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Reviews

Ester Poly

Wet


Info

Musikrichtung: New Wave/Punk/JazzRock/Fusion

VÖ: 20.08.2021

(Hummus Records)

Gesamtspielzeit: 36:28

Internet:

https://esterpoly.ch/
https://bite-it-promotion.de/
https://hummus-records.com/

Martina Berther aus Zürich und Béatrice Graf aus Genf, das ist das Duo Ester Poly. Wet ist ihr zweites gemeinsames Album.

Der Presseinformation ist zu entnehmen, dass sich die Musikerinnen sozialkritisch mit bestimmten Themen auseinandersetzen, unter anderem mit Rassismus ("Braun"), weiblicher Lust ("Smell Of Female" / "Wet"), dem Ruf nach mehr Vielfalt ("Respect my Speck") und unserer leistungsbesessenen Gesellschaft ("Pressés" / "DaDaDa"). Gesungen wird in drei Sprachen, in Deutsch, Französisch und Englisch, die Texte sind leider nicht beiliegend.

Nun frage ich mich, welche Musik ein Duo aus Bass und Schlagzeug vorlegen kann... Im Jazz wäre das sicher eine recht virtuose Angelegenheit. Und Jack Bruce und Ginger Baker hätten sicher auch ohne Clapton etwas bewerkstelligen können. Nun, aus dem Bereich des Jazz hat das Duo sicher den einen oder anderen Anteil als improvisierte Musik entleihen können. "Respect My Speck" wurde jedoch wohl noch etwas spendiert, dass auf elektronische Bearbeitung der Musik schließen lassen könnte. Bass und Schlagzeug wirken daher gar nicht so allein. Der (Körper-?)Speck, den man respektieren möge, wird mittels stakkatohaft wirkenden Gesanges vorgetragen, mit dieser skurrilen Vortragsweise dürfte man bereits die ersten Zuhörer/innen abgeschreckt haben.

Mit "Hier kommt die Welt" wird der Großteil von Hörern/innen sicher auch kaum einen Zugang finden können. Interessant ist, dass man sich hier hinsichtlich der Instrumentierung erneut stark an Elementen des Jazz, hier: Jazz Fusion, orientiert. Das gibt der Musik den gewissen Swing, einen coolen Groove, einem interessanten Background, dem aber nun doch etwas fehlt - das Wirken einer Gitarre hielte ich nun für am meisten angebracht, um die Lücken zu füllen, die durch elektronische Bearbeitungen nur annähernd aufgefüllt werden. Typische Gesangsbeiträge aus der Popularmusik findet man nicht, beider Stimmen sind lediglich als Bestandteil des Gesamtsounds zu betrachten und sind als solche sicher treffend integriert.

Zerrender Sound erwartet mich mit "Commandments", und mittlerweile stellt sich mir die Frage, in welche Schublade ich das nun packen soll. Da geben sich Elemente des Punk ("Dadada"), des Jazz Rocks, der Fusion und aus dem New Wave die Klinke in die Hand und vermengen sich dann auch ab und zu für eine gemeinsame Gestaltung. Zumeist bleibt das recht unruhig und richtige Ruhe und Harmonie mag nicht eintreten.

Insofern bleibt diese Musik solche für Individualisten, für Liebhaber, für Alle, die eine Zuneigung für freakige Klänge haben, nichts für "Normalverbraucher", aber genau das haben die Damen mit Sicherheit auch nicht beabsichtigt. Angenehm wäre es, wenn die Musik noch ein wenig Schliff erhielte, nicht, zum sie glatt werden zu lassen, sondern um dem teils rohen Ausdruck mehr Kraft zu verleihen.

Entweder man geht in eine Richtung, die dieses punkig-freche Element weiter herausschält, mit dem entsprechend damit verbundenen Druck, oder man verstärkt die Leichtigkeit und die Freiheit der Jazz-Elemente mehr, um den Sound cooler werden zu lassen. Sollte man es so belassen, wie es vorgestellt wird, sollte unbedingt ein Gitarrist hinzugefügt werden, kein typischer, sondern ein aussergewöhnlicher, der mit verschiedenen Stilen umgehen kann. In erster Linie fällt mir spontan Bill Frisell ein...



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Respect My Speck
2 Hier Kommt Die Welt
3 Braun
4 Commandments
5 Dadada
6 Pressés
7 Smell Of Female
8 She's Somewhere
9 Wet
10 Commandments Skit (Martina Berther Remix)
11 Pique Dame (Martina Berther / Franca Locher Remix)

Besetzung

Martina Berther (electric bass, vocals)
Béatrice Graf (drums, vocals)
plus electronics
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger