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Reviews

Hammerfall

Glory to the Brave


Info

Musikrichtung: Melodic (Speed) Metal

VÖ: 27.06.1997

(Nuclear Blast)

Gesamtspielzeit: 45:00

Internet:

http://www.hammerfall.net

Nach seiner explosionsartigen Entfaltung in den Achtzigern geriet der traditionelle Heavy Metal bald in eine gewisse Krise. Szeneintern wandten sich die Fortschrittlichen (und gute Teile der ständig nachwachsenden Jugend) von ihm ab und folgten eher der Schneller-und-härter-Bewegung, die über den Thrash zum Death Metal führte (der Terminus Black Metal war damals noch religiös definiert, nicht musikstilistisch, paßt hier argumentativ also nicht), während der große kommerzielle Erfolg das Überschreiten bestimmter Härtegrade ausschloß, weshalb der despektierlich so bezeichnete Hairspray-Metal in den Spätachtzigern finanziell viel lukrativer war als der traditionelle Metal. Trotzdem hielt diese Entwicklung auch weiterhin zahlreiche Combos nicht ab, sich neu oder weiterhin dem letztgenannten Stil zu widmen. Das änderte sich markant erst in den Frühneunzigern, als zwar Metallica mit einem Album voller gemäßigter Power-Metal-Nummern plötzlich etliche Millionen Platten verkauften (die Schwarze sollte freilich ihr einziges Zeugnis dieser Substilistik bleiben), aber die Plattenfirmen ebenso plötzlich die meisten Hairspray-Bands ins Nirwana schickten und statt dessen auf den im Underground schon lange angefahrenen Alternative- bzw. Grunge-Zug aufsprangen. Fortan mußte sich, wer als Hörer immer noch gern traditionellen Metal auf- bzw. einlegte, als Ewiggestriger bezeichnen lassen, und diverse Bands änderten ihren Stil entweder in Richtung besagter alternativer Sounds oder aber zu ganz anderen, gleichfalls im Trend liegenden Stilistika: Schon in den Achtzigern hatte sich im Underground eine Herangehensweise etabliert, die auf Stilgrenzen pfiff und Metal mit allen möglichen und unmöglichen anderen Stilen verschmolz. Das hatte mit Metal und Hardcore begonnen (und hieß damals Crossover, bevor der Terminus in den Neunzigern auch für andere Verschmelzungen inflationär gebraucht wurde) und nahm in den Neunzigern große Ausmaße an: Metal und Rap, Metal und Elektro, Metal und Klassik, Metal und Folk, Metal und Gothic – die Liste war lang und schuf die Voraussetzung für die enorme Vielfalt, die wir heute unter dem Dach des Metal genießen dürfen, wenngleich natürlich nicht jede Kombination jeder Band als gelungen einzustufen war und ist.
Unter all dem hatte der traditionelle Metal enorm zu leiden, auch medial übrigens. Der Metal Hammer bewegte sich so weit von ihm weg, dass er zwischenzeitlich sogar das Wort „Metal“ aus seinem Titel strich, und auch beim Rock Hard, wo noch einige Gralshüter der traditionellen Lehre saßen, mußte man mit Schlagzeilen wie „Ist der Metal tot?“ und dem Aspekt, dass die Heftseiten oft mit zahllosen stilistisch anders gelagerten Bands belegt waren, leben, während „kleinere“ Hefte wie Heavy, oder was!? oder Breakout zwar weiterhin einen größeren Anteil traditionellen Metals (oft und gern in der progressiven oder der an den klassischen Hardrock angelehnten Variante) boten, aber am Kiosk in der Provinz kaum erhältlich waren – und die diversen truemetallischen Fanzines mußte man sowieso direkt bei den Herausgebern oder bei gutsortierten Mailordern bestellen. Der Bandunderground lebte jedenfalls auch in der ersten Hälfte der Neunziger ungebrochen, und etliche der großen etablierten Bands konnten sich gleichfalls halten, ohne stilistisch irgendwelche Kompromisse eingehen zu müssen, worunter in Deutschland beispielsweise Blind Guardian zu nennen wären, während Helloween und Gamma Ray für zwei bzw. ein Album irritiert waren, aber dann schnell wieder auf den Pfad der traditionsmetallischen Tugend zurückfanden und Grave Digger das Kunststück fertigbrachten, sich nicht nur mit diesem scheinbar völlig antiquierten Sound zu reunieren, sondern nach der Reunion deutlich besser zu werden als in ihrer ersten Schaffensperiode in den Achtzigern. Im internationalen Maßstab in den frühen Neunzigern auf hohem Niveau neu etablieren konnten sich nur sehr wenige Bands, allen voran Iced Earth und Morgana Lefay. So bekam der Anhänger traditionellen Metals auch in der ersten Hälfte der Neunziger durchaus immer noch ein reichhaltiges Angebot seiner Leib-und-Magen-Speise vorgesetzt, wenngleich er dafür mitunter ein bißchen mehr suchen mußte und sich zudem der eine oder andere Blick über den Tellerrand nützlich machte.
Im härteren Underground hatte sich derweil eine unerwartete Entwicklung breitgemacht: Zahlreiche Musiker aus Death- oder Black-Metal-Bands (letzterer nun nicht mehr religiös, sondern stilistisch definiert) besannen sich auf ihre traditionsmetallischen Wurzeln und begannen, Elemente dieses traditionellen Metals in ihre extremeren Musizierformen einzubauen. Da viele der maßgeblichen von ihnen in Südschweden wohnten, pflegte man das neue Subgenre, das sich alsbald herausbildete, auch als Göteborg-Death Metal zu bezeichnen, ehe sich der bis heute dominierende Begriff Melodic Death Metal etablierte. Das Ganze geschah in durchaus unterschiedlichen Maßstäben: Während beispielsweise Afflicted, die auf ihrem Debüt Prodigal Sun noch technischen Death Metal fabriziert hatten, auf ihrem Zweitling Dawn Of Glory komplett in eine Art „Judas Priest mit etwas rauherem Gesang“-Variante überwechselten, spielte Edge Of Sanitys Tausendsassa Dan Swanö mit dem Spaßprojekt Steel (unter Beteiligung diverser Opeth-Musiker) gleich eine komplett traditionsmetallische Single ein, während Crystal Age ihrem Death Metal einen leicht futuristischen Anstrich hinzufügten, die Death Metaller Necronomic nicht nur ihren Stil gen Traditionsmetal, sondern auch ihren Bandnamen wechselten und fortan Nocturnal Rites hießen und Gates Of Ishtar aus dem Black Metal kamen, aber trotzdem schon auf ihrem 1993er Debüt eine Nummer von W.A.S.P. coverten. Hauptstoßrichtung war allerdings, den deathmetallischen unmelodischen Gesang beizubehalten (ggf. eher kreischend als growlend) und mit traditionsmetallischen Gitarrenharmonien und –soli anzureichern, wofür In Flames und Dark Tranquillity (neben At The Gates) die Prototypen lieferten, allerdings auf durchaus unterschiedliche Weise: In Flames eher kompakt und Maiden-Stilistika einflechtend, Dark Tranquillity deutlich verspielter, was auf The Gallery im weitgehenden Verzicht auf Riffdominanz zugunsten vielfach umschlungener Gitarrenmelodien gipfelte.
Ausgehend von dieser Basis beschlossen einige Musiker von Ceremonial Oath, In Flames und Dark Tranquillity anno 1993, eine Band zu gründen, die sich ausschließlich dem traditionellen Metal widmen sollte: Oscar Dronjak hatte einen Song in dieser Richtung geschrieben, der „Steel Meets Steel“ hieß, und er und diverse Kumpane schafften sich zusätzlich noch die Covernummern „Red, Hot And Heavy“ (Pretty Maids) und „Freedom“ (Alice Cooper) drauf und nannten sich HammerFall. Der mit Dark Tranquillity ziemlich beschäftigte Sänger Mikael Stanne mußte allerdings für einen bevorstehenden Wettbewerbsgig passen. Ergo stieß Joacim Cans zur Band, eigentlich nur als Aushilfe für diesen Gig, doch er erwies sich als das perfekte noch fehlende Puzzleteil, und so konnte der Spaß Fahrt aufnehmen: Man schrieb einige weitere Songs und beschloß letztlich, eine komplette Platte aufzunehmen. Was von dieser das nominelle Quintett und was die „guest performers“ einspielten, wird vielleicht, soweit noch nicht bekannt, irgendwann von irgendwem mal in einem Special ans Tageslicht gezerrt werden – immerhin feiert Glory To The Brave, wie man das Ergebnis taufte, anno 2022 sein 25jähriges Jubiläum. Das nominelle Quintett jedenfalls sah Cans (bisher bei Highlander, dem Bandvorläufer von Lost Horizon, aktiv – dass er auch bei den deutlich extremeren Luciferion dabei war, wird in der Literatur gelegentlich behauptet, aber konkrete Beweise hat zumindest der Rezensent nicht und vermutet eine Verwechslung mit dem tatsächlich bei Highlander und Luciferion aktiv gewesenen Wojtek Lisicki) am Mikrofon, Oscar Dronjak (einst bei Ceremonial Oath und Crystal Age) an der einen Gitarre, Glenn Ljungström (parallel auch bei In Flames) an der anderen Gitarre, Fredrik Larsson (auch bei Crystal Age und außerdem noch bei None) am Baß und schließlich Jesper Strömblad an den Drums (ebenfalls von In Flames bekannt, dort aber hauptamtlich Gitarrist und nur zu Debützeiten nebenamtlich Drummer). Von diesen fünf sind zwei bis heute, also 25 Jahre später, durchgängig dabeigeblieben (Cans und Dronjak) und ein weiterer, der sich nach dem Debüt davongemacht hatte, später wieder dazugestoßen (Larsson, seit dem siebenten Album No Sacrifice, No Victory, erschienen anno 2009, wieder dabei) – nicht schlecht für eine anfängliche reine Spaßband, aber auch das Grunddilemma deutlich machend, als die Spaßband plötzlich mehr und mehr Zeit fraß und die eigentlichen Hauptbands in den Hintergrund zu geraten drohten. Das war bei Cans und Dronjak kein Problem, wohl aber bei Ljungström, Larsson und Strömblad, so dass auf dem Albumzweitling Legacy Of Kings dann schon drei Neue spielten, wovon zwei freilich nicht neu waren, weil sie auf Glory ... schon unter den „guest performers“ aufgelistet sind: Gitarrist Stefan Elmgren und Drummer Patrik Räfling, wobei letzterer im Glory ...-Booklet sogar schon abgebildet ist (wenn auch kleiner als die anderen fünf). Warum, das ist einer der mittlerweile bekannten Punkte der Einspielsituation: Er spielt auf der kompletten Glory ...-Platte Schlagzeug, während Strömblad nur nominell aufgeführt, aber nicht zu hören ist, sagen die Quellen. Räflings offizieller Einstieg war dann offensichtlich bereits beschlossene Sache, als Glory ... im Juni 1997 letztlich herauskam. Eigentlich hatte Vic Records zugegriffen, ein kleiner, aber überwiegend geschmackssicherer niederländischer Indie – wäre die CD dort erschienen, hätte sie trotz aller musikalischer Klasse aber vermutlich nie die eingangs erwähnte musikhistorische Bedeutung erlangt, denn die marketingtechnischen Möglichkeiten des Einmannbetriebs hielten sich in überschaubaren Grenzen. Aber dann bekamen Nuclear Blast Wind von der Sache (sie hatten auch schon In Flames unter ihren Fittichen), lizenzierten die Scheibe (gelegentlich wird behauptet, es habe bei Vic schon eine Erstpressung gegeben, aber weder die Encyclopedia Metallum noch Discogs führen eine solche auf – möglicherweise liegt eine Verwechslung mit Victor Records vor, die die Platte in Japan herausbrachten) und brachten sie mit großer Marketingmacht auf den Markt. Der hier tippende Rezensent, damals gerade in den Kinderschuhen des Musikjournalismus steckend, hörte die Bandhymne „Hammerfall“ auf einem der frühen Rock-Hard-Sampler und wurde von den viereinhalb frisch-fromm-fröhlich-freien melodicspeedigen Minuten (okay, es sind genaugenommen nur dreieinhalb, weil hinten noch ein großer einminütiger Epic-Metal-Block dranhängt) genauso weggepustet wie Tausende andere Leute da draußen, so dass es ihn trotz des Status als wenig begüterter Student am Montag nach dem freitäglichen Veröffentlichungstermin in einen gutsortierten Leipziger Plattenladen wehte, der das Werk auch tatsächlich vorrätig hatte, so dass ein Exemplar den Besitzer wechselte, fortan rauf- und runtergehört wurde und noch heute einen Ehrenplatz in der stark angewachsenen Tonträgerkollektion einnimmt, zumal es sich naturgemäß um die Nuclear-Blast-Erstpressung handelt, die sich von späteren Pressungen dadurch unterscheidet, dass noch keine URL einer Bandhomepage abgedruckt war, weil die Spaßband offensichtlich schlicht und einfach noch keine Homepage hatte – das Label hingegen schon, und Nuclear Blast durften sich über einen überwältigenden Erfolg der Scheibe freuen, was zugleich zum musikgeschichtlichen Status als Initialzündung für die Labels beitrug, ihr Augenmerk wieder verstärkt auf den traditionellen Metal und dort nicht nur auf die alten Überlebenden, sondern auch wieder auf neue Bands zu legen. So kamen aus Donzdorf nicht allzulange Zeit später die Debütalben von Narnia und Primal Fear auf den Markt, und andere Labels zogen nach, wobei das Phänomen, dass (ehemalige) extremere Metaller nun traditionellen Metal spielten, kein Einzelfall blieb: Auch hinter Supreme Majesty beispielsweise, die auf Massacre anno 2001 mit Tales Of A Tragic Kingdom eine der besten Melodic-Metal-Scheiben der Musikgeschichte herausbrachten, steckten Leute aus extremeren Bands, u.a. von Mortum, Hellspell und Non Serviam. Wie bei jedem Trend tummelte sich alsbald freilich auch jede Menge Durchschnitt auf dem Markt, aber am grundsätzlichen Status des traditionellen Metals wurde zumindest für die nächsten 25 Jahre, also bis heute (die Glaskugel des Rezensenten ist gerade defekt und ein Blick in die Zukunft daher schwierig), nie wieder so negativ gerüttelt wie damals in den Frühneunzigern, und das ist das grundlegende Verdienst von Nuclear Blast, von HammerFall und von Glory To The Brave: das Bewußtsein für die bleibenden Werte des traditionellen Metals wieder einer breiteren Publikumsschicht vermittelt zu haben. Dass HammerFall im seither vergangenen Vierteljahrhundert trotz einiger Qualitätsschwankungen keinerlei stilistische Bocksprünge, sondern lediglich vorsichtige Stilergänzungen vorgenommen haben, spricht grundlegend Bände: „A metal heart is hard to torn apart“, taten sie in ihrer Bandhymne stolz kund, und an einem solchen prallen auch peinliche Diss-Versuche unbeschadet ab, die der Band immer mal entgegengeflogen kamen. Aber Neid muß man sich eben auch erarbeiten. Die Attacke eines frustrierten Black Metallers, der 2002 in einer Göteborger Bar mit einem Bierglas auf Cans einschlug, hatte da schon anderes Kaliber, aber der Sänger kam glimpflich davon und blieb uns bekanntermaßen bis heute erhalten.

Es stellt sich nach all der musikgeschichtlichen Einordnung nun noch die Frage, was wir in den exakt 45 Minuten Spielzeit von Glory To The Brave denn nun zu hören bekommen. Nun, HammerFall spannen das Spektrum quasi über die gesamte Bandbreite, die man von einem melodischen (Speed-)Metal-Album erwarten kann. Fünf der Kompositionen bieten überwiegend Speed vom Faß, darunter vier Eigenkompositionen und die Coverversion der Scheibe, nämlich „Child Of The Damned“ von Warlord, die zugleich unter Beweis stellt, dass die Herrschaften intensive Szenekenntnis und guten Geschmack hatten. Wer sonst wäre 1997 auf die Idee gekommen, eine Nummer von Warlord zu covern? (Mit Stormwitch fand sich auf der folgenden Glory To The Brave-Single noch ein weiterer zu diesem Zeitpunkt semiobskurer Geheimtip, an den sich nur geschmackssichere Altmetaller noch erinnerten, und das setzte sich dann über die Jahre hinweg fort – neben Bekannteren wie Accept oder Rainbow coverten HammerFall auch Bands wie Picture, Heavy Load, Chastain oder gar Pokolgép, die zu dem jeweiligen Zeitpunkt nur gewisse Kenner und Liebhaber auf dem Schirm hatten.) Schon der Opener „The Dragon Lies Bleeding“ aber fällt in die Speed-Kategorie und überrennt den Hörer mit hoher Musiziergeschwindigkeit, frenetischer Gitarrenarbeit, immenser Spielfreude, klaren und merkfähigen Melodien, einer interessanten, aber nicht überladenen Struktur und nicht zuletzt einem großartigen Refrain, der sich allerspätestens beim zweiten Durchlauf in der Großrinde des Hirns festgesetzt hat und dort ebensowenig wieder zu entfernen ist wie diejenigen der anderen acht Songs. Das sind die Tugenden, wie sie der geschmackssichere Traditionsmetaller liebt und wie er sie in der Bandhymne „Hammerfall“, in der erwähnten Coverversion, in „Steel Meets Steel“ und in „Unchained“ in ähnlicher Weise und vergleichbarer Qualität nochmals vorgesetzt bekommt. In „Hammerfall“ und „Unchained“ deuten ausgedehnte epische Midtempoparts aber bereits an, dass die Schweden einerseits die Kunst des Kontrastierens beherrschen, ohne dass daraus Beliebigkeit entsteht, dass sie aber andererseits nicht auf die reine Speedschiene festgelegt sind. Zwei große Midtempohymnen beweisen das noch zusätzlich, beide von sehr unterschiedlicher Bauart: „Stone Cold“ beackert klassisches Accept-Territorium (und lieferte Udo Dirkschneider im Refrain kurioserweise gleich noch einen Albumtitel für sein kommendes Soloschaffen), während „The Metal Age“ mit atmosphärischen Keyboards, feisten Doublebassteppichen und epischer Breite in Richtung des klassischen Epic Metal schielt und zugleich innerhalb der Albumstilistik die Brücke zu den beiden noch nicht genannten Songs schlägt. Da wäre zum einen „I Believe“, eine gefühlvolle Halbballade klassisch-metallischer Bauart und die einzige der acht Eigenkompositionen, bei denen keiner der beiden Bandgründer Strömblad und Dronjak mitgeschrieben hat, sondern Cans mit Peter Stålfors (später bei Dream Evil zu Bekanntheit gekommen) zusammengearbeitet und den Song möglicherweise bereits fertig mitgebracht hat. Die Krönung von Glory To The Brave stellt aber der Titeltrack dar, am Ende des Albums plaziert und mit Abstand der längste der Songs – eine epische Halbballade, die mit Worten kaum adäquat zu beschreiben ist, zwischen äußerster Fragilität und voluminöser Breite geschickt changierend und das in diversen Refrains schon eingesetzte Stilmittel der großen Männerchöre auf die Spitze treibt, schicksalhaft vom Tod von Cans‘ Großvater Klas Fors und dessen Bewältigung durch die Hinterbliebenen kündend, womit der Song auch textlich zum Glanzlicht des Albums wird, das sich ansonsten einmal in die Geschichte der Kreuzzüge begibt („Steel Meets Steel“), einmal im intensiven einsamen Geschehen samt Durchhaltewillen verbleibt („I Believe“), einmal ein postapokalyptisches Szenario malt („Stone Cold“) und ansonsten zwischen klassischem „Hurra, wir spielen Heavy Metal“ und nicht minder klassischem „Mit Schwert und Streitroß gegen den gegnerischen König, den Drachen oder andere Feinde“ pendelt. Als die markantesten Zeilen aber haben sich die im epischen Schlußteil von „Hammerfall“ entpuppt, und daher seien sie als Abschluß dieser Abhandlung in Gänze zitiert:
„Just follow your heart, don’t listen to the crowd
The wisdom, the voice is calling from inside
The time long forgotten will soon come again
Prepare for the meeting, the Gods of Metal reign“

Diese Prophezeiung hat sich bewahrheitet, kann man 25 Jahre später konstatieren – und sie ist ein klein wenig eine selbsterfüllende Prophezeiung gewesen, aber hat zugleich harter Arbeit und überzeugender Musikalität bedurft, ohne dass dabei der Spaß an der Sache verlorengeht. All das demonstriert Glory To The Brave in unnachahmlicher Weise, und selbst wenn HammerFall dieses Niveau nie wieder erreichen oder gar übertreffen konnten, ändert das nichts an der Tatsache, dass dieses Album in irgendeiner Form in jede vernünftige Traditionsmetalsammlung gehört (einige neuere Editionen bieten noch das Stormwitch-Cover „Ravenlord“ als Bonustrack, das wie oben erwähnt original von der Glory To The Brave-Single stammt) und alles andere als die Höchstnote völlig albern wäre.



Roland Ludwig

Besetzung

Joacim Cans (Voc)
Oscar Dronjak (Git)
Glenn Ljungström (Git)
Fredrik Larsson (B)
Jesper Strömblad (Dr, theoretisch)
Patrik Räfling (Dr, praktisch)
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