····· Verlosung: Drei Mal zwei Tickets zur Record Release Party der Leipziger Metaller Factory of Art ····· Kurz nach seinem 80sten Geburtstag ist Maschine erneut auf #4 ····· Osterei - Luxus-Haydn auf Vinyl ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Konrad von Würzburg – Frauenlob – Tanhäuser u. a. (Bündgen, P.)

"Under der Linden" – Gesänge der Minnesänger


Info

Musikrichtung: Mittelalter Vokal

VÖ: 07.10.2022

(Ricercar / Note 1 / CD / DDD / 2022 / Best. Nr. RIC 447)

AUSGEFEILT

Sirenenhaft und fast ein wenig jenseitig, wie hier die Gesangskunst der hochmittelalterlichen deutschen „Minnesänger“ interpretiert bzw. „inszeniert“ wird. Wobei, wie der ausführliche Bookletbeitrag von Michael Eberle aufklärt, es sich eigentlich nicht um Lieder der Minnesänger, sondern von sogenannten Spruchsängern handelt. Denn der Minnegesang war eine Kulturform der höfischen Liebe und wurde von künstlerisch ambitionierten, doch qua Stand „dilettierenden“ Adeligen gepflegt. Hingegen waren die Spruchsänger professionelle nichtadelige Musiker, die von Hof zu Hof umherzogen und mit ihrer Kunst untereinander um die Gunst des adeligen Publikums wetteiferten. Sie sangen nicht nur von der Liebe, sondern auch über politische, philosophische, moralische Themen.

Eine Auswahl aus dem überlieferten Repertoire von sechs der zwölf großen Meister des deutschsprachigen Raums bieten der Countertenor Paulin Bündgen, die Sopranistin Clara Coutouly und das Ensemble Celadon. Sie gehen mit den überlieferten Quellen insofern frei um, als sie die einstimmigen Melodien mitunter mit zwei Stimmen singen, manchmal auch nur einzelne Worte oder Phrasen auf diese Weise oder in Form von Echo-Rufen akzentuieren. Dies vor allem bei den längeren vielstrophigen Stücken, die mit bis zu fünfzehn Minuten ein ganz eigenes Zeitmanagement offenbaren, das sich von der heutigen zerstreuten Zapping- oder Häppchenkultur unterscheidet.

Durch die beiden hohen Stimmen und die exquisite, aber sparsam gesetzte instrumentale Begleitung, die oft mehr atmosphärisch denn motivisch die feingewobenen Weisen umspielt, scheinen die Stücke per se in eine etwas irreal ferne, meditative Sphäre versetzt – und mit ihnen die Zuhörenden.

Unbeschadet der Frage, ob dies den damaligen Aufführungsgepflogenheiten entspricht, wird doch eines deutlich: Dies ist eben eine hochgradig ausgefeilte Kunst, die jedem grobgestrickten „archaischen“ Mittelalter-Klischee widerspricht. Es braucht im besten Sinne Muße für diese geschliffenen Wort-Ton-Gebilde.



Georg Henkel

Trackliste

Konrad von Würzburg, Frauenlob, Albrecht Lesch, Bruder Wernher, Dietmar von Aist, Konrad Marner, Tanhäuser, Walther von der Vogelweide

Besetzung

Ensemble Celadon

Clara Coutouly, Sopran

Paul Bündgen, Countertenor & Leitung
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger