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Reviews

Phil Donkin’s Masterfrown

Value


Info


Der britische Bassist Phil Donkin wurde im November 1980 in Sunderland, Tyne and Wear, geboren und lebt in Berlin und auch in New York. Seit 1998 ist er auch im Genre des Jazz tätig, zuvor arbeitete er auch mit Rockmusikern. 2012 war das Jahr, als sein Debüt-Album erschien. Die Fülle der Musiker, mit denen Donkin zusammenarbeitete, von John Abercrombie zu Nils Wogram, und die diversen Einflüsse haben seine aktuelle Musik geprägt, und so stammen alle Kompositionen auf der neuen Platte, Value auch von ihm.

Und von Beginn an setzt die Band klare Akzente. Kein Harmonieinstrument wie Piano oder Gitarre „stört“ die Besetzung mit zwei Holzbläsern plus Rhythm Section. Insofern bietet sich für alle vier Musiker reichlich Spielraum, der auch intensiv genutzt wird. Die vier europäischen Interpreten setzen dabei ihre jeweilige kreative Individualität gekonnt und gezielt ein. So herrscht ständig Bewegung, mit viel Wucht und Intensität werden Klangbilder geschaffen, die sich ihre Strukturen aus dem Augenblick zu holen scheinen.

Dabei gestalten die Vier eine Einheit, die sich wie selbstverständlich verschmilzt zu einem Soundbild, dass laufend kreative Energie freisetzt. Als Bassist selbst nennt Donkin zwei Vorbilder, das sind Dave Holland und Charles Mingus. In einer früheren Besprechung war mir vor allem bereits die Ähnlichkeit zu Holland aufgefallen. Der Musiker führt hierzu auch aus:
Während meines Studiums habe ich beide Bassisten viel gehört. Bei Holland mag ich die Strukturen und wie er die rhythmischen Aspekte organisiert. Manchmal ließ mich seine Musik aber auch völlig kalt. Mingus ist das extreme Gegenteil. Er war mir in bestimmten Momenten sogar zu chaotisch. Für beide Musiker muss ich in einer bestimmten Stimmung sein, aber unbewusst habe ich versucht, ihre sehr unterschiedlichen Einflüsse zu vereinen. Struktur mit Chaos, das macht für mich Sinn.

Wenngleich der Bandname auf Donkin als Leader hinweist, ist die Musik dieser Platte eher als Kollektivwerk zu betrachten, weil schließlich die vorgegebenen Kompositionen des Bassisten gemeinsam von Allen umgesetzt werden zu dem jeweiligen Ergebnis, und das ist gemeinsam geschehen. Einigen Jazzliebhabern mag die Musik zu unstrukturiert erscheinen, Einige mögen sie gar in Richtung Free Jazz positionieren, doch sind es dieses Erachtens eher spontane und kollektive Improvisationen, die sehr melodisch ausgerichtet miteinander eine Art kammermusikalischen und von starren Schemata losgelösten modernen Jazz bieten, voller Reibung und Spannung und Energie, auf einem hohen Qualitätslevel.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Zealot Suite, Part 1 / Psycho Babble (6:10)
2 Zealot Suite, Part 2 / Master Frown (5:20)
3 Zealot Suite, Part 3 / Tonal Grimace (4:59) I
4 Zealot Suite, Part 4 / Jiblet (3:12)
5 Value (5:40)
6 Crown Of Thorns (5:53)
7 Enemy (5:16)
8 Numb Worm (4:39)

Besetzung

Phil Donkin (bass)
Joris Roelofs (bass clarinet)
Martin France (drums)
Wanja Slavin (alto saxophone)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger