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Reviews

Martinu, B. – Krása, H. – Kalabis, V. (Esfahani, M.)

Cembalokonzerte


Info

Musikrichtung: Moderne / Cembalo

VÖ: 03.02.2023

(Hyperion / Note 1 / CD / DDD / 2021 / CDA68097)

Gesamtspielzeit: 60:37

ELEKTRISIEREND

Diese neue Aufnahme mit dem Cembalisten Mahan Esfahani ist ein toller Wurf! Moderne Cembalokonzerte dreier tschechischer Komponisten des 20. Jahrhunderts bringt der vielseitige Musiker hier zusammen mit seinen hellwachen „BegleiterInnen“ vom Prager Radio-Sinfonieorchester auf das digitale Konzertpodium.

Es sind sämtlich Kammerkonzerte, meist in solistischer Besetzung der Orchesterstimmen – was wohl auch den Eigenarten des modernen Cembalos geschuldet ist, das hier, historisch korrekt, ein Modell in Rastenbauweise ist. Dieses kreuzt die Zupfmechanik der barocken Cembali mit dem modernen Klavierbau, der sich durch schwere Metallrahmen und hohe Saitenspannung auszeichnet, was zwar nie zu einem wirklich befriedigenden Klangresultat geführt hat, aber eben auch ein eigenes Kapitel der Musikgeschichte ist.
Diese neuere Cembalomusik klingt darauf jedenfalls idiomatisch, ein bisschen kühlglitzernd, fabrikmäßig und manchmal protoelektronisch.

Der experimentellen Moderne eines Hans Krása kommt dieser nadelfeine Präzisionssound sehr entgegen, vor allem im ersten Satz seines Konzerts von 1936, der an die geschärfte Rhythmik eines Stravinsky und die Maschinenbegeisterung der italienischen Futuristen denken lässt. Aber auch jazzige Schlenker wie im zweiten Satz lassen sich damit locker realisieren. Krásas Konstruktivismus stößt die Tür zu einer Moderne auf, die noch im Kommen war (der Komponist, der 1944 in Auschwitz ermordet wurde, durfte sie selbst nicht mehr erleben).
Verspielt, farbig und voller witziger Ideen gibt sich dagegen Bohuslav Martinús charmanter neoklassizistischer Dreisätzer aus dem Jahr 1935, der auf originelle und unterhaltsame Weise mit barocken Formbauteilen experimentiert.
Das jüngste Werk stammt von Viktor Kalabis, ein „postavantgardistisches“, aber trotzdem strenges Stück von 1975. Mit rund 30 Minuten Spielzeit ist es zugleich das längste hier vertretene Werk. Es schmilzt Tradition und Moderne zusammen zu einem sehr eigenen, persönlichen Stil mit starken Spannungs- und Ausdrucksmomenten und verlangt dem Cembalisten ein Maximum an Virtuosität ab.

Esfahani spielt auf seine unnachahmliche Weise kontrolliert entfesselt, hörbar tief verbunden mit diesem speziellen Repertoire, das für ihn essentiell die Qualität der tschechischen Kultur verkörpert. Und diese Hingabe, verbunden mit der technischer Perfektion und geistvollen Musikalität, bringen auch seine MitstreiterInnen für diese originellen Werke mit. Elektrisierend & preisverdächtig!
Auch klanglich wurde das Ganze fulminant realisiert und aufgenommen. Bleibt zu hoffen, dass man diese Werke dann auch im Konzertsaal wieder öfter hören kann …



Georg Henkel

Trackliste

1Bohuslav Martinu: Konzert für Cembalo & Kammerorchester
2Hans Krasa: Kammermusik für Cembalo & 7 Instrumente
3Viktor Kalabis: Konzert für Cembalo & Streichorchester

Besetzung

Mahan Esfahani (Cembalo, 1971)

Prague Radio Symphony Orchestra

Alexander Liebreich, Leitung
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So bewerten wir:

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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger