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Reviews

Soft Grid

Agency


Info

Musikrichtung: Psychrock / Spacerock / Alternative / Postrock

VÖ: 24.05.2019

(Antime / WORDANDSOUND)

Gesamtspielzeit: 38:26

Internet:

https://softgrid.bandcamp.com
https://soundcloud.com/soft-grid
https://www.facebook.com/thesoftestgrid
https://www.instagram.com/soft.grid

Mit Agency veröffentlicht der Berliner Dreier sein zweites Album fast genau drei Jahre nach seinem unglaublichen Debüt Corolla. Die lange Zeit ist bedingt durch die Tatsache, dass alle drei Musiker auch noch mit anderen Projekten unterwegs sind. So bedient Theresa Stroetges nach wie vor ihr Golden Disko Ship und macht nebenbei noch wie Jana Sotzko Tanz oder Performances. Und last but not least Schlagzeuger Sam Slater, der vor allem solo unterwegs ist. Dieses will er übrigens nun forcieren, weshalb er leider nach Beenden der Aufnahmen zu Agenncy Soft Grid verlassen hat.

Das Album scheint irgendwie direkt an den Vorgänger Corolla anzuschließen, es greift die ruhigen Ausgangsklänge auf und entwickelt sich dann langsam zu einem kleinen Parforceritt durch spacige und auch härter rockende Klänge, zu denen insbesondere das kräftige Schlagzeug viel dazu beiträgt. Theresas Gesang changiert von Hauchen bis zum Kreischen, so entwickelt sich mit den flirrenden Keyboards zu dem kräftigen Groove ein mitreißender Auftakt mit nahe zehn Minuten Laufzeit, der den Hörer direkt in das Soft Grid-Universum zieht.

“Airplane“ begint mit einem dunklem Drone der von Theresas heller Stimme konterkariert wird. Dann setzt der typische gedoppelte, wunderbare weibliche Gesang ein, der in eine stark an die 80er erinnernde, programmierte Keyboardspur, unterstützt von einem straighten Schlagzeug. Dieses Stück klingt wesentlich geerdeter als die sonst sehr spacigen Stücke und kommt dementsprechend auch gar etwas poppig daher. Dennoch heben dröhnende Keyboards und psychedelische Gitarreneffekte das Stück in den Soft Grid-Kosmos.

Auch das folgende “Mother Tongue“ klingt poppiger als man Soft Grid bis dahin kannte, aber auf eine sehr artpoppige Weise mit wunderbaren Keyboards und Programmings, die an Kate Bush oder ähnliche Künstler aus den 80ern erinnert. Und hier taucht endlich auch die Violine wieder auf, die bei den ausufernden Stücken des Debüts noch so dominant war. Hier passt sie sich aber an die Melancholie des Stückes an und veredelt wird dieses Kleinod von diesem perfekten Satzgesang aller drei Mitglieder. Fantastisches Stück.

Mit “A century Behind“ geht es dann ein wenig auf die Spuren von Corolla. Das Stück baut sich langsam mit schönem Gesang und sphärischen Keyboards auf, bevor es dann eine erste Eruption mit kräftigem Schlagzeug und Keyboardstakkatos gibt, die das Stück dann in ein bombastisches, langsames Spacepopstück verwandelt. Auch hier geht es ruhiger und vertrackter zu. Es gibt immer wieder Breaks, die fast schon in den Postrock gleiten, aber insgesamt ziehen Soft Grid hier all ihre Register.

Das abschließende Titelstück fast dann ebenfalls nochmal alle Elemente des Albums in einem fantastischen Abschlussstück zusammen.

Man merkt Agency an, dass der Dreier aus der Hauptstadt sehr bemüht war, sich nicht zu wiederholen, was ihm auch hervorragend gelungen ist, ohne sein eigenes Soundbild zu verlieren. Insgesamt ist es auf kuriose Art und Weise ein Schritt mehr Richtung (Art-)Pop, ebenso wie zum Postrock. Soft Grid liefern auch auf ihrem zweiten Werk ein ausgewogenes, starkes und kreatives Album ab das zum Besten gehört, was die deutsche Szene zu bieten hat. Insgesamt kommt es für mich aber nicht ganz an den Vorgänger heran – aber das sehe ich möglicherweise in ein paar Monaten schon anders, da es definitiv ein Album ist, welches ergründet werden will und mit jedem Hören wächst.

Also, auf alle Fälle den 24. Mai vormerken, da kommt das Album auf Bandcamp heraus und wenn alles klappt auch auf Vinyl.



Wolfgang Kabsch

Trackliste

1PPPY CNNN9:35
2Airplane5:59
3Mother Tongue6:38
4A Century Behind10:42
5Agency5:32

Besetzung

Jana Sotzko: Gesang, Elektronik, Instrumente
Theresa Stroetges: Gesang, Elektonik, Instrumente
Sam Slater: Schlagzeug, Gesang
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger