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Reviews

Händel, G. F. – Forqueray, A. & J. B. – Bach, J. S. u. a. (Bernolet, K.)

Grand Tour


Info

Musikrichtung: Barock Cembalo

VÖ: 01.10.2021

(Ramée / Note 1 / CD DDD / 2020 / Best. Nr. RAM 2009)

Gesamtspielzeit: 80:27

DIE GROSSE VIELFALT

Von der Renaissance bis zur Französischen Revolution war diese Bildungsreise ein „Muss“ für die Söhne des Adels und später auch für die des Bürgertums: die „Grand Tour“, die Kavaliersreise durch die Zentren der europäischen Kultur, mit Italien als Fokus, wo die antiken Stätten lockten. Aber auch England, Deutschland und Frankreich boten mit ihren angrenzenden Ländern vielfache Möglichkeiten, sich eine umfassende kulturelle Bildung anzueignen.

Von dieser Tradition inspiriert hat der belgische Cembalist Korneel Bernolet seine „Grand Tour“ mit Werken groß- und kleinmeisterlicher Vertreter der Komponistenzunft arrangiert. Gemeinsam ist allen Werken eine Entstehung im oder um das Jahr 1747. Das hat mit dem Instrument zu tun, das vielleicht der eigentliche Star dieser Aufnahme ist: Ein volltönendes und zugleich sehr ausgewogen klingendes originales Cembalo von Johannes Daniel Dulcken aus dem Jahr 1747. Dulcken war einer der prominentesten Instrumentenschöpfer seiner Zeit; gebürtig aus Westfalen, ließ er sich später in Antwerpen nieder und führte dort die Tradition der legendären Ruckers-Dynastie aus dem 17. Jahrhundert weiter. Berühmt waren seine Instrumente für ihre doppelte Seitenwände, die einen besonders farb- und resonanzreichen Klang hervorbrachten.

Mit diesem famosen Klangerzeuger unter seinen Fingern widmet sich Bernolet einer Transkription von Instrumentalsätzen aus Händels „Judas Maccabaeus“ ebenso souverän wie dem empfindsam-galanten Spielwerk aus der Feder seines kaum bekannten Landsmannes Josse Boutmy, der als Album-Exot gleich mit zwei Suiten vertreten ist. Daneben ist das esoterische „Ricercar a 3“ aus dem Musikalischen Opfer von J. S. Bach zwar fast schon barocker „Mainstream“, klingt in seiner chromatisch angereicherten Kontrapunktik aber immer wieder fremdartig genug, um einen in eine vollkommen andere Welt zu versetzten.
Die Franzosen präsentieren sich mit Charakterstücken: mit dunkler Grundierung schön plastisch und pittoresk Jean-Baptiste Forqueray, der hier Gambenstücke seines Vaters Antoine bearbeitet hat. Flammend und perkussiv springt einen dagegen „La Dauphine“ an, das letzte von Jean-Philippe Rameau überlieferte Cembalostück. Italien und Spanien grüßen mit zwei kurzen Sonaten aus dem Kosmos des Domenico Scarlatti, der Sommerhitze und Kastagnetten evoziert.

So präsentiert Bernolet gleichsam die große Vielfalt an Stilen und Stilmischungen, wie sie auf der Höhe des 18. Jahrhunderts für die europäische Musik charakteristisch war. Das Dulcken hält dafür die passenden Register-Kombinationen bereit. Bernolets Spiel ist geschmeidig, luzide und sanglich – gute Voraussetzungen für diese imaginäre Reise.



Georg Henkel

Trackliste

Werke von Georg Friedrich Händel, Antoine Forqueray, Jean-Baptiste Forqueray, Johann Sebastian Bach, Domenico Scarlatti, Jean Philippe Rameau, Josse Boutmy

Besetzung

Korneel Bernolet, Cembalo von Joannes Daniel Dulcken (1747)
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