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Reviews

Biber, H. I. F. (Hirasaki, M. u. a.)

Rosenkranz-Mysteriensonaten


Info

Musikrichtung: Barock Violine

VÖ: 07.10.2022

(Passacaille / Note 1 / 2 CD / DDD / 2020 u. 2021 / Best. Nr. Passacaille 1088)

Gesamtspielzeit: 127:00

Geigerin Mayumi Hirasaki und ihren Continuo-MitstreiterInnen ist eine ebenso farbige wie prägnante Darstellung der „Rosenkranz-Mysteriensonaten“ des hochbarocken Meisters Heinrich Ignaz Franz Biber gelungen. Bei diesen Sonaten handelt es sich um virtuose Meditationsmusiken, die um die Geheimnisse des katholischen Rosenkranzgebetes kreisen und die Biber für seinen Herrn, den Salzburger Erzbischof, komponiert hat. Die Stilmixtur ist komplex, technisch und musikalisch fordernd. Biber mischt das Glitzern höfisch-virtuoser Kammermusik mit der Askese geistlicher Übungen: weltliche Tanzmusik und Programmmusik, Choralmelodien und besinnliche Kirchensonate gehen eine Synthese ein, wie sie so wohl nur im Barockzeitalter ersonnen werden konnte. Hört man da tatsächlich Vogelzwitschern bei der Kreuztragung?
Als esoterische Besonderheit kommt dazu, dass die Geige für jede Sonate umgestimmt werden muss. Diese sogenannte Skordatur ermöglicht es Biber insbesondere bei mehrstimmigen Spiel immer wieder neue harmonische Kombinationen zu verwenden und jeder Sonate eine charakteristische „Tönung“ zu verleihen. Für die Umsetzung im Rahmen einer Gesamteinspielung braucht es mehrere Geigen, die mit der jeweiligen Skordatur erst eingespielt werden müssen.

Hirasaki meistert ihren komplexen und ausladenden Part mit einem elastischen und wandlungsfähigen Ton, mit der sie der sprechenden Bildhaftigkeit und den unterhaltsamen wie auch atmosphärischen Qualitäten von Bibers Musik gleichermaßen gerecht wird. Nichts wird übertrieben – aber ebenso wenig weicht sie den ausdrucksvollen Extremen aus, die Biber in das Werk hineinkomponiert hat. Tänzerischer Schwung und weiträumig-meditatives Spiel finden glücklich zusammen und sorgen trotz der epischen Länge des Zyklus dafür, dass die Aufmerksamkeit der Zuhörenden nicht nachlässt.

Die Continuo-Gruppe ist mit Cembalo/Orgel, Theorbe, Gambe und Violone für eine solche Gesamteinspielung angemessen besetzt. Auch hier gilt: Die Freiheit des mit Improvisationen bereicherten Musizierens schlägt nicht um in Beliebigkeit. Ebenso wenig wird die Musik mit Farben überfrachtet, um sie interessanter zu machen. Vielmehr wird jeweils für jede Meditation eine passende Bass-Grundierung gefunden.

Eine Einspielung, die nicht nur fürstbischöfliche Ohren erbauen und begeistern dürfte!



Georg Henkel

Besetzung

Mayumi Hirasaki (Violine)

Jan Freiheit (Viola da gamba), Michael Freimuth (Laute & Theorbe), Johannes Loescher (Violone), Christine Schornsheim (Cembalo & Orgel) 
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger