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Reviews

Elvis Presley

Elvis back in Nashville


Info

Musikrichtung: Gospel / Pop / Weihnachtslieder / Country-Pop

VÖ: 12.11.2021 (1971)

(Columbia / Legacy / Sony)

Gesamtspielzeit: 296:03

1970 war Elvis für eine gute Woche ins Studio gegangen und hat Material eingespielt, das die Basis für drei Alben war, die in den folgenden Monaten erscheinen sollten. Die kompletten Sessions sind vor einem Jahr als 4-CD-Set erschienen.

Das Erfolgsmodell von 1970 wurde 1971 kopiert. Und so war der King vom 15. bis 21 Mai 1971 erneut im Studio, nachdem ein erster Aufenthalt im März aus gesundheitlichen Gründen bereits am ersten Tag abgebrochen werden musste. Wie 1970 gab es auch 1971 später (vom 8. bis 10. Juni) weitere Sessions.

Die 1971er Sessions werden jetzt in exakt dem gleichen Format veröffentlicht, wie die des Vorjahres; d.h. 4 CDs in einer Tonband-großen Pappbox in Tonband-Optik mit 28-seitigem Beiheft.

Eine Spannung, die auch bei den Aufnahmen teilweise erkennbar ist, bestand darin, dass RCA Material für ein Weihnachts-, ein Gospel-, ein Pop-Album sowie einige Singles bestellt hatte, Elvis aber inspiriert vom damals aktuellen Folk-Boom eher an einem Album zwischen Country und Western und Folk interessiert war.

Die Strategie der Plattenfirma bestand jedoch eindeutig darin unter rein kommerziellen Aspekten zu veröffentlichen, ohne auch nur im Mindesten auf künstlerische Aspekte oder die Integrität des Sängers zu achten.

Kommerziell gesehen haben RCA Recht behalten, was aber auch daran gelegen haben mag, wie die Alben promotet wurden. Elvis sings the wonderful World of Christmas und das Gospel-Album He touched me war zwar nicht sofort Superhits, mauserten sich aber langfristig zu respektablen Katalogalben. Für He touched me erhielt Elvis seinen zweiten Grammy. Das Country/Folk-Album ist nie erschienen. Elivs now war eher so etwas wie eine konzeptlose Verwertung der unterschiedlichsten Songs, die enttäuschte und chartmäßig ähnlich floppte, wie die Singles, auch wenn es über die Jahre dann irgendwann doch noch zu einer Golden Schallplatte langte.

Abgesehen von einer stilistischen Verschiebung, mit der sich Elvis immer weiter von seinen Rock’n’Roll Roots entfernt, die 1971 kaum noch zum Tragen kommen, besteht der Hauptunterschied zu den 1970er Aufnahmen, die ansonsten in fast identischer Besetzung aufgenommen worden sind, darin, dass 1971 bereits häufig Background-SängerInnen mit im Studio waren.

Die vier CDs, die nun unter dem Titel Elvis back in Nashville erschienen sind, unterscheiden sich deutlich. Hörbar sind vor allem die beiden ersten. Zu Beginn der Sessions hat sich Elvis mit seinen Wünschen durchsetzen können. Hier finden sich eine Reihe engagiert eingesungener Songs im teilweise sogar leicht rockigen Country-Pop-Gefilde, z.B. das kraftvolle „Padre“, ein von Elvis besonders stark eingeforderter Titel, oder das flotte, Rhythmus betonte „Fools rush in“. Auf die Länge gesehen versank das Ganze aber in einem Meer aus Schnulz.

Das verstärkt sich auf der zweiten CD. Der Druck, insbesondere Material für das Weihnachtsalbum zu liefern, das als erstes erscheinen sollte, wuchs. Für Highlights auf der zweiten CDs sorgen dann vor allem einige Gospel-Nummern, wie z.B. „There is no God but God“, „I, John" oder besonders „Put your Hand in the Hand“. Zu Beginn schleicht sich mit „Seeing is believing“ sogar noch ein richtig flotter poppige Rock’n’Roll-Nummer ins Programm und zum Ende hin hat der King zwei Mal den Blues, so dass das Remake von „ I'll be home on Christmas Day“ aus den Juni-Sessions, wesentlich besser kommt als die ebenfalls enthaltene Mai Version. Stark kommt aber vor allem das auf dieser Box völlig ungewöhnliche, zur langen Blues-Jam ausufernde „Merry Christmas Baby“.

Auch die CDs 3 und 4 haben ihre Momente – die Power-Hymne „Love me, love the Life I lead”, die weiche Country Ballade „Early Mornin' Rain”, die Tom Jones-artige Pop-Hymne „I’ve got Confidence”, der swingende Crooner-Song „I will be true” oder „It’s still here” wieder mit starker Gospel-Power. Auf die Dauer wird das wiederholte Hören dieser beiden CDs aufgrund der vielen Proberaumpausen, -Abbrüche und -Neueinsätze aber eher anstrengend.

Nicht zuletzt aufgrund der Aufmachung wird aber auch Elvis back in Nashville zum Schmuckstück.



Norbert von Fransecky

Trackliste

CD 1
1 The first Time ever I saw your Faces (Takes 11-12) (4:14)
2 Amazing Grace (3:34)
3 Early Mornin' Rain (3:02)
4 (That's what you get) for lovin' me (2:14)
5 Help me make it through the Night (2:51)
6 Until it's Time for you to go (4:03)
7 Don't think twice, It's alright (unedited) (9:16)
8 It's still here (4:44)
9 I'll take you home again Kathleen (2:30)
10 I will be true (2:34)
11 Padre (2:34)
12 Fools rush in (where Angels fear to tread) (2:55)
13 My Way (Takes 2-3 Master) (6:26)
14 I'm leavin' (3:54)
15 It's only Love (2:50)
16 You can make the Morning (4:02)
17 Love me, love the Life I lead (3:21)
18 Until it's Time for you to go (Remake) (3:48)

CD 2
1 He touched me (2:39)
2 I've got Confidence (2:45)
3 Seeing is believing (3:02)
4 He is my Everything (2:40)
5 Bosom of Abraham (1:36)
6 An Evening Prayer (1:55)
7 Lead me, guide me (2:41)
8 There is no God but God (2:19)
9 A Thing called Love (2:29)
10 I, John (2:16)
11 Reach out to Jesus (3:14)
12 Put your Hand in the Hand (3:23)
13 Miracle of the Rosary (2:09)
14 O come, all ye Faithful (2:51)
15 The first Noel (2:10)
16 On a snowy Christmas Night (2:49)
17 Winter Wonderland (2:20)
18 The wonderful World of Christmas (2:00)
19 It won't seem like Christmas (without you) (2:42)
20 I'll be home on Christmas Day (3:49)
21 If I get home on Christmas Day (2:52)
22 Holly Leaves and Christmas Trees (2:12)
23 Merry Christmas Baby (unedited) (8:41)
24 Silver Bells (2:28)
25 I'll be home on Christmas Day (Remake) (3:48)

CD 3
1 It's only Love (Takes 8 & 9) (4:52)
2 Love me, love the Life I lead (Takes 5 & 6) (4:00)
3 We can make the Morning (Master mit Backing Vocs) (4:04)
4 I'm leavin' (Take 1) (5:06)
5 Johnny B. Goode (Impromptu Performance) (1:07)
6 Padre (Takes 1 & 11) (3:32)
7 Lady Madonna (Impromptu Performance) (1:44)
8 Fools rush in (where Angels fear to tread) (Take 6) (3:14)
9 Are you lonesome tonight? (Fragment impromptu Performance) (0:15)
10 I will be true (Takes 1 & 2) (4:22)
11 It's still here (Takes 1 & 3) (4:16)
12 Help me make it through the Night (Takes 1 - 3) (3:31)
13 (That's what you get) for lovin' me (Take 1) (3:50)
14 Until it's Time for you to go (Take 5) (4:20)
15 Early Mornin' Rain (Takes 1 & 11) (4:49)
16 I shall be released (Impromptu Performance) (0:59)
17 Don't think twice, (It's alright) (Remake) (11:11)
18 Put your Hand in the Hand (3:19) (Rehearsal & Take 1) (4:36)
19 Amazing Grace (Takes 1 - 2) (5:28)

CD 4
1 Miracle of the Rosary (Take 1) (2:17)
2 The Lord's Prayer (Impromptu Performance) (2:31)
3 He touched me (Takes 1-2) (5:16)
4 I've got Confidence (Take 1) (3:13)
5 An Evening Prayer (Takes 1-2) (2:57)
6 Seeing is believing (Takes 1,2 & 4) (4:08)
7 A Thing called Love (Take 3) (3:50)
8 Reach out to Jesus (Takes 1,2 & 9) (4:38)
9 He is my Everything (Take 1) (3:58)
10 There is no God but God (Takes 1-2) (3:16)
11 Bosom of Abraham (Takes 2-3) (2:50)
12 I'll be home on Christmas Day (Take 3) (5:34)
13 It won't seem like Christmas (without you) (Takes 1 & 6) (3:40)
14 If I get home on Christmas Day (Take 3) (2:55)
15 Holly Leaves and Christmas Trees (Take 4) (2:36)
16 Silver Bells (Take 1) (5:18)
17 I'll be home on Christmas Day (Take 4) (4:24)
18 Winter Wonderland (Take 7) (3:33)
19 O come, all ye Faithful (Take 2) (4:21)
20 I'll be home on Christmas Day (Remake Takes 1,4,5 & 10) (6:00)

Besetzung

James Burton (Git)
Charlie McCoy (Mundharmonika, Orgel, Perc)
Chip Young (Git)
Norbert Putnam (B)
David Briggs (Keys)
Glen Spreen (Orgel <16. Mai>)
Joe Moscheo (Piano <18.-19. Mai>)
Jerry Carrigan (Dr, Perc)
Kenneth Buttrey (Dr)

The Imperials (Voc)
The Nashville Edition (Voc <15. März>)
Mary Hollady (Voc)
Ginger Hollady (Voc)
Millie Kirkham (Voc)
Temple Rise (Voc)
June Page (Voc)
Sonja Montgomery (Voc)
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So bewerten wir:

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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
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