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Reviews

Christian Muthspiel

Diary 1989-2022, Selected Recordings


Info

Musikrichtung: Jazz/Avantgarde

VÖ: 20.09.2022

(Universal Music)

Gesamtspielzeit: 147:02

Internet:

https://www.christianmuthspiel.com/
https://www.universal-music.de/
http://www.nuzzcom.com/

Christian Muthspiel(*1962) stammt aus einer musikalischen Familie, ist Sohn des Komponisten Kurt Muthspiel und Bruder des Jazz-Gitarristen Wolfgang Muthspiel. Der Österreicher studierte Posaune, klassisch und am Jazz orientiert, komponiert auch und spielt Piano.
Seit 2003 ist er vornehmlich als Komponist und Dirigent aktiv, unter anderem mit einem eigenen Zyklus sehr speziell programmierter Konzerte mit der "Camerata Salzburg“ und dem "Münchener Kammerorchester“. Aktiv in den Bereichen komponierter als auch frei improvisierter Musik war sein Bestreben stets, diese Formen miteinander zu verknüpfen.

Nun haben wir die Gelegenheit, uns mit dieser Doppel-CD, Diary 1989-2022, Selected Recordings einen repräsentativen Überblick über sein Schaffen während der genannten Jahre zu verschaffen. Gleichzeitig kann diese Kompilation ein Anreiz sein, sich mit bestimmten Schaffensphasen näher zu beschäftigen. Zweiunddreissig Titel stehen uns hierfür zur Verfügung, allerdings nicht chronologisch angeordnet. Der Bogen spannt sich von frühen Aufnahmen als Duo mit Bruder Wolfgang bis zum jüngsten Projekt, dem Orjazztra Vienna. Ferner stoßen wir auf seine Arbeit mit Renaissance-Musik in John Dowland-Projekten im Quartett mit Bassist Steve Swallow, Trompeter Michel Matthieu und Vibraphonist Frank Tortiller beziehungsweise im Trio mit Tortiller und Georg Breinschmid am Kontrabass.

"Dancing Tears" aus 2013 von der Platte "Tribute To John Dowland" eröffnet diesen vielseitigen Reigen, ein kurzer Song, getragen von Posaune und Trompete, ja, und die Stimmung geht in der Tat in Richtung jener Zeit, in der John Dowland wirkte. (ca.1563-1626) Unterstützung gibt es durch Vibrafon und den typischen Bass-Sound von Steve Swallow. In dieser Besetzung gibt es zwei weitere Stücke, #8 auf CD 1 und #5 auf CD 2.

So kann man sich anhand der informativen Angaben im Booklet diese Informationen abrufen, wann welche Songs in welcher Besetzung entstanden sind, auf welchen Originalveröffentlichungen sie einst erschienen und wo man sie auf der Doppel-CD findet.

Ganz unterschiedlich sind die Besetzungen, so gibt es Duette mit Steve Swallow (CD 1, #4/CD 2, #7, 14), Duette mit Ernst Jandl, dessen Stimme auf CD 1, #11-13, CD 2, #1, 10, 11 integriert wurde, oder ganz neu die große Besetzung des Orjazztra Vienna auf CD 2, #6. Im Quartettformat arbeitete Muthspiel auf anderen Songs, drei Stücke wurden eingespielt mit des Protagonisten "Yodel Group", und mit seinem Bruder Wolfgang gibt es ebenfalls Duo-Aufnahmen.

Im Grunde genommen ist es alles Jazz, in unterschiedlichen Ausprägungen, mitunter sehr avantgardistisch ausgerichtet, aber auch eher klassisch mit freiem Anstrich, wie zum Beispiel die hervorragende Trio-Aufnahme mit Gary Peacock und Paul Motian. ("Hanne")Interessant ist sicher auch noch das Duett, dass Posaunist Muthspiel mit dem Posaunisten Roland Dahinden mit "Second Song" bestreitet, ein sehr stimmungsvolles und sakral klingendes Stück mit einem sehr besonderen Ausdruck, es stammt von der Veröffentlichung "Trombone Performance" aus 1989.

CD 2 enthält den neuesten Song der Kollektion, "Homecoming", von der gleichnamigen parallel erschienenen Doppel-CD, die ich noch separat vorstellen werde. Aus meiner Sicht ist das ein sehr reifes und stimmungsvolles Arrangement, dass die Vorfreude auf diese aktuelle Veröffentlichung anheizt. Weitere Höhepunkte sind sicher der "Hosent' Raga" aus 2007 und "An Aftermath" aus der 1999er Veröffentlichung "Parts Of A Shattered Love Story", mit den Stimmen von DK Dyson und Anna Hauf.

Und so kann man nachvollziehen, wie rührig der Protagonist in den letzten dreiunddreissig Jahren tätig war, zarte Jazz-Melodien, skurriler Humor, Posaunenklänge, die mich an Albert Mangelsdorff denken lassen, ungewöhnliche Big Band-Arrangements, gar ein wenig Blues, und ganz viel Kreativität! Und das ist äußerst bemerkenswert, ein tolles Tagebuch!



Wolfgang Giese

Trackliste

CD 1:

1 Dancing Tears (2:16)
2 Der Kogler (1:57)
3 Against The Wind (4:13)
4 Himmelblau (3:47)
5 Solon I (1:25)
6 Dancing and Jumping (5:43)
7 Hanne (5:04)
8 Happy Tears (7:52)
9 Interlude 7 (0:54)
10 Du Annamirl Du (3:34)
11 zertretener mann blues (3:43)
12 schtzngrmm (3:35)
13 drottl & demokratie (6:02)
14 Interlude 1 (1:04)
15 II (10:34)
16 Ein schöner Verkehrter(8:23)
17 Second Song (3:47)

CD 2:

1 der wahre vogel (1:08)
2 Tiznit (2:13)
3 Dancing Teares Six (3:04)
4 Fallallallaa (6:01)
5 Tears of Love (7:26)
6 Homecoming (3:35)
7 [F]all Blues (4:56)
8 Hosent' Raga (11:17)
9 An Aftermath (8:31)
10 jeeeee (2:25)
11 de easchdn (1:15)
12 Homesick (8:01)
13 Dancing Teares Three (5:35)
14 Viennese Marketplace (1:50)
15 Auf der Strah (6:08)

Besetzung

Christian Muthspiel (trombone, piano, electric piano, recorders, voice, looper, conductor)
Wolfgang Muthspiel (guitars, looper, violin)
Anca Parghel, Anna Hauf, DK Dyson, Ernst Jandl, Sainkho Namtchylak (voice)
Anatoly Vapirov, Gerald Preinfalk; Nicolas Simion (saxophones & clarinet)
Michel Matthieu, Tomasz Stanko (trumpet, flugelhorn)
Roland Dahinden (trombone)
Benjamin Schmid (violin)
Franck Tortiller (vibraphone, marimba)
Reinhard Micko (piano)
Gary Peacock, Georg Breinschmid, Jerome Harris, Klaus Koch, Peter Herbert, Steve Swallow (bass)
Alex Deutsch, Bobby Previte, Paul Motian, Vladimir Tarasov (drums)
Orjazztra Vienna (orchestra)
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So bewerten wir:

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11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
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