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Reviews

Franceschini, Hays, Calvaire, Le Fleming

Whole Lotta Love


Info

Musikrichtung: Jazz/Fusion

VÖ: 28.05.2021

(Chesky Records)

Gesamtspielzeit: 63:00

Internet:

https://www.in-akustik.de/de/
https://chesky.com/

Der Albumtitel Whole Lotta Love deutet es bereits an, der Untertitel "The Music Of Led Zeppelin" bestätigt es. Auf dieser Platte werdn zehn Kompositionen der britischen Band vorgestellt und bearbeitet im Format Piano/Tenorsaxofon/Bass/Schlagzeug. Produziert hat das Ganze David Chesky, ein Umstand, der für hervorragende Klangqualität sorgen dürfte.

Eine jazzige Beschäftigung mit Led Zeppelin gab es bereits, als sich 1995 der Schlagzeuger Motohiko Hino mit einigen Songs der Band beschäftigte, nachzuhören auf der Platte "It's There". Doch einerseits waren das nur fünf Songs und andererseits war das Ganze mehr Jazz-Fusion orientiert, mit Musikern wie Steve Swallow, John Scofield, Dave Liebman, Karen Mantler, Mike Stern und Terumasa Hino. Vergleichen mit Whole Lotta Love könnte ich nur den Song "Dazed And Confused", ansonsten wurden unterschiedliche Songs verwendet.

Damit möchte ich dann auch gleich starten. Hino's Version dauert 5:27 und weist neben dem stark schleppenden Part, der durch Dave Liebman inmitten des ansonsten von mehr Jazz Rock eingerahmten Songs ein großartiges Jazz-Feeling gewinnt. Und dann hebt der Gitarrist Mike Stern ab mit einem entfesselten Solo, von Hino rockend unterstützt, eine großartige Duo-Passage inmitten des Songs.

Doch nun zu Franceschini, Hays, Calvaire, Le Fleming, Spieldauer 5:11. Hier wird das Thema des Originals sofort von Beginn an aufgenommen, perlende dahinfließende Piano-Läufe schweben über dem schleichenden Rhythmus-Gerüst von Bass und Schlagzeug. Auch Bob Franceschini meldet sich mit dem Tenorsaxofon zu Wort und spielt auf recht coole und auch frech wirkende Weise ein sehr inspiriertes Solo. Insgesamt wirkt diese Version tatsächlich weniger jazziger als jene Teilpassagen von Hino, andererseits auch weniger jazzrockig als jene. Man hält sich relativ eng an das Original und arbeitet es weniger aus als es die Band von Hino umsetzte.

Dafür ist der Titelsong, "Whole Lotta Love", wesentlich ausgeprägter mit einer individuellen Ausgestaltung behaftet. Das Teil swingt richtig gut, nimmt gleichzeitig ein wenig rockende Fahrt auf. Die drei amerikanischen Musiker, nur Le Fleming stammt aus Großbritannien, schmücken diesen Hit sehr eigenständig und verleihen ihm swingende Flügel. Nun, im Original ja auch einem Blues entliehen, passt das in Verbindung mit Jazz natürlich sehr gut. Leider wird der Titel ausgeblendet, das ist eigentlich schade.

Ja, den vier Musikern merkt man ihre Musikalität auf hohem Niveau an, haben sie doch alle bereits mit anderen hochkarätigen Kollegen/innen gespielt, zum Beispiel Wynton Marsalis, Seal, Dave Holland, Mary J. Blige, Kurt Rosenwinkel, Yellow Jackets, Joshua Redman (Calvaire), George Benson, Woody Shaw, Kenny Kirkland, Chris Botti, Tower Of Power (Franceschini), Chris Potter, Bill Stewart, Joshua Redman (Hays), Branford Marsalis, Kurt Rosenwinkel, Bill Charlap, Billy Cobham (Le Fleming). All dieses hat mich Sicherheit auch Spuren hinterlassen und Einzug gehalten in die Gestaltung dieser Aufgabe.

Diese Professionalität zahlt sich dann aus, wenn man bekannte Songs plötzlich ganz anders, ganz eigen, erklingen lässt. Denn hätte man in dieser Version insbesondere solche Titel wie "Immigrant Song" oder "Kashmir" erwartet? Plötzlich wird der wilde "Immigrant Song" zur Ballade und "Kashmir" wird verfrachtet in ein Jazz-Rock-Boot der Siebziger, polyrhythmisch unterlegt und mit 9:08 Spielzeit wird diese prächtig ausgereizt durch die Solo-Beiträge, von denen ich besonders den Beitrag von Hays als hervorragend betrachte.

Ein sehr schönes Stück ist auch die Version von "Battle Of Evermore" geworden, eine traumhaft fließende Stimmung durchzieht diesen eleganten Song mit einem geschmeidigen Zusammenspiel aller Vier, Franceschini spielt hier sehr melodisch und bringt diese balladeske Stimmung dadurch doch zu einem leichten Köcheln durch die kraftvolle Intonation. "Custard Pie" ist ein sanft rockender Titel mit einem tollen Soul-Groove und zum Schluss entführt uns Hays mit einer flirrenden Piano-Einleitung in eine romantische Stimmung, die durch den gestrichenen Bass noch angereichert wird, bevor der Song in eine wunderschöne Atmosphäre hinübergleitet. Ich musste mir doch noch einmal vergleichsweise das Original von Led Zeppelin anhören ("Houses of the Holy") und stelle fest, dass jene Stimmung gut eingefangen wurde und darüber hinaus noch an Stärke gewonnen hat, weil viele Emotionen eingefangen und umgesetzt wurden. Ja, das ist ein guter Abschluss einer wirklich gelungenen Interpretation von Rock-Songs. Davon, auch Bearbeitungen anderer Rockbands, möchte man gern mehr hören! Ach ja - klanglich natürlich, wie erwartet - perfekt und warm im Ausdruck.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Whole Lotta Love
2 Dazed and Confused
3 Immigrant Song
4 Ten Years Gone
5 Kashmir
6 For Your Life
7 Battle of Evermore
8 In My Time of Dying
9 Custard Pie
10 No Quarter

Besetzung

Kevin Hays (piano)
Bob Franceschini (tenor sax)
Orlando Le Fleming (bass)
Obed Calvaire (drums)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger