····· Zwischen Grunge und Pop suchen Woo Syrah ihren Weg ····· Der zweite Streich von Billy Idol neu und erweitert ····· Die Hamburger Ohrenfeindt sind „Südlich von Mitternacht“ auf der Überholspur ····· BAP gehen auf Zeitreise in ihre besten Jahre ····· David Hepworth erzählt die Geschichte vom Tonstudio neben dem Zebrastreifen ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Popol Vuh

Seligpreisung / Coeur de Verre / Agape-Agape Love-Love / Cobra Verde


Info

Musikrichtung: Krautrock / Filmmusik

VÖ: 26.11.2021

(BMG)

Internet:

http://www.popolvuh.nl
http://www.promo-team.de

Neben der neuen Popol Vuh Vinyl Deluxe Box Vol. 2 – Acoustic & Ambient Spheres mit vier LPs, erscheinen die Alben auch als Einzel CDs, die hier einzeln vorgestellt werden.

Seligpreisung:

Mit Seligpreisung, ursprünglich 1973 erschienen, setzten Popol Vuh nach Hosianna Mantra ihre religiös geprägten Texte weiter fort. Wie der Plattentitel schon verrät, geht es hier um die Bergpredigt mit den sogenannten Seligpreisungen aus dem Matthäus-Evangelium (Mt 5-7). Diese werden – ohne weitere Ausschmückung – gesungen. Die Liedtitel enthalten sozusagen schon den kompletten Text. Nun muss man sich den Gesang allerdings als zusätzliches Instrument vorstellen. Die Texte werden mehr als Klangfarbe genutzt. Man versteht sie kaum. Und das macht vielleicht auch den Reiz der Musik aus.

Musikalisch bewegt sich Popol Vuh in einer eher ruhigen, friedlichen Stimmung, die natürlich auch zu den Texten passt. Akustischen Krautrock, der – mit kleineren Ausnahmen - in Richtung Ambient tendiert. Getragen wird die Musik hauptsächlich vom Klavier und auch der akustischen Gitarre. Hin uns wieder ist auch die E-Gitarre mit schönen Melodien im Vordergrund. Doch am meisten trägt die Oboe, wunderbar gespielt von Robert Eliscu, zur getragenen Stimmung bei. Seine Melodien weisen schon ins klassische Genre, ohne dass die Musik in ihrer Anlage davon verändert würde.

Seligpreisung ist sehr entspannende Musik und dennoch ernst und etwas schwermütig. Sicherlich nicht die schlechteste Platte von Popol Vuh und sehr empfehlenswert!

Einzelbewertung: 17


Coeur de Verre / Herz aus Glas

Coeur de Verre / Herz aus Glas erschien im Original im Jahr 1977. Die Besetzung von Popol Vuh hatte sich verändert. Natürlich war noch Florian Fricke am Piano und Daniel Fichelscher an den Gitarren und der Percussion an Bord, doch mit Mathias von Tippelskirch an Flöte und Al Gromer an Sitar (der im Kosmos von Popol Vuh kein Unbekannter war), ist die Besetzung – wie bei den meisten Veröffentlichungen der Band – im Wandel.

Die Musik auf Coeur de Verre / Herz aus Glas ist rein instrumental gehalten, wie man es von einem Soundtrack erwartet. Denn das Album gehört zum gleichnamigen Film von Werner Herzog – eine immer wiederkehrende Konstante während des Bestehens der Band. Dies macht dann auch deutlich, dass die Musik Stimmungen zu Bildern erzeugen soll. Oft funktioniert das nur mit dem entsprechenden Filmbildern. Im Falle von Popol Vuh ist dies nicht der Fall, denn die Gruppe war musikalisch eigentlich prädestiniert, um Bildern mit ihrer sphärischen, fast schon tranceartigen Musik zu unterlegen und so kann Coeur de Verre / Herz aus Glas auch ohne Bilder überzeugen. Besonders das Sitar-Spiel von Al Gromer im Zusammenspiel mit der E-Gitarre von Daniel Fichelscher, sind hier sehr gelungen. Auch wenn die Kompositionen zumeist von Florian Fricke stammen, machen die Mitspieler den Charme der Musik aus.

Coeur de Verre / Herz aus Glas ist Musik, auf die man sich einlassen muss. Sie zeugt jedoch von der großen Musikalität der Gruppe. Hier kann man nicht viel falsch machen.

Einzelbewertung: 16


Agape-Agape Love-Love

1983 erschien das Album Agape-Agape Love-Love. Popol Vuh bzw. Florian Fricke, beschäftigen sich hier mit dem Thema der Gottesliebe. Manchem gefallen der der religiöse Unterbau der Band nicht, bzw. er wird ignoriert. Doch ganz offensichtlich gehört er zur Musik, die mit ihren fast schon rituellen Klängen auf Gott hingewandt ist. Popol Vuh versuchen mit ihrer ‚weltlichen‘ Musik eine Verbindung zur göttlichen Liebe und Geborgenheit zu erschaffen. So kann man Titel, wie “The Christ is near“ oder eben “Agape-Agape“ deutlich besser einordnen.

Auch wenn mit Florian Fricke, Daniel Fichelscher und Renate Knaup bei drei Mitgliedern der Band Gesang steht, darf man das nicht im reinen Sinn verstehen. Der oft mehrstimmige Gesang bietet eher Klangtexturen, die die Musik noch unterstrichen. Ausnahme ist der Titel “Agape-Agape“, dessen Text auch auf dem Digipack abgedruckt ist. Hier wird die Frage gestellt, warum man immer noch schläft, auch wenn die Erkenntnis vorhanden ist.

Agape-Agape Love-Love überzeugt einmal mehr mit seiner hypnotischen Musik und auch mit seinem gedanklichen Unterbau, der sicherlich für Jedermann so akzeptabel ist. Nicht das Highlight in der langen Geschichte der Band aber doch von sehr guter Qualität.

Einzelbewertung: 15


Cobra Verde

Bei Cobra Verde handelt es sich wieder um eine Filmmusik für Werner Herzog. Im Original 1987 veröffentlicht, kann die recht düstere Musik auch 2021 noch bestehen. Sicherlich, Filmmusiken sind ja immer so ein Fall, doch Florian Fricke gelingt es immer wieder, dass die Musik sowohl für den Film geeignet ist, aber auch für sich alleine bestehen kann.

Die Musik arbeitet vermehrt mit dem Synclavier, wodurch weite Klanglandschaften entstehen, welche die Filmbilder sicherlich hervorragend unterstreichen (ich kenne den Film leider nicht). Doch auch Sänger des Chores der Bayerischen Staatsoper bilden einen großen Unterschied zu den bisherigen hier vorgestellten Veröffentlichungen von Popol Vuh, erschaffen sie doch nochmals eine zusätzliche Ebene im Klangkosmos der Band, die nur noch aus Florian Fricke, Daniel Fichelscher und Renate Aschauer-Knaup bestand.

Weshalb der Originaltitel “Die singenden Mädchen von Ho, Ziavi“ in der neuen Ausgabe durch eine Version von “Om Mani Padme Hum 4“ ersetzt wurde, kann ich nicht sagen. Schade ist es allemal. Dennoch überzeugt auch dieses Album in großen Teilen.

Einzelbewertung: 14

Die Wiederveröffentlichungen kommen allesamt in einem Digipack mit eingelegtem Booklet. Die Aufmachung ist stets sehr ähnlich, so dass es wie aus einem Guss wirkt. Manche Texte und Fotos wiederholen sich leider immer wieder. Hier hätte man mehr Abwechslung und spezifischere Texte zu den jeweiligen Veröffentlichungen einarbeiten können. Dennoch sind die Einzel-CDs schön gestaltet. Insgesamt empfehlenswert. Die durchschnittliche Bewertung ergibt dann aufgerundet:



Ingo Andruschkewitsch

Trackliste

Disk 1: Seligpreisung
1. Selig sind, die da hungern... 6:01
2. Tanz der Chassidim 3:16
3. Selig sind, die da weinen... 5:07
4. Selig sind, die da willig arm sind.. 3:13
5. Selig sind, die da Leid klagen... 3:39
6. Selig sind die Sanftmütigen,... 2:33
7. Selig sind, die da reinen Herzens sind... 2:33
8. Ja, sie sollen Gottes Kinder heißen.. 2:43
9. Be in love (Bonustrack) 4:5

Disk 2: Coeur de Verre / Herz aus Glas
1. Engel der Gegenwart 8:18
2. Blätter aus dem Buch der Kühnheit 4:19
3. Das Lied von den hohen Bergen 4:11
4. Hüter der Schwelle 3:47
5. Der Ruf 4:43
6. Singet, denn der Gesang vertreibt die Wölfe 4:15
7. Gemeinschaft 3:51
8. Earth View (Bonustrack) 4:09

Disk 3: Agape-Agape Love-Love
1. Hand in Hand 2:53
2. They danced, they laughed, as of old 4:52
3. Love, Life, Death 1:29
4. The Christ is near 3:51
5. Love-Love 5:20
6. Behold, the drover summonds 5:52
7. Agape-Agape 4:56
8. Why do I still sleep 7:57
9. Circledance (Bonus Track) 2:32

Disk 4: Cobra Verde
1. Der Tod des Cobra Verde 4:34
2. Nachts: Schnee 1:50
3. Der Marktplatz 2:31
4. Eine andere Welt 5:05
5. Grab der Mutter 4:28
6. Om Mani Padme Hum (Bonus Track) 5:17
7. Sieh nicht überm Meer ist's 1:24
8. Hab Mut, bis dass die Nacht mit Ruh' und Stille kommt 9:30
9. Om Mani Padme Hum 4 (Piano Version, Bonus Track) 5:24

Besetzung

Seligpreisung
Florian Fricke: Piano, Spinett, vocal
Daniel Fichelscher: E-guitar, percussion
Klaus Wiese: Tamboura
Robert Eliscu: Oboe
Gastmusiker
Connie Veit: E-guitar, 12string guitar

Coeur de Verre / Herz aus Glas
Florian Fricke: Piano
Daniel Fichelscher: Guitars, Percussion
Mathias von Tippelskirch: Flute
Al Gromer: Sitar

Agape-Agape Love-Love
Florian Fricke: Piano, Vocals, Percussion
Daniel Fichelscher: Guitars, Vocal, Percussion
Conny Veit: Guitars
Renate Knaup: Vocals

Cobra Verde
Florian Fricke: Piano, Synklavier, Vocal
Daniel Fichelscher: Guitars, Percussion, Vocal
Renate Aschauer-Knaup: Vocal
Gastmusiker
Kristen Riter: Vocal “Der Tod des Cobra Verde“
Irmgard Hecker: Vocal “Sieh nicht überm Meer ist's“
Choir of the Bavarian State Opera
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger