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Reviews

Sins Of The Damned

Striking The Bell Of Death


Info

Musikrichtung: Speed Metal

VÖ: 03.03.2019

(Shadow Kingdom Records)

Gesamtspielzeit: 37:41

Internet:

https://sinsofthedamned.bandcamp.com/

Die 2013 in Santiago de Chile gegründeten Sins Of The Damned spielten zunächst drei Demos ein und machten dann Teile deren Songmaterials in einer auf 200 Exemplare limitierten CD namens Chronicles Of Disgrace zugänglich. Zugleich brachten sie mit der Band Cryme eine Split-CD heraus – die Kommunikation war nicht weiter schwer, handelt es sich bei Cryme doch um ein Duo aus zwei Musikern, die zugleich die Hälfte des Quartetts Sins Of The Damned bilden. Letztere legen mit Striking The Bell Of Death nunmehr ihre erste „richtige“ CD vor, auf der ein Sticker klebt, der die Scheibe für Fans von Savage Grace, Running Wild und den Kreator der Achtziger empfiehlt. Hm, das sind ja nun drei durchaus verschiedene Spezifika, denkt man – aber nach Durchhören der knapp 38 Minuten Musik ist man schlauer und stellt mit einem gewissen Erstaunen fest, dass die Beschreibung durchaus etwas für sich hat. Gitarren, Baß und Drums kommen tatsächlich aus der alten Running-Wild-Schule, wobei Drummer Tyrant das Tempo allerdings überwiegend im schnelleren Ufta-Ufta-Bereich hält – das wäre dann wohl der Savage-Grace-Einfluß, zusammen mit einer zumindest phasenweisen zusätzlichen Leichtigkeit in den Leadgitarren von Maot, die es in diesem Maße bei Running Wild so nicht gab. Rhythmusgitarrist Razor wiederum ist auch für die Leadvocals zuständig und artikuliert sich in einem klassischen Thrash-Shouting, womit wir auch das Kreator-Element gefunden hätten. Der eröffnende Titeltrack bleibt dabei instrumental, hebt mit eleganten Akustikelementen an, bevor dann bei 1:20 die schicksalhaft tief klingende, also offensichtlich ziemlich große Todesglocke angeschlagen wird (viel größer als auf dem Cover bzw. der noch mehrfach, am größten auf der Bookletrückseite extrahierten Zeichnung, wo der Sensenmann in der linken Hand so ein Exemplar hält – unter der Last eines Exemplars, das den auf der CD zu hörenden Ton hervorzubringen in der Lage ist, würde er aber zusammenbrechen oder zumindest nach vorne kippen) und sich danach aber noch nicht gleich der erste „richtige“ Song entwickelt, sondern zunächst anderthalb Minuten klassisch stampfender Midtempo-Metal aufgefahren wird, bevor „They Fall And Never Rise Again“ dann doch noch losbricht. Im Mittelteil mit seinen gelungenen Tempowechseln glaubt man bisweilen diverse Neunziger-Schwedenbands wie Brimstone zu hören, wenngleich die melodische Eleganz dieser Combos von den Chilenen weder erreicht noch angestrebt wird. Die arrangieren ihre Songs zumeist recht ausladend: Von den sieben Songs knacken drei die Sechsminutenmarke, zwei kommen immer noch auf über fünfeinhalb Minuten, und neben dem plattentitelgebenden Intro ist nur „Victims Of Hate (Tila)“ mit seinen dreieinhalb Minuten in deutlich anderen Dimensionen angesiedelt. Das Tempomanagement beherrschen die Chilenen aber durchaus gut, wenn etwa „The Lion And The Prey“ mit großer Midtempogeste anhebt und auch im hinteren Drittel eine ausgedehntere schleppendere Passage auffährt. Dazu kommen ein paar Effekte wie etwa im Intro von „Take The Weapons“, die auch in einen Science-Fiction-Film gepaßt hätten, und die gleichfalls mit einer wabernden Keyboardlinie unterlegte Einleitung von „The Outcast (Sign Of Cain)“, die aber bald klassischem Speed Metal mit ebenso klassischem Running-Wild-Riffing weicht. Sins Of The Damned sind musikalisch also Traditionalisten durch und durch, und sie glauben das auch in ihrer offenkundigen Ablehnung organisierter Religion sein zu müssen, wobei die Rolle der katholischen Kirche im Chile von heute ja nochmal eine andere als hierzulande ist. Sie sehen sich also offenbar selbst mit dem Kainsmal gezeichnet, und im zugehörigen Song wechselt Razor mal kurz in einen gepreßten hohen Schrei, der, falls er nicht genau so geplant gewesen sein sollte, klarmacht, warum er besser daran tut, sich ansonsten des tiefen tonlosen Gehustes zu befleißigen, zumal das Gleiche unmittelbar danach nochmal im Intro von „Victims Of Hate (Tila)“ auftritt und man unwillkürlich dazu neigt, dem Vokalisten einen Wick-Rachendrachen zu reichen oder aber sicherheitshalber nachzuschauen, ob er nicht gerade dabei ist, sich aufzuhängen. Im Gegensatz zu den anderen Songs ballert dieser in einem einheitlichen Tempo durch und verarbeitet nach klassischem Songwritingprinzip genau eine (in Ziffern: 1) Songidee zu genau einem (in Ziffern: 1) Song. Was sich Maot bei der schiefen Leadgitarrenlinie gedacht hat, bleibt allerdings sein Geheimnis. „Death’s All Around You“ (bezüglich Schreibweise mit oder ohne Apostroph variieren die Quellen) hebt dann gleich nochmal mit einem hohen Schrei an und macht klar, dass Razor sowas offenbar tatsächlich kann, ohne dass er wie nahe dem Erstickungstod klingt. Dafür wirft die Gestaltung der Leadgitarrenlinie phasenweise ähnliche Fragenkomplexe auf wie im vorherigen Song – auch wenn es sich hier um einen der alten, offenbar neu eingespielten Demosongs handelt, hätte man im Zuge der Neueinspielung durchaus noch was reparieren können. Der Energietransport stimmt aber auf der ganzen Scheibe durchaus positiv, der Ideenreichtum im Songwriting auch, und so darf derjenige, der mit dem beschriebenen Einflußmix sowie mit der Attitüde klarzukommen glaubt und auf sowas wie Gesangsmelodien verzichten kann, hier durchaus mal ein Ohr riskieren, auch wenn im Direktvergleich beispielsweise die stilistisch vergleichbaren Russen Mortifer die Nase noch ein Stück vorn haben.



Roland Ludwig

Trackliste

1Striking The Bell Of Death3:16
2They Fall And Never Rise Again5:32
3Take The Weapons6:15
4The Lion And The Prey5:39
5The Outcast (Sign Of Cain)6:44
6Victims Of Hate3:36
7Death’s All Around You6:36

Besetzung

Razor (Voc, Git)
Maot (Git)
Noisemaker (B)
Tyrant (Dr)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger