····· Neues Solo-Album von David Gilmour im September ····· Evildead-Album wird mit einer ersten Single angekündigt ····· Alles ist =1 meinen Deep Purple auf ihrem kommenden Album ····· Sense of Fear, Heavy-Metal-Band aus Griechenland, veröffentlicht neue Single ····· Status Quo-Sommer-Tour in Deutschland ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Diverse

The Hague Songbook Exchange


Info

Musikrichtung: Jazz/Fusion/Electronic

VÖ: 20.11.2020

(Challenge Records)

Gesamtspielzeit: 103:43

Internet:

https://challengerecords.com/
https://www.martinaweinmar.de/

Auf dieser Doppel-CD finden wir zwei musikalische Abteilungen. Die erste CD behandelt das Thema Jazz und die zweite das Thema Electronic. So handelt es sich bei The Hague Songbook Exchange um einen Austausch von Kompositionen zwischen Jazzmusikern und Produzenten aus der elektronischen Musikszene.

Der Titel verrät es, es geht um die Stadt Den Haag. Hierzu schreibt Martijn Verlinden in den Liner Notes: "Dieses Album ist eine Sammlung von Liedern, die zeigt, dass die Stadt Den Haag vor musikalischem Talent strotzt. Viele Jazzmusiker und Produzenten aus der Stadt sind seit Jahrzehnten führend und innovativ in der Musik. Die Idee für das Album ist entstanden, weil ich seit mehr als 25 Jahren in der Musik aktiv bin, insbesondere ein großer Fan von Jazz und elektronischer Musik. Durch den Austausch von Kompositionen zwischen den beiden Musikstilen wurden sie neu arrangiert, ohne von ihrem eigenen Genre abzuweichen, und es entstand neue Musik. Dieses Album ist eine Ode an meinen Vater Martin Verlinden, er war Jazzpianist und verstarb 1989."

Erst nach zwei Songs meldet sich der Jazz, so wie man ihn erwartet, auf der ersten CD wirklich zu Wort. Das Bert van den Dungen Quartet swingt elegant und belegt, dass Jazz in der Tradition des Hard Bop noch nicht ganz ausgestorben ist. Dafür sorgen die Interpreten der ersten beiden Songs eher dafür, die Grenzen von Jazz zu überschreiten, kammermusikalisch und mit einem Hauch Ambient ist die Stimmung angesetzt.

Und so erfahren wir verschiedene Auslegungen des Begriffs Jazz, wie man ihn heute angesichts seiner Weiterentwicklung auffassen kann. Die knimes Acoustic Group bringt einige freiere Elemente ins Spiel, Rembrandt Frerichs & Ties Mellema als Piano/Saxofon-Duo zeigen ihre Eigenwilligkeit im Dialog, Matchless wandert in Richtung Fusion, inklusive des typischen Fender Rhodes-Sounds, Madhara mit der Sängerin Leah Uijterlinde vereint sogar moderne Elemente des R&B oder solcher Bands wie Massive Attack, und zum Schluss sind es Ellister van der Molen & Rob Wijnen, die mit Trompete und Hammond Orgel eine sakrale Stimmung erzeugen, die insofern vielleicht schon eine Überleitung zur zweiten CD darstellen könnte...

...könnte, denn nun erwarte ich etwas Elektronisches und mehr künstlich Klingendes. Doch das von Wolfert Brederode komponierte "Common Fields" von Generate verfügt immerhin noch über akustische Piano-Klänge, die verspielt über dem programmierten Schlagzeug perlen. Auf keinen Fall geht es in Richtung Techno. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Reihenfolge der Komponisten der zehn Stücke der zweiten CD genau jener Reihenfolge der Jazzer auf CD Eins entsprechen. Deren Kompositionen wurden also be- und verarbeitet zu einem lebendigen und kraftvoll rhythmischen Sound. Und so tauchen entsprechende Elemente des Jazz auf, durch Einsatz von Blasinstrumenten, bei "Angry Woods" beispielsweise sind Saxofon und Trompete sehr gut und ausdrucksstark integriert in das elektronische Gewand.

Neben dahinschwebenden Sounds gibt es natürlich auch Anleihen an Hip Hop & Co, auch durch Verwendung von Sprachfetzen von Marric. (#4) Sehr experimentell nimmt sich Stekkerdoos des Themas an, und auch Songs wie "Koot & Bie" von Adrian Newgent beweisen, dass elektronische Musik, wie man sie zum Beispiel aus der Techno-Szene kennt, nicht primitiv und einfallslos sein muss, denn hier und bei den weiteren Titeln sprudeln die Ideen und auch die meisten von ihnen dürften tanzbar sein, wenngleich man sich bei "Waltz 4" von Deadcrow eher die Beine verrenken könnte dabei. Mit einem dicken Hauch von Fusion Jazz werden wir dann von Sciant Lentement verabschiedet.

Ja, diese Sammlung ist ein guter Überblick über das, was sich aktuell in der Szene tummelt, mit Musik voller guter Einfälle und Stellungnahmen der Musiker dazu, wie man zeitgemäße Musik spielen kann.



Wolfgang Giese

Trackliste

CD 1, Jazz:

1 Wolfert Brederode / Joost Lijbaart – Remedy (5:58)
2 Swart – Sacharine (7:21)
3 Ben Van Den Dungen Quartet – Come Black Current (7:52)
4 Juraj Stanik – Rise & Fall (2:42)
5 knimes Acoustic Group – Optimism (6:55)
6 Rembrandt Frerichs & Ties Mellema – Soft Reset (4:59)
7 Matchless – Drone Duet (3:49)
8 Madhara – Self Entiltled Man (4:33)
9 John Ruocco – Recluse (4:59)
10 Ellister van der Molen & Rob Wijnen – Den Haag (7:30)

CD 2, Electronic:

1 Generate – Common Fields (4:42)
2 Foresense – Angry Woods (5:22)
3 Olaf Wempe – Stay on It (4:29)
4 Marric – I Sing This Song for You (4:07)
5 Stekkerdoos – D. C. (5:29)
6 Alkaloid – Ten of Hearts (4:05)
7 Adrian Newgent – Koot & Bie (5:13)
8 Zoe Reddy – Silenced (4:37)
9 Deadcrow – Waltz 4 (3:48)
10 Sciant Lentement – Toi Toi Moi (4:46)

Besetzung

Verschiedene Musiker
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger