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Reviews

Markus Reuter Oculus

Nothing Is Sacred


Info

Musikrichtung: Jazz Rock/Fusion/Prog

VÖ: 06.08.2020

(Moonjune)

Gesamtspielzeit: 61:20

Internet:

http://www.markusreuter.com/
https://moonjunerecords.bandcamp.com/

Der Gitarrist Markus Reuter ist derzeit sehr aktiv. In diesem Jahr gab es bereits eine Zusammenarbeit mit Gary Husband (Music Of Our Times), sowie seine Solo-Scheiben Truce und das in der letzten Ausgabe besprochene Sun Trance. Im kommenden Monat folgt eine Kollaboration mit Tim Motzler und Kenny Grohokowski.

Nun liegt mir von Markus Reuter Oculus die CD Nothing Is Sacred vor. Die Platte startet ausserordentlich spannend mit dem Titelsong, gut zwölfeinhalb Minuten lang. Doch auch die übrigen Songs bewegen sich allesamt über der Zehn-Minuten-Marke. Eine unglaublich vielfältige, teilweise die Sinne überfordernde und überfrachtend wirkende Stimmung prallt auf mich nieder. Ein tief grummelnder Bass, manchmal verzerrt und mich an alte Platten von Soft Machine erinnernd, zu Zeiten von Hugh Hopper, dann ein eher swingendes Schlagzeug, übergehend in einen Rock Jazz-Modus, im Hintergrund flirrende Elektronik, fetzende elektrische Gitarren, alles zusammen in einen Mix gebracht, der in der Tat genaue Beobachtung einfordert. Hier ist nichts vordergründig, um es in aller Ruhe zu betrachten, beispielsweise konkrete Soli, sondern hier geschieht alles auf einmal.

"We always solo and we never solo.” So einst Josef Zawinul von und über Weather Report. Dieses scheint hier, eine Spur intensiver, vollumfänglich zuzutreffen. Und hierzu hat sich eine Schar hochklassiger Musiker eingefunden, David Cross, einst bei King Crimson tätig, Fabio Trentini, Bassist und Produzent namhafter Bands, Asaf Sirkis, unter anderem mit Larry Coryell oder Gary Husband musizierend, der stilistisch sehr ausgeprägte Gitarrist Mark Wingfield und Robert Rich, ein Mann aus dem Ambient-Bereich.

Und was hier gemeinsam veranstaltet wird, hat Tiefe und Qualität, eine sehr aussergewöhnliche Darstellung im weitläufigen Bereich der Grenzen zwischen Prog Rock, Jazz Rock und Ambient, zusammengefasst zu einem unwiderstehlichen Ganzen. Nun, man spürt eigentlich wenig Struktur, in Form von typischen Kompositionen, wiedererkennbaren Melodien, die Musik basiert auf Kollektivimprovisationen, auf einem dichten Verständnis untereinander, alle Eigenschaften der einzelnen Musiker werden geschickt ineinander verzahnt, eine Menge Mystik, tranceartiger Stimmungen, schwebender Psychedelia, ausuferndern Ideen, und dennoch nie über den Tellerrand der Tonalität hinausgehend.

Die "Touch-Gitarre" von Reuter wird nicht explizit hervorgehoben, sondern wird Bestandteil des Gesamtsounds, der jedoch ohne sie ein ganz anderer wäre. Eine Spur von Avantgarde schwebt ebenso über dem Ganzen, jedoch "das typische" jeweiliger Stile wird nicht abgebildet, sondern geht auf in der eigenwilligen Gestaltung, eine Spielart, die man sicher leicht in eine Besonderheit des 21.Jahrhunderts subsumieren könnte. Und wo soll ich sie nun bei mir einsortieren? Ich werde mich für Jazz/Jazz-Rock/Fusion entscheiden, weil die Musik die für mich entscheidenden Momente hieraus bezieht.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Nothing Is Sacred (Dice II) (12:32)
2 The Occult (Dice I) (12:54)
3 Bubble Bubble Bubble Bath (Wink) (12:52)
4 Solve Et Coagula (Ghost I) (10:46)
5 Bubble Bubble Bubble Song (Sighs) (12:07)

Besetzung

Markus Reuter (Touch Guitars® AU8, soundscapes, keyboards)
David Cross (Fender Rhodes, electric violin)
Fabio Trentini (bass)
Asaf Sirkis (drums, percussion)
Mark Wingfield (electric guitar)
Robert Rich (textures)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger