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Reviews

Weckmann, M. – Tunder, F. – Froberger. J. J. u.a. (Moulin, Y.)

Stylus Luxurians (Deutsche Barockmusik für Cembalo 2)


Info

Musikrichtung: Barock Cembalo

VÖ: 01.10.2021

(Ricercar / Note 1 / CD DDD / 2020 / Best. Nr. RIC 433)

Gesamtspielzeit: 56:20

CEMBALOKUNSTKAMMER

Auf seiner zweiten Erkundung von wenig bekanntem Repertoire deutscher Barockmusik für Cembalo widmet sich Yoann Moulin unter dem Titel „Stylus Luxurians“ vor allem Werken von Matthias Weckmann. Dessen Kompositionen kommentieret er mit Stücken von Heinrich Scheidemann, Franz Tunder, Johann Jacob Froberger und Christian Ritter.
Wie die erste Folge ist auch diese ein erlesenes Programm, eine Sammlung aus der cembalistischen Kunstkammer, für Kenner und Liebhaber. Das exquisite Stilleben auf dem Cover mit einer perlmuttenen Nautilus und tiefroter Koralle deutet bereits auf die Natur der versammelten Kompositionen an, deren formale Strenge durch eine chromatisch angeschärfte Harmonik und abrupte Wendungen aufgebrochen und subjektviert wird. Hier „spricht“ auch der Komponist, zumindest „der Mensch“, der sich im nach Maß, Zahl und Gewicht geordneten kontrapunktischen Musikuniversum mit seinen Leidenschaften und Affekten vernehmlich macht.

Moulin erweist sich erneut als hellwacher Gestalter, der die vielfältigen Registrierungsmöglichkeiten seines Neo-Ruckers-Instrument aus der Werkstatt von Phlippe Humeau geschmackvoll und mit großem Gewinn für die Entfaltung der musikalischen Kleinodien einsetzt. Der lichte, mineralisch schimmernde Klang des Instruments passt sowohl zu den herberen „Stile-Antico“-Abschnitten wie den ausdrucksvollen oder kantablen Passagen. Moulin agiert dabei immer angenehm unaufdringlich, ganz im Dienste der Musik.
Spannungsvoll tastend nimmt er die ersten Töne der eröffnenden „Toccata“, so dass man hier die Musik gleichsam „im Werden“ beobachten kann. Auf diese Kontemplation folgt eine streng gefügte „Canzon“, deren verschlungenes fugiertes Maßwerk Moulin den Hörenden luzide und präzise vor Ohren stellt. Nicht weniger einnehmend gestaltet er im weiteren Verlauf z. B. das üppige Brokat eines Präludiums von Franz Tunder oder die jubilierend goldenen Kaskaden, die die Bearbeitung eines geistlichen Werkes von Hieronymus Praetorius von Heinrich Scheidemann durchziehen. Betörend sind die kristallinen Klänge eines „Ricercare“ von Johann Jacob Froberger – es stellen sich Assoziationen an ferne himmlische Harfenklänge ein.

Auch aufnahmetechnisch und aufgrund der lesenswerten Begleittexte ist dies wieder ein sehr einnehmendes Album geworden!



Georg Henkel

Trackliste

Matthias Weckmann: Toccatan d-moll & e-moll; Canzonas c-moll & d-moll; Suite (Partita) h-moll; Toccata vel Praeludium d-moll
Heinrich Scheidemann: Benedicam Domino
Franz Tunder: Präludium g-moll
Johann Jacob Froberger: Ricercare XI d-moll
Christian Ritter: Suite c-moll; Sonatina d-moll

Besetzung

Yoann Moulin, Cembalo (nach Ruckers)
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So bewerten wir:

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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger