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Reviews

Brams, J. / Britten, B. / Prokofiev, S. (Errera)

Songs of Rain - Werke für Bratsche und Klavier


Info

Musikrichtung: Kammermusik

VÖ: 03.06.2022

(Genuin / Note 1 / CD / 2021 / Best. Nr. GEN 22769)

Gesamtspielzeit: 65:17

Internet:

Karolina Errera

REGENTROPFEN, DIE AN DEIN FENSTER KLOPFEN

Der Veröffentlichungszeitpunkt ist etwas eigenwillig gewählt, dürften die meisten von uns doch darauf hoffen, im Sommer möglichst wenig "Songs of Rain" zu hören. Obwohl: Viele der hier unter diesem Motto versammelten Stücke passen von der Atmosphäre her vielleicht tatsächlich eher zum warmen Sommerregen als zu stürmich-grauen Herbsttagen. In jedem Fall hat sich die junge Bratschistin Karolina Errera durchweg für hochemotionale Werke entschieden, die zwischen sanfter Melancholie und Untröstlichkeit changieren, dabei die Epochen von Dowland bis zu Prokofiev mühelos überbrücken.

Erreras Bratschenton ist warm, vielfach von verschatteter Fragilität, aber wenn nötig auch von schneidender Eindringlichkeit. Gerade etwa in Brittens Lachrymae-Zyklus macht diese Bandbreite und eine Ausreizen der Spielräume bis hin zur Geräuschahaftigkeit den Reiz ihrer Interpretation aus. Den mutigen Ansatz geht die Pianistin Lilit Grigoryan konsequent mit, den Flügel dabei in der Dynamik sensibel so ausbalancierend, dass die Bratsche ihrer Führungsrolle nie beraubt wird.
Romantische Klangsinnlichkeit prägt die Romanzen von Tschaikowsky und Rachmaninoff, aber auch "Julias Tod" aus Prokofievs "Romeo & Julia", hier gepaart mit hochdramatischen Momenten.

Zum Schwur kommt die Sache bei Brahms´ weit ausgreifender Regensonate, eigentlich für Violine und Klavier und damit ebenso wie die vorgenannten Stücke eine (stimmige) Transkription für die hier gewählte Besetzung. Brahms schrieb das Werk zum großen Teil unter dem Eindruck des tragisch frühen Todes seines Patenkindes Felix, des Sohns von Clara und Robert Schumann. Es ist durchzogen vom Gegensatz der Momente jugendlicher Unbekümmertheit und größtem Schmerz, aufbauend auf zwei Liedern entnommenen Themen. Das Liedhafte und Sangliche ist es dann auch, was Errera in den Vordergrund rückt. Ihre Deutung ist intensiv romantisch durchglüht, gelegentlich vielleicht sogar etwas drastisch auffahrend, wird am überzeugendsten aber bei nachdenklich versonnen in die Ferne schweifendem Ton.



Sven Kerkhoff

Trackliste

Peter Tschaikowsky: A Tear trembles op. 6 Nr. 4
Sergej Rachmaninoff: In the mysterious Silence of the Night op. 4 Nr. 3
John Dowland: If my Complaints could Passions move
Benjamin Britten: Lachrymae "Reflections on a Song of Dowland" op. 48
Serge Prokofiev: Death of Juliet aus Romeo & Juliette op. 64
Johannes Brahms: Nachklang op. 59 Nr. 4; Violasonate op. 78 "Regensonate"

Besetzung

Karolina Errera: Bratsche
Lilit Grigoryan: Klavier
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger