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Reviews

Monteverdi, C. (Cavina)

Sexto Libro dei Madrigali 1614


Info

Musikrichtung: Madrigal

VÖ: 01.06.2005

Glossa / Note 1
CD DDD (AD 2004) / Best. Nr. GCD 920926


Gesamtspielzeit: 71:58

LEIDENSCHAFTLICHE DISSONANZEN

Mit seinem 1614 gedruckten 6. Madrigalbuch hat Claudio Monteverdi zugleich einen weiteren Markstein gesetzt und neues Terrain erkundet: Der strenge fünfstimmige A-Capella-Satz wird entflochten, erweitert und zum flexibel einsetzbaren Ensemble umgeformt. Soli, Duos und Trios wechseln mit homophonen Blöcken ab, Minidramen beginnen sich in dialogischen Episoden zu entspinnen, die ihrerseits wieder in vielstimmige Abschnitte münden. Schließlich kann der Satz ad libitum um instrumentale Stützstimmen erweitert werden.

Gegenüber den früheren Sammlungen erscheinen die Ausdrucksmittel noch einmal geschärft und verfeinert: Die gehäuften Dissonanzen am Ende von Zefiro torna e’l bel tempo rimena sind von hinreißender Kühnheit und immer noch unverbrauchter Expressivität. Gleiches gilt für das um polyphone Perspektiven bereicherte Lamento d’Arianna, sozusagen die madrigalische Retro-Version von Monteverdis ursprünglich solistischem (und damit „moderneren“) Opern-Hit. Zentrum und Höhepunkt des 6. Buches aber ist die monumentale Sestina, ein sechsteiliges Madrigal, das Monteverdi als Epitaph auf den Tod der blutjungen Sängerin Caterina Martinelli komponierte: „Tränen eines Liebenden am Grab seiner Geliebten“. Was für ein Reichtum an rhetorischer Nuancierung, an Stimmungen und harmonischen Farben! Bestürzend das Verlöschen der Stimmen auf die Worte „Ahi Corinna, ahi morte, ahi tomba“. Eindringlicher lässt sich tödliche Trauer nicht artikulieren. Und immer wieder zeigt sich: Die „Emanzipation der Dissonanz“, auf die sich die Neue Musik im 20. Jahrhundert so viel zugute hält, sie beginnt (spätestens) hier. Aber mit welcher Finesse!

Dass Monteverdis musikalisierte Leidenschaften hell auflodern und noch lange nach dem Verklingen des letzten Tones beim Hörer nachglühen, verdankt sich wieder einmal der erstklassigen Interpretation von La Venexiana. Bewegender kann man die grenzgängerische musikalische Vorlage des Divino Claudio nicht inszenieren!
Waren die bisherigen Aufnahmen ihres Monteverdi-Zyklus schon bestechend, so erscheint die Intensität der Darbietung hier noch einmal gesteigert. Gewiss ein Höhepunkt des Projekts! Wesentlichen Anteil hat daran die exzellente Aufnahmetechnik. Eine weiträumige Akustik sorgt für eine spannungsvolle Dynamik in der Bewegung der Stimmen; sämtlichen Mitwirkenden wird ein exakter Standort zugewiesen. Obwohl die Timbres in ihrer Individualität bestens zur Geltung kommen, findet sich doch alles wieder unter einem großen Bogen.



Georg Henkel

Besetzung

Rossana Bertini – Nadia Ragni – Angela Bucci, Sopran
Claudio Cavina, Altus & Ltg.
Giuseppe Maletto – Sandro Naglia, Tenor
Daniele Carnovich, Bass

Marta Graziolino, Harfe
Gabriele Palomba, Theorbe
Fabio Bonizzoni, Cembalo
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