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Reviews

Neal Morse

Jesus Christ the Exorcist


Info

Musikrichtung: Prog / Rock Musical

VÖ: 14.06.2019

(Frontiers / Soulfood)

Gesamtspielzeit: 110:15

Internet:

http://www.nealmorse.com

Unter Doppelalben macht es Neal Morse schon lange nicht mehr. Jesus Christ the Exorcist kommt erstaunlich schnell, nicht einmal ein halbes Jahr nach dem letzten Doppeldecker The great Adventure. Dieses Mal aber nicht als The Neal Morse Band, sondern als Neal Morse-Solo-Album. Die Band ist allerdings dieselbe, mit einem Unterschied. Mike Portnoy ist dieses Mal nicht dabei. Die Drums hat Gitarrist Eric Gilette eingespielt.

Das ist aber nicht der entscheidende Unterschied. Nach etlichen Konzeptalben legt Neal Morse mit Jesus Christ the Exorcist zum ersten Mal ein Rockmusical vor. Und diese Form wird ganz konsequent durchgeführt. Es gibt keinerlei kommentierende oder begleitende Texte. Der gesamte Gesang besteht aus den Rollentexten. Hinweise auf Orts- oder Situationswechsel gibt es lediglich im Booklet, in dem die Lyrics, das Libretto, komplett abgedruckt ist (Tipp der Red.: Entweder die Vinyl-Edition oder eine Lupe kaufen!)

Es mag an der Form liegen, dass Jesus Christ the Exorcist nicht so mitreißend kommt, wie die regulären Neal Morse-Alben. Es fehlt aber wirklich Portnoy, der dem Ganzen wohl etwas mehr Drive verpasst hätte. So haben wir hier ein mehr als ordentliches Prog-Rock-Album vorliegen, aber nicht den Überflieger, den man von Morse eigentlich gewohnt ist.

Bei der Form, die der fromme Ami gewählt hat, ist der Vergleich mit dem Rock-Oper-Klassiker Jesus Christ Superstar überhaupt nicht zu vermeiden. Manchmal gestaltet er ganze Passagen als Fast-Zitate, was kein so großes Wunder ist, da beide ja dieselbe Geschichte erzählen. Aber auch hier ist Neal Morse zweiter Sieger.

Es gelingt ihm nicht, seinen Sängern die „Arien“ in den Mund zu legen, die Jesus Christ Superstar fast im Übermaß hat, und die lange im Ohr bleiben. Und auch sein Textkonzept ist nicht so spannend, wie das von Tim Rice, der die einzelnen Personen klarer und mit mehr Identität auf den Punkt bringt.

Das liegt wohl auch daran, dass es Morse letztlich nicht um die Personen geht, sondern – wie bei ihm eigentlich immer – um die Liebe Gottes zu den Menschen, die das Finale, wie üblich, mit an den Kitsch grenzndem Pathos prägt.

Die „Ouverture“ gibt keinen komnpletten Vorgeschmack auf das Gesamtwerk. Hier werden vor allem die prog-rockenden Momente angekündigt, die dann auch die begeisternden Momente des Werkes sind, wie z.B. der Longtrack „Jesus‘ Temptation“, der krachenden Rocker „There’s a Highway“ und das furiose Finale der ersten CD, in dem Jesus dem Satan die Leviten liest.

Aber es gibt doch auch reichlich wesentlich ruhigere Momente, die auch durch den Libretto-Charakter nicht die Emotionalität von Rock-Balladen erreichen, die sonst zum Repertoire von Morse gehören.

Inhaltlich ist Jesus Christ the Exorcist, anders als Jesus Christ Superstar, das in den rebellischen früh-70er Jahren bewußt provozieren wollte, kein kämpferisches Album – und das spiegelt sich auch in der Musik wieder.



Norbert von Fransecky

Trackliste

CD 1
1 Introduction (2:31)
2 Overture (3:19)
3 Getaway (2:41)
4 Gather the People (5:17)
5 Jesus' Baptism (3:49)
6 Jesus' Temptation (10:18)
7 There's a Highway (4:06)
8 The Woman of seven Devils (5:41)
9 Free at last (5:05)
10 The Madman on the Gadarenes 7:01)
11 Love has called my Name 4:14)
12 Better Weather (1:42)
13 The Keys to the Kingdom (4:18)
14 Get behind me Satan (3:23)

CD 2
1 He must go to the Cross (3:10)
2 Jerusalem (3:55)
3 Hearts full of Holes (3:40)
4 The last Supper (3:50)
5 Gethsemane (7:39)
6 Jesus before the Council and Peter's Denial (3:12)
7 Judas' Death (3:33)
8 Jesus before Pilate and the Crucifixion (8:14)
9 Mary at the Tomb (2:45)
10 The greatest Love of all (3:00)
11 Love has called my Name (Reprise) (1:30)

Besetzung

Gesangsrollen:
Ted Leonard (Jesus)
Talon David (Maria Magdalena)
Nick D‘Virgilio (Judas)
Rick Florian (Der Teufel)
Matt Smith (Johannes, der Täufer)
Jake Livgren (Petrus, der Hohepriester Kaiphas, Back Voc)
Neal Morse (Pilatus, 1. Dämon, 1. Jünger, Back Voc )
Mark Pogue (1. Israelit, der besessene Gadarener, 2. Pharisäer, Back Voc)
Will Morse (2. Israelit, 3. Dämon, 1. Pharisäer, Back Voc)
Gabe Klein (2. Dämon, 4. Pharisäer)
Gideon Klein (4. Dämon)
Julie Harrison (Dienstmagd)

Die Band:
Neal Morse (Git, Keys, B, Perc)
Paul Bielatowicz (Git)
Bill Hubauer (Keys)
Eric Gilette (Dr, Git)
Randy George (B)

Gäste:
Steve Patrick (Trompete)
Dominique Caster (Trompete)
Holly Smith (Horn)
David Cooper (Posaune)
Gabriel Collins (Sax, Flöte)

Gideon Klein (Violine, Kontrabass, Cello, Viola)
Jake Tudor (Violine)
Jose Weigand (Violine)
Grace Laminack (Viola)

April Zachary (Back Voc)
Amy Pippin (Back Voc)
Debbie Bressee (Back Voc)
Julie Harrison (Back Voc)
Michael Jackson (Back Voc)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger