····· Kurz nach seinem 80sten Geburtstag ist Maschine erneut auf #4 ····· Osterei - Luxus-Haydn auf Vinyl ····· Zwischen Grunge und Pop suchen Woo Syrah ihren Weg ····· Der zweite Streich von Billy Idol neu und erweitert ····· Die Hamburger Ohrenfeindt sind „Südlich von Mitternacht“ auf der Überholspur ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Lehnen

Negative Space


Info

Musikrichtung: Ambient/Industrial

VÖ: 17.09.2021

(Noise Appeal)

Gesamtspielzeit: 43:14

Internet:

http://www.lehnenmusic.com/
https://bite-it-promotion.de/

Lehnen ist eine Band aus Österreich. Ihre Musik wird angesiedelt im Bereich Ambient/Post-Rock-Bereich. Die Mischung soll Anteile aus Alternative Metal enthalten als auch Prog-Rock. Mit Negative Space legen die Musiker ihr fünftes Studioalbum vor.

"Hangman" - der Einstieg: Klangfetzen wabern durch den Raum, der Klang von übersteuerten Gitarren, Stimmen, alles total verhallt, nach 45 Sekunden formiert sich etwas, das nach Industrial klingt. Eine metallische Stimmung, der Gesang verbleibt undeutlich im Hintergrund, man kann ihn in der handschriftlichen Darstellung im knallgelben Booklet nachvollziehen. Aber einen Song kann ich nicht erkennen. Für mich klingt das sehr unfertig, nach Versuch, nach einem Versuch, etwas gestalten zu wollen, das nicht in Gang kommt. Dann übernehmen donnernde Drums die Vorherrschaft, schieben den Klangbrei in den Hintergrund und nach noch nicht einmal vier Minuten ist es vorbei.

Bleibt das etwa so? "Mute", so der zweite Titel, hat eine gewisse Form vorzuweisen. Doch letztlich bleibt dieser unendlich verhallte Klangbrei als Hauptakzent vorhanden, weiterhin getrieben vom knalligen Schlagzeug. Der Gesang bleibt eigentlich überflüssig, weil man ihn kaum ernstlich wahrnehmen kann in diesem Getöse. Selbst die E-Gitarren bleiben trotz ihrer Distortion wie versteckt und kommen nicht wirklich an die Oberfläche. In gewissen Sinne produziert die Band einen ungeheuren "Wall Of Sound". Dieser ist jedoch so ungeordnet, dass diese Schichtung von Lagen verschiedener Gitarren, Bass und Keyboards sowie "Gesang" einfach nur Atmosphäre verbreitet.

Und diese Atmosphäre wirkt sehr unruhig, teilweise nervend, dieses Getöse muss man mögen. Diese Musik ist ungewöhnlich, und ich sehe durchaus positive Ansätze, die sich aus der fort treibenden Stimmung ergeben, aber durch die Ausführung irgendwie auch im Keim erstickt werden. Denn es schält sich letztlich kein Format heraus, keine wirkliche Aussage. Der Reiz geht insofern von diesem Unfertigen aus, man kann sich, sofern man dem zugeneigt ist, sicher davon treiben lassen, antreiben, dahintreiben. Aber irgendwie kann ich nicht wirklich deutlich erkennen, welche Songs im Einzelnen gerade spielen, wenn ich einmal iniativ durchskippe. Die ganzen dreiundvierzig Minuten hätte man auch im Stück bringen können, und dann unterteilen. als eine Art Suite, mit Negative Space hätte man gleich einen passenden Titel.

Letztlich ist mir das ganze Projekt zu einseitig, zu eintönig geraten, ein ständig dahinwabernder Klangteppich, der weder Anfang noch Ende zu haben scheint, und - noch einmal - warum verfügt Lehnen über einen Sänger? Denn der hat allenfalls die Funktion einer Klangbereicherung, mit seinem teils dramatisch wirkenden Einsatz.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Hangman
2 Mute
3 Lacuna
4 You Throw Light
5 Elephant
6 Thirty One
7 Playact
8 Negative Space
9 Curtain
10 Obscura

Besetzung

Joel Boyd (guitar, synthesizers, vocals)
Martin Konvicka (guitar)
Matthew Prokop (drums, synthesizers)
Stefan Sieder (bass)
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger