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Reviews

Nevermore

Dead Heart In A Dead World


Info

Musikrichtung: Power/Thrash/Progressive Metal

VÖ: 13.09.2000

(Century Media)

Gesamtspielzeit: 56:30

Ja, Ende der 90er, Anfang der 2000er war die Luft aus dem Heavy Metal irgendwie ein wenig raus. Auf der einen Seite wurde eine Band wie Hammerfall groß, obwohl sie doch nur alten Wein in neuen Schläuchen servierte. Auf der anderen Seite standen so genannte Nu-Metal-Kapellen wie Korn oder die Rap-Rocker Limp Bizkit, die für einen (noch) jungen Metalfan, der sich mehr für Thrash, Prog und (echten) Power Metal interessierte, absolut indiskutabel waren.

Tja, und dann kamen Nevermore. Irgendwie war mir der Name geläufig. Ebenso der eine oder andere Song. Dass es eine Art Nachfolgeband zu Sanctuary war, die zwei im truemetallischen Untergrund absolut verehrte Platten einspielten, hatte man auch im Hinterkopf. Das vierte Album der Seattler Band erwischte den Redakteur allerdings eiskalt.

Was war das?! Moderne Klänge, aber mit grandiosem, leidenschaftlichem Gesang, bretthart aber immer wieder mit grandiosen Melodien gesegnet? Thrashig und auch leicht progressiv, dann aber auch wieder straight genug, um sofort zu packen? Wow, haste nicht gehört! Tatsächlich stellte Dead Heart In A Dead World eine neue Evolutionsstufe im Sound der Band dar. Kurz vorher hatte Gitarrist Jeff Loomis die siebenseitige Axt entdeckt, die er voll integrierte und sich auch sonst auf erstaunliche Art und Weise austobte. Auch wenn dezente Power-Tupfer von Sanctuary noch etwas spürbar sind, waren es vor allem die dissonanten, herunter gestimmten Grooves, die das Bild des Albums maßgeblich prägten. Es wurde ordentlich geknüppelt und mit technischen Spielereien um sich geworfen.

Thrash, Prog, Groove und straighter amerikanischer Power Metal wurden zu etwas Neuen und Spannenden zusammen gewürfelt. Bei allem Saitenzauber musste Loomis froh sein, dass er sich auf seine Rhythmusgruppe verlassen konnte, welche die Songs stark nach vorne trieb. Vor allem Schlagzeuger Van Williams ist ein ganz großer und allemal eine Erwähnung wert. Und da wäre natürlich noch der Gesang von Trauerweide Warrel Dane. Seit jeher nicht gerade für seine fröhlichen Texte bekannt (bereits der Vorgänger Dreaming Neon Black war ein deprimierendes Konzeptalbum), tauchte er auch hier mal wieder in die Düsternis hinab und schrieb zahlreiche vielleicht etwas bedeutungsschwanger klingende, aber mitreißende Texte.

In Sachen Songs schöpfen Nevermore aus den Vollen. Zusammen mit Produzent Andy Sneap hat man elf Nummern kreiert, von denen man keine wirklich missen möchte. Gleich die Eröffnung „Narcosynthesis“ zeigt den Weg der 2000er-Nevermore. Schweres, modernes Riffing, nach vorne gehender Rhythmus, brutales Flair und später ein großer Refrain. Das hat gesessen! „We Disintegrate“ schlägt in eine ähnlich Kerbe, nur dass Sänger Dane seine alten Screams hervor holt. Weitere Kracher mit Abschädelpotenzial: der moderne Power-Thrash von „Engines of Hate“, das sehr straighte „Inside Four Walls“ oder das großartige, dynamische „The River Dragon Has Come“.

Man hatte aber noch mehr zu bieten, als nur reine Abrissbirnen. Das getragenere, deprimierende „Evolution 169“ wartet mit einem feinen zum Text widersprüchlich sanften Refrain auf. „Believe In Nothing“ ist schon fast heimeliger Melodic-Metal. Und da wäre natürlich noch die grandiose, leidenschaftliche Power-Ballade „The Heart Collector“, die sich zur großen Hymne von Nevermore mausern sollte. Gerade diese Nummern zeigen, dass sich hinter Nevermore nicht nur beängstigend gute Techniker, sondern vor allem auch gute Songwriter verstecken. In dieser Hinsicht sollte man die Coverversion von Simon & Garfunkels „The Sound of Silence“ erwähnen, die sich textlich geradezu für dieses Album anbietet. Den Oldie hat man komplett zerlegt. Übrig blieb der Text. Musikalisch hat man es dafür mit der härtesten Nummer der Platte zu tun, welche das Original nach dunkler und abgründiger erscheinen lässt.

Dead Heart In A Dead World hat den Test der Zeit bis heute bestens überstanden – was man von der Band selbst leider nicht behaupten kann, die sich mit dem Ausstieg von Van Williams und Jeff Loomis mehr oder weniger auflöste. Zurück blieben Sänger Warrel Dane und Bassist Jim Sheppard, die danach die Vorgänger-Band Sanctuary wieder belebten. Am 13. Dezember 2017 ist die Stimme von Dane dann leider endgültig verstummt...



Mario Karl

Trackliste

1Narcosynthesis5:31
2We Disintegrate5:11
3Inside Four Walls4:39
4Evolution 1695:51
5The River Dragon Has Come5:05
6The Heart Collector5:55
7Engines of Hate4:42
8The Sound of Silence5:13
9Insignificant4:56
10Believe in Nothing4:21
11Dead Heart in a Dead World5:06

Besetzung

Warrel Dane: Gesang
Jeff Loomis: Gitarren
Jim Sheppard: Bass
Van Williams: Schlagzeug
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So bewerten wir:

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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
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19 bis 20 Überflieger