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Reviews

Nathan Trent

The Stages Of Change


Info

Musikrichtung: Pop

VÖ: 01.04.2022

(Uptrent Records)

Gesamtspielzeit: 29:20

Internet:

https://www.nathantrent.com/
https://www.promotion-werft.de/

Der in Österreich geborene und in London lebende Musiker Nathan Trent heißt tatsächlich Nathanaele Koll und dürfte Eingeweihten sicher bekannt sein durch den European Song Contest und seinem Auftritt für Österreich im Jahre 2017. ("Running On Air")

Mit The Stages Of Change ist nun sein Debüt-Album erschienen. Gemäss Angaben des Promoters spiegelt der Titel des Albums die Entwicklung wider, die Trent in den letzten zwei Jahren persönlich und musikalisch durchgemacht hat. Jeder Song aus dem Album stellt eine der Phase seiner Veränderung dar, die ihn zu dem Menschen und Künstler gemacht hat, der er jetzt ist.

So soll die Musik des Albums Einflüsse aus Rhythm & Blues, Pop, Soul und Indie-Musik einbezogen haben, kombiniert zu etwas Neuem. Inhaltlich geht es um Themen wie mentale Gesundheit, Verlustängste, Depression, aber natürlich auch Liebe, Beziehungen und – wie in seinem Fall – Neuanfang. Dazu habe der Protagonist aus über 100 Songs diese zehn für das Album ausgewählt. Die Songinhalte kann man gut nachvollziehen durch die im separaten Booklet abgedruckten Texte.

So folge ich der Absicht des Musikers und lausche dem ersten Song, "Growing Pains". Und was erwartet mich? Nun, sofort "anspringender" sehr melodischer Pop, vorweg mit der sehr prägnanten Stimme des Protagonisten, gerade in den hohen Lagen vermag er Emotionen gut auszudrücken. Ja, ich kann nicht umhin, festzustellen, dass dieser Song ein Einstieg nach Maß ist, ein echter Hinhörer. Doch nachdem er vorbei ist, bemerke ich, dass man gut und gern noch etwas hätte aufwerten können. Denn das ist sehr viel auf typische Muster von aktuellen und "am Reißbrett" erzeugten Popsongs angelegt und kann kurz erwärmen, könnte jedoch leider nur eine kurze Halbwertzeit haben und spätestens nach dreimaligem Hören rasch verglüht sein. .

Und so zieht dieser Zustand seine Bahn. Waren die ersten beiden Songs noch recht zugänglich, so taucht mit "Late Night Friends" der erste wirklich belanglose Titel auf. Der Versuch, einen coolen Funksound hinzulegen, scheitert kläglich. Hier fehlt etwas ganz Spezielles, dass man für solche Musik braucht, egal, ob dieser R&B in den 50's, 60's, 70's oder 80's mit ihren jeweiligen Eigenarten gespielt worden wäre, nämlich Seele! Das klingt in der Tat nach Retorte, nach künstlicher Gestaltung, so, wie man es sicher auch bei entsprechender Begabung am heimischen Computer basteln könnte.

Schade eigentlich, denn mit seiner Stimme hat Nathan Trent ein Instrument zur Verfügung, das über Individualität und Qualität verfügt. Das einzig wirklich emotionale Element in der Musik ist daher der Gesang, die Begleitung ist durch die elektronisch geprägte Ausrichtung leider emotional sehr kalt gehalten, bis auf die Versuche der Gitarristen, ein wenig Feeling einzubringen.

Dazu mangelt es an der Qualität der Kompositionen, die einfach austauschbar sind und keine besonderen Merkmale aufweisen. Schließlich klingt fast jeder Song wie der andere und nach Ablauf der zehn Titel kann ich mich eigentlich an keinen wirklich gut erinnern, weil die entsprechenden Hooklines einfach Mangelware sind. Eine positive Ausnahme stellt hinsichtlich des Feelings, für die ersten zwei Minuten aber nur, der Song "I'll Get Over It", dar, bis er dann durch die donnernden Drums zerstampft wird. Ein dezenter Schlagzeugeinsatz, vielleicht mit einem sanft die Felle streichelnden Drum-Besen, wäre der Atmosphäre wesentlich dienlicher gewesen.

Vielleicht wäre es angebracht, einen anderen Produzenten zu wählen, um das im Grunde genommen vorliegende Potential des Musikers heraus zu kehren? Schade - Chance vertan...., bis auf "Growing Pains", das bleibt für mich der beste Song der Platte, und den spiele ich nun auch noch einmal zum Abschluss. Nun gut - in Richtung "08/15" tendiert die Musik insgesamt noch nicht, aber die Mehrzahl der Songs dürften nicht lange Bestand haben können.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Growing Pains
2 Liar
3 Late Night Friends
4 First Time
5 Faith
6 Miss Each Other
7 Underwater
8 I'll Get over It
9 Orbit
10 Still the Same

Besetzung

Joe Traxler (guitar)
Gabriel Geber (guitar)
Lukas Rausch (drums)
Johannes Römer (piano)
Nathanaele Koll (vocals, piano)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger