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Reviews

The Jimi Hendrix Experience

Electric Ladyland


Info

Musikrichtung: Rock Fusion

VÖ: 09.11.2018(1968)

Sony Legacy (Track, Reprise)

Gesamtspielzeit: 309:18

Internet:

https://www.jimihendrix.com/
https://www.wearesonymusiclegacy.com/
https://www.promo-team.de/

Ja, hier geht es um das berühmte dritte Studioalbum der Jimi Hendrix Experience, Electric Ladyland. Wenngleich man das am Cover dieser Ausgabe zum 50.Geburtstag des Albums nicht sofort erkennen kann, dann liegt das daran, dass nun endlich des Künstlers ursprüngliche Wunschvorstellung der Covergestaltung umgesetzt wurde. Wer sich erinnert, es war zunächst ein Cover mit neunzehn unbekleideten Damen, von der Plattenfirma so vorgesehen. Dieses geschah jedoch gegen den Willen von Hendrix. Folge war seinerzeit, dass viele Plattengeschäfte das Album aus ihren Läden verbannten. Jimi selbst soll sich so dazu geäußert haben: Folks in Britain are kicking against the cover. Man, I don’t blame them. I wouldn’t have put this picture on the sleeve myself, but it wasn’t my decision. It’s mostly all bullshit.

Nun, daraufhin verfasste er einen leidenschaftlichen Brief an sein amerikanisches Plattenlabel und wies noch einmal explizit darauf hin, wie er das Cover haben wollte, inklusive einer Skizze. Dort ignorierte man ihn einfach und entschied sich für das gemeinhin bekannte Cover in roten und gelben Farben mit dem Gesicht des Künstlers auf der Vorderseite. Unter anderem dieser Brief ist Bestandteil dieser üppigen Box, mit der nun das Album gefeiert wird. Ferner finden wir in dem 48-seitigen Booklet viele unveröffentlichte Fotos, Abbildungen der originalen handgeschriebenen Texte des Musikers. Zu jedem Song der zweiten CD sind entsprechende Anmerkungen von John McDermott aufgeführt worden. In diesem dicken, fast LP-formatigen Buch (ca. 25 x 30 cm) stecken die vier Scheiben in den Außenhüllen.

Das letzte Studioalbum der Experience, erschienen im Oktober 1968, setzte Maßstäbe. Mit Sicherheit ist es als eines der klassischen Alben der Musikgeschichte zu betrachten, und Hendrix betrat Neuland, experimentelles Neuland. Wohl kaum zuvor hatte man sich derart mit den derzeit aktuellen technischen Neuerungen befasst, seien es Experimente mit den Mikrofonen, mit Echos, rückwärtslaufenden Bandmaschinen und einigen mehr, der Musiker versuchte vehement, seine konkreten Vorstellungen umzusetzen, gemeinsam mit dem brillanten Tontechniker Eddie Kramer. Rock, Blues, Psychedelic, Funk, alles war vereint in dem mächtigen Gebräu umwerfenden Sounds. Das lange und schleppende “Voodoo Chile“, ein erdig angelegter Blues mit Stevie Winwood an der Orgel, das autobiografische "Burning of the Midnight Lamp", das war der erste Track, den Hendrix für das Album komponierte, die umwerfende Version des Stückes "All Along the Watchtower" von Bob Dylan, dass in Händen von Jimi zum zeitlosen Klassiker avancierte oder das sehr experimentelle "1983...(A Merman I Should Turn to Be)", ebenso das brachiale “Voodoo Child (Slight Return)", in so mancher Diskothek damals ein Renner, dass alles sind so unterschiedliche Merkmale für das epochale Album.

Ja, und nun, zum 50.Geburtstag, beschert uns Sony Legacy diese neue Ausgabe, zunächst das originale Album, neu remastered von Bernie Grundman, von den originalen Analog-Bändern. Auf der 2.CD gibt es dann The Early Takes, das heißt, es werden zwanzig Demos und Outtakes präsentiert, die es zuvor nicht zu hören gab. Einige davon bieten einen Meister, der nur von der Gitarre begleitet wird, seinerzeit von ihm selbst aufgenommen auf einer Bandmaschine im Drake Hotel. (#1-12) Ferner hören wir auf den restlichen Songs Outtakes, von denen wir wohl noch nicht den Titel “Angel Caterina“ kennen dürften. Unter den Musikern können wir Buddy Miles, Stephen Stills und Al Kooper hören. Bei den weiteren beiden Silberlingen handelt es sich um Aufnahmen eines bisher unveröffentlichten Konzerts, “Live At the Hollywood Bowl 9/14/68“ und eine Blu-Ray mit der Dokumentation “At Last...The Beginning: The Making Of Electric Ladyland“.

Nun, zu dem Original-Album ist wahrscheinlich bereits alles gesagt worden, die Stücke der zweiten CD bieten meines Erachtens eine hervorragende Ergänzung, allein die akustischen Solo-Songs bieten eine seltene Gelegenheit, den Meister ganz pur zu erleben, und insgesamt finden wir eine sehr gute Bereicherung „hinter den Kulissen“. Die dritte CD, das Live-Konzert, ist leider ein wenig als kleiner Flop zu bezeichnen, sicher nicht angesichts der Tatsache, dass es erstmalig veröffentlicht wurde und sicher einen hohen dokumentarischen Wert besitzt, und auch nicht angesichts der Tatsache, dass die drei Musiker, hier mit Redding und Mitchell, ein tolles Konzert abgeliefert haben, sondern, weil die Tonqualität recht schlecht ist, obwohl der Mitschnitt seinerzeit vom Mischpult abgenommen wurde. Der Sound ist nicht klar und recht dumpf und „schwammig“, mitunter leicht übersteuert, Gitarre und Gesang kommen relativ gut heraus.

Für Viele mag ”At Last...The Beginning: The Making Of Electric Ladyland“ ein Highlight sein. Hierbei handelt es sich um eine zuerst 1997 erschienene Dokumentation, mit Fakten zur Entstehung von Electric Ladyland. Diese wurde nun remastered und erweitert um 40 Minuten, inklusive zusätzlicher Filmaufnahmen, Interviews und Fotos. Darüber hinaus hat sich Eddie Kramer dem Album noch einmal angenommen und mittels moderne Technik aufgearbeitet, mit drei unterschiedlichen digitalen Mixen (Uncompressed LPCM Stereo 24b/96k- + Uncompressed LPCM 5.1 Surround 24b/96k- + DTS-HD Master Audio 5.1 Surround 24b/96k). Das ist klanglich teilweise eine neu eröffnete Dimension, und Kramer schreibt dazu in seinen Liner-Notes, dass Jimi sicher auch begeistert gewesen wäre: Yeah man! Just go for it!!.



Wolfgang Giese

Trackliste

CD 1 = Electric Ladyland:

1 …And The Gods Made Love
2 Have You Ever Been (To Electric Ladyland)
3 Crosstown Traffic
4 Voodoo Chile
5 Little Miss Strange
6 Long Hot Summer Night
7 Come On (Let The Good Times Roll)
8 Gypsy Eyes
9 Burning Of The Midnight Lamp
10 Rainy Day, Dream Away
11 1983…(A Merman I Should Turn To Be)
12 Moon, Turn The Tides…Gently Gently Away
13 Still Raining, Still Dreaming
14 House Burning Down
15 All Along The Watchtower
16 Voodoo Child (Slight Return)

CD 2 = At Last...The Beginning: The Making Of Electric Ladyland: The Early Tapes:

1 1983…(A Merman I Should Turn To Be)
2 Angel
3 Cherokee Mist
4 Hear My Train A Comin’
5 Gypsy Eyes
6 Voodoo Chile
7 Somewhere
8 Long Hot Summer Night [Demo 1]
9 Long Hot Summer Night [Demo 3]
10 Long Hot Summer Night [Demo 4]
11 Snowballs At My Window
12 My Friend
13 And The Gods Made Love (At Last…The Beginning)
14 Angel Caterina
15 Little Miss Strange
16 Long Hot Summer Night [Take 1]
17 Long Hot Summer Night [Take 14]
18 Rainy Day, Dream Away
19 Rainy Day Shuffle
20 1983…(A Merman I Should Turn To Be)

CD 3 = Live At The Hollywood Bowl – September 14, 1968 = (68:20):

1 Introduction
2 Are You Experienced?
3 Voodoo Child (Slight Return)
4 Red House
5 Foxey Lady
6 Fire
7 Hey Joe
8 Sunshine Of Your Love
9 I Don’t Live Today
10 Little Wing
11 Star Spangled Banner
12 Purple Haze

Blu-Ray: At Last… The Beginning: The Making Of Electric Ladyland:

At Last… The Beginning: The Making of Electric Ladyland documentary
Electric Ladyland Uncompressed LPCM Stereo 24b/96k
Electric Ladyland Uncompressed LPCM 5.1 Surround 24b/96k
Electric Ladyland DTS-HD Master Audio 5.1 Surround 24b/96k

Besetzung

Jimi Hendrix (vocals, guitars, bass)
Noel Redding (bass, vocals, guitars)
Jack Casady (bass)
Stephen Stills (bass)
Dave Mason (guitar, vocals)
Jeanette Jacobs (vocals)
The Sweet Inspirations (vocals)
Steve Winwood, Mike Finnigan, Al Kooper (Hammond, keyboards, piano)
Mitch Mitchell, Buddy Miles (drums)
Larry Faucette (congas),
Freddy Smith (saxophone),
Chris Wood (flute)
Paul Caruso (harmonica)
Brian Jones (percussion)
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So bewerten wir:

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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
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19 bis 20 Überflieger