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Reviews

Rebekka Bakken

Things You Leave Behind


Info

Musikrichtung: Singer/Songwriter

VÖ: 28.09.2018

(Okeh/Sony)

Gesamtspielzeit: 41:50

Internet:

http://www.rebekkabakken.com/
https://www.sonymusic.de/home
http://www.uk-promotion.de/home/

Erst relativ spät lernte ich sie musikalisch kennen – die am 4.April 1970 geborene norwegische Sängerin Rebekka Bakken. Das war 2006 mit ihrem dritten Album “I Keep My Cool“, und daraus war es der Song “Any Pretty Girl“, der mich vollends begeisterte. Die Singer/Songwriterin erinnerte mich seinerzeit stark an die Singer/Songwriter-Bewegung der Siebziger. Darüber hinaus wird und wurde sie auch oft als Jazzsängerin bezeichnet. Das sehe ich nicht so, obwohl sie sicher auch Elemente des Jazz in ihrer Musik integrierte, und sich ihre über drei Oktaven agierende Stimme sicher dazu eignet. Das hat sie ja auch bereits unter anderem auf ihrem Jazz-Album “Little Drop Of Poison“, eingespielt mit der Big Band des Hessischen Rundfunks, bewiesen.

Wie dem auch sei, ihre Songs zeichnen sich durch hohe Emotionalität aus, feinste glänzende Diamanten des Singer/Songwriter-Genres. Gelernt hat Rebekka das bereits früh, als Kind spielte sie Violine und Klavier und widmete sich norwegischem Liedgut, später kamen weitere Einflüsse in Form von Rhythm & Blues oder Rock hinzu. Vertiefen konnte sie das ab 1995 in New York. Zum Jazz kam sie unter anderem durch Zusammenarbeiten mit dem Gitarristen Wolfgang Muthspiel und der Pianistin Julia Hülsmann. Zwischenzeitlich ist die Künstlerin nach Norwegen zurückgekehrt. Things You Leave Behind, ein Titel, der als Rückschau zu verstehen ist, und einen Neuanfang symbolisiert, mit diesem mittlerweile achten Album.

Und diese Rückschau hat es dann auch in sich, schöpft die Musikerin doch aus ihrer Vergangenheit, aus ihren Einflüssen und ihren musikalischen Vorlieben, neben Jazz gibt es Soul, Chanson, Folk und Singer/Songwriter-Typisches. Mit einem “Closer“ eröffnet das Album mit einem sanften Gospel-Groove und schwülem Südstaaten-Sound der USA. Total cool vorgetragen, und man meint, eher in einem Studio in Memphis zu sein, als in Stockholm. Mystisch schält sich ein ungewöhnliches Gitarrensolo aus dem Song, heraus aus leidenschaftlichem Gospel-mäßigem Background-Gesang. Das ist sofort ein Knüller zu Beginn!

Abwechslung ergibt sich aus den so unterschiedlichen Stimmungen der Musik, sanfte Reggae-Anklänge (#2) oder der einer düsteren Moritat ähnelnde Titelsong, dem man ohne weiteres auch Tom Waits zuschreiben könnte, gesanglich orientiert sich Rebekka gar ein wenig in Richtung Grace Jones. Dann der Coversong von Cindy Lauper – “Time After Time“, dezent leicht mit Pianobegleitung, sehr reduziert im Ausdruck bringt diese Version die Besonderheit der Komposition zum Ausdruck. “Yankee Days“, hier singt die Künstlerin voller Kraft und großem emotionalen Ausdruck, und stellt ihre stimmlichen Qualitäten unter Beweis, sanft, rau, flexibel, und wieder ist das schräge Gitarrensolo das I-Tüpfelchen.

Großartige Songs, die die Sängerin vorwiegend im Singer/Songwriter-Modus finden, aber mit stark individuellem Ausdruck, vorwiegend hervorragende und beeindruckende Eigenkompositionen, die Rebekka Bakken auf eine Stufe mit Kolleginnen aus den USA stellen, diese Musik atmet internationales Flair, ist vorzüglich gelungen und hat neben frechen Songs auch solche auf der Liste, die sehr romantisch und wunderschön sind, wie zum Beispiel “True North“, einer meiner erklärten Lieblingstitel der Platte. “Hotel St. Pauli“, eine Fremdkomposition von Sven Gundersten und Johnny Sareussen, wirkt düster und stimmlich wird fast schon Marianne Faithful mit ihrem rauen Ausdruck berührt, ein Song, der auch aus der Feder von Kurt Weill hätte stammen können. Ich bin auf die nächste Veröffentlichung sehr gespannt.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Closer
2 Black Shades
3 Things You Leave Behind
4 Time After Time
5 Yankee Days
6 Shelter
7 True North
8 Charlie
9 Sound Of Us
10 Hotel St. Pauli
11 Dance for You

Besetzung

Rebekka Bakken (vocals, piano - #5, 9)
Jesper Nordenstroem (acoustic piano, Wurlitzer, organ, synthesizer, mellotron)
Johan Lindstroem (guitars, pedal steel guitar, bass, vocals - #7)
Rune Arnesen (drums, percussion)
Paris Renita (background vocals)
Andre de Lang (background vocals)
Glenn Patscha (organ - #2)
Knut Reiersrud (harmonica & additional bass - #2)
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So bewerten wir:

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