremiae Prophetae“ positionierte er sich am Übergang von der Renaissance-Polyphonie zum monodischen, generalbassbegleiteten Gesang des Barock.

Zwar sieht der Komponist für die biblisch überlieferten „Klagegesänge“ des Propheten Jeremia grundsätzlich noch eine Fünfstimmigkeit vor, diese aber wird als flexibles Ensemble gehandhabt: So finden sich in den „Lamentationen“ auch zahlreiche Soli und Duette. Charakteristisch ist überdies der rasche Wechsel von langsameren und schnelleren, mehr rezitierenden Abschnitten. Stil, Tonalität und Metrum ändern sich in enger Anbindung an die biblische Textvorlage und dramatisieren diese, wobei der Wahrheit der Worte falls nötig eine ebenmäßige harmonische Schönheit geopfert wird. Die neue Praxis einer affektgeladenen barocken Musik, die den Hörer in Herz und Seele treffen und bewegen möchte, kündigt sich unüberhörbar an.

Bei der Chromatik geht Cavalieri so weit, dass die Musik eigentlich spezielle Tasteninstrumente in reiner Stimmung erforderlich macht (er selbst hat drei Orgeln in Auftrag gegeben, bei denen die Oktave 19 statt 12 Tasten umfasst, um die geforderten Tonhöhen in reiner Stimmung darstellen zu können).
Um diese differenzierte Chromatik trotz der Seltenheit entsprechender Originalinstrumente aufführen zu können, hat das Ensemble „Profeti della Quinta“ die Klänge einer passenden italienischen Renaissance-Orgel gesampelt und die nötigen Extratöne künstlich erzeugt. Dazu treten dann noch Theorbe und Lirone. Dies und fünf stilsicheren Vokalsolist:innen von „Profeti della Quinta“ – mehr braucht es nicht, um Cavalieris bemerkenswerte Musik für die Vesperliturgien der Karwoche zu verlebendigen.

In einer ausgewogenen Mischung von Meditation und Expression gelingt dies der Sopranistin Perinne Devillers und ihren nicht minder eloquenten und tonschönen Gefährten Doron Schleifer, Loïc Paulin und Jacob Lawrence unter der Leitung von Elam Rotem, der zudem Bassgesang und Orgelspiel beisteuert.
Man sollte diese Musik freilich in angemessener Dosierung und mit viel Ruhe höhren, um die vielen subtilen Details erleben zu können.



Georg Henkel

Besetzung

Perrine Devillers, Sopran
Doron Schleifer, Countertenor
Loïc Paulin, Tenor
Jacob Lawrence, Tenor
Orí Harmelin, Theorbe
Elizabeth Rumsey, Lirone

Elam Rotem, Bass, Orgel & Leitung
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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger