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Reviews

Fatal Embrace

Operation Genocide


Info

Musikrichtung: Thrash Metal

VÖ: 27.09.2019

(Iron Shield / Soulfood)

Gesamtspielzeit: 44:31

Internet:

http://www.fatal-embrace.net

Im Livereview zum WinterfestEvil 2019 bereits angesprochen, hat der zu jenem Zeitpunkt bereits eingespielte, aber noch nicht veröffentlichte neue Longplayer von Fatal Embrace zwischenzeitlich tatsächlich das Licht der Welt erblickt, auch wenn letzteres nicht mehr lange scheinen wird, wenn man das Artwork so betrachtet, das gewissermaßen eine Variation von Arijas legendärem Igra S Ognjom-Cover darstellt, wobei der „Gottspieler“ dort freilich eine mechanische Struktur hat, bei Fatal Embrace aber wie ein Mix aus dem Gottseibeiuns und den Perchten, also den österreichischen Brauchtumsfiguren zum Winteraustreiben, aussieht. Wirft man Operation Genocide in den Player (oder liest man die Texte im Booklet), stellt man fest, dass der Titel ein Zitat aus dem Quasi-Opener „Betray Your Heroes“ darstellt, einer von mehreren Kriegsthematiken verarbeitenden Songs der Scheibe, wobei der Genozid aber offenbar keineswegs auf spezielle Völker bezogen zu sein scheint, denn nach Ende der abgebildeten Operation dürften große Teile der Oberfläche des Planeten keinen sonderlich wohnlichen Ort mehr darstellen. Aber da die Temperatur in der Hölle ähnlich sein dürfte und das Gros der anderen Texte die üblichen Tod-und-Teufel-Klischees auffährt, paßt das dann auch irgendwie wieder zusammen, und viel mehr drüber nachzudenken lohnt sich hier sowieso nicht, sieht man mal von „Forevermore“ ab, das eine Huldigung an den 2017 an Krebs verstorbenen Andreas Freitag darstellt, der das Taunus Metal Festival in Oberursel organisierte, wo dann offensichtlich auch Fatal Embrace mal gespielt haben.
Betrachtet man die knappe Dreiviertelstunde musikalisch, fällt auf, dass die (Rand-)Berliner zwar prinzipiell dem Thrash treu geblieben sind, diesen aber oft an der Grenze zum Power Metal positionieren bzw. diese Grenze nicht selten auch überschreiten. Prügelorgien gibt es hier jedenfalls nicht zu hören, selbst eine schnelle Nummer wie „Let The Evil Flow“ bleibt stets im kontrollierten Bereich, auch wenn Drummer Pulverisatör hier seine Snare in fixer Folge anschlägt und die Nummer durch die Gitarrenharmonien ein ganz klein wenig in Richtung härterer göteborgiger Death-Metal-Formationen tendiert, was das auf dem Fuße folgende und phasenweise gleichfalls recht flinke „Depravity“ nicht tut, sondern klar im Thrash-Bereich verbleibt. Zu überzeugen weiß im powermetallischeren Sektor allerdings auch so mancher Einfall – man höre mal genau, wie die Instrumentalisten in „Your Spiritual Quest“, mit knapp sechs Minuten längster Song der Scheibe, bei Minute 3 urplötzlich in eine gehärtete Iron-Maiden-Abwandlung umschlagen und diesen Kurs über geraume Zeit hinweg lustvoll weiterentwickeln. Dass speziell die beiden Gitarristen die Haupttrümpfe von Fatal Embrace sind, ist bereits in diversen Livereviews zur Sprache gekommen und bewahrheitet sich auch auf der Konserve. Das Melodienduett im Intro von „Criminal Scum“ mag man nicht originell oder kompliziert nennen, aber in seiner Bauart ist es schlicht und einfach wirkungsvoll, und darauf kommt es letztlich an. Wer im angesprochenen Gedenksong übrigens eine Ballade, wenigstens eine Halbballade oder zumindest eine große Hymne erwartet, liegt falsch – wir hören Power Metal mittlerer Tempoklasse, dem allerdings irgendwie ein bißchen mehr Eingängigkeit zu wünschen gewesen wäre. Der Rezensent überlegt indes immer noch, von welcher Band und aus welchem Song Fatal Embrace den abschließenden Gitarrenakkord samt schwirrendem Verklingen übernommen haben ...
Bleibt dann freilich noch ein Grundproblem, und das ist Sänger Heiländer. Der Mann ist ein Szeneoriginal, und dafür, eine Undergroundband wie Fatal Embrace ein Vierteljahrhundert zusammenzuhalten, gebührt ihm großer Respekt – nur kann er mit der musikalischen Entwicklung seiner Bandkollegen längst nicht mehr mithalten. Er bemüht sich, in sein Shouting wenigstens ein bißchen Variabilität zu bringen, aber das reicht nicht sonderlich weit, und zudem hat man hier und da das Gefühl, als sei der Vokalist relativ kurzatmig geworden und müsse ziemlich kämpfen, um wenigstens noch das hier zu Hörende hinzubekommen. Live wirkte er 2019 allerdings zumindest etwas souveräner als 2016, und die Scheibe ist zwischen diesen beiden Dates eingespielt worden, so dass der Trend durchaus nach oben zeigen könnte. Trotzdem sollte man Operation Genocide ersparen, gleich nach Artillerys The Face Of Fear abgespielt zu werden, die grob gesehen ins gleiche musikalische Feld gehört, aber in quasi allen Belangen als Punktsieger eines imaginären Vergleichs davonzieht. Da rettet auch die unterhaltsame Coverversion von „Metal Thrashing Mad“ (Anthrax werden im Thrash-Bereich ja eher selten gecovert und Songs vom Debütalbum Fistful Of Metal – genau, das mit dem legendär üblen Coverartwork – schon gar nicht) nichts mehr, und der Song macht ein Grundproblem Fatal Embraces deutlich – die Refrains geraten viel zu unmarkant, als dass sie den an sich nicht uninteressanten Songs eine zentrale Stütze wären. Das stellt live ein nicht so ins Gewicht fallendes Problem dar, aber der Tonkonserve kann man sich nur dann richtig mit Genuß widmen, wenn einen generell der kaum markante Gesang nicht stört. Ob er mit Absicht so in den Hintergrund gemischt worden ist? Zumindest auf der Stereoanlage des Rezensenten kommt aus der rechten Box nur ziemlich hintergründig plazierter Gesang und aus der linken nicht viel mehr, so dass man etwa die Kreischversuche Heiländers im Anthrax-Cover erst bei genauerem Hinhören wahrnimmt, die das Resultat allerdings auch nicht besser machen, wenngleich der metallische Gourmet das Stück natürlich kennt und daher weiß, was wo bzw. wann zu erwarten ist. So landet Operation Genocide irgendwie zwischen den Stühlen – eine sauber produzierte Scheibe im Power-Thrash-Grenzbereich, von einer starken Liveband eingespielt, aber irgendwie als Konserve nur bedingt begeisternd, was den Genrefreund natürlich nicht vom Hineinhören abhalten sollte.



Roland Ludwig

Trackliste

1Ripping The Sky (Intro)1:23
2Betray Your Heroes4:48
3Skinned To Be Alive3:39
4Your Spiritual Quest5:59
5Let The Evil Flow3:45
6Depravity3:20
7Criminal Scum5:23
8The Soulcrusher4:25
9Forevermore4:10
10Spawn Of Plagues5:00
11Metal Thrashing Mad2:38

Besetzung

Heiländer (Voc)
Tobias (Git)
Spezi (Git)
Ronald (B)
Pulverisatör (Dr)
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So bewerten wir:

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