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Reviews

Joe Satriani

What happens next


Info

Musikrichtung: Rock

VÖ: 12.01.2018

(Legacy / Sony)

Gesamtspielzeit: 50:59

Internet:

http://www.satriani.com

Zweieinhalb Jahre nach Shockwave Supernova bringt Joe Satriani sein 16. Soloalbum heraus. Das sollte bewusst mehr down to earth als not of this earth werden. What Happens Next ist für seine Verhältnisse tatsächlich relativ bodenständig ausgefallen. Allerdings ist die stilistische Ausrichtung insofern egal, als der Maestro auf jeder Platte ohnehin immer alle Facetten seiner Kunst präsentiert. Er betont lediglich mal diesen und mal jenen Aspekt stärker. Diesmal stehen eben Melodie und Groove im Mittelpunkt. Die Technikdemonstration bekommt man eher beiläufig mitgeliefert. „Smooth Soul“ ist das Paradebeispiel hierfür. Als hätte Carlos Santana einen Gastauftritt!
Durch Glenn Hughes am Bass und Drummer Chad Smith sind die 12 neuen Songs grooviger. Die Jungs klingen nach einem Instrumental-Trio, nicht nach Joe Satriani mit Begleitung. Auf Fingerübungen à la „Crazy Joey“ verzichtet der Meister und lässt natürlich trotzdem nicht den leisesten Zweifel an seiner Extraklasse aufkommen. Vor allem Smith, mit dem Satch ja auch bei Chickenfoot gemeinsame Sache macht, tut mit seinem swingenden Spiel den Kompositionen hörbar gut. Auch Hughes genießt es, sich einmal nur auf das Zupfen seines Basses zu beschränken. Alle Drei überragende Musiker, aber auf Technik hatte der 61-Jährige so gar keine Lust, dafür um so mehr Freude am Spielen. Das kommt voll rüber: What Happens Next ist Spaß pur!

Anhören sollte man sich auf jeden Fall die romantische und doch kraftvolle, im Mittelteil sogar mehr als einen Moment lang disharmonische Ballade „Cherry Blossoms“ mit ihrer wunderschönen Melodie (Ein Kommentar im Netz: „Warning!! Coldplay will play this song!!“ Höhö!) und den entspannten Titelsong, der mit seinem euphorischen Lauf trotzdem spannend gestaltet wurde, bevor er wieder ruhig dahinfließt.

Die eigentlichen Kracher sind jedoch die eher unauffälligen Stücke, wie das mit einer swingenden Lässigkeit getarnte „Looper“. Ist mittlerweile mein Lieblingslied geworden! „Invisible“ überhört man ebenfalls leicht – und fragt sich nach mehrfachem Hören, wie einem das passieren konnte. Diese Mischung aus locker tänzelnden Akkorden und instrumentalem Wahnsinn bringt in dieser Form sonst keiner! Freestyle heißt das Zauberwort!
Darüber hinaus ist es Satriani wieder einmal gelungen, sich für jeden Song mindestens eine eingängige Phrase einfallen zu lassen, die ihn einem mit der Zeit so nahe bringt, dass man ihn nicht mehr missen möchte. Da bildet selbst das mit allerlei elektronischen Spielereien getunte „Catbot“ keine Ausnahme. Hier spielt der Amerikaner auf der Gitarre und dem Keyboard praktisch dasselbe! Überhaupt verblüfft einen die Langzeitwirkung von What Happens Next immer wieder!

Dass der Plattentitel nicht als Frage, sondern als Aussage formuliert ist, erklärt Satriani übrigens so: „Ich wollte bewusst keinen zweifelnden, ängstlichen oder unsicher wirkenden Titel, sondern einen Titel, der vorwärts gerichtet und zukunftsorientiert ist.“ Also anstatt zu fragen: „What happens next?“, verkündet er selbstbewusst: „This is what happens next!“ Das lebensfrohe „Righteous“ unterstreicht diese positive Aussage zusätzlich; ein Popsong, den der Saitenhexer vor Jahren Bryan Adams angeboten hatte, weil er fand, es sei ein „Vocal-Song“. Der kanadische Superstar antwortete: „Dieses Lied ist so schön! Ich weiß gar nicht, was ich daran verändern soll, um es zu singen.“ Tja, nun hat er es eben selbst verwendet. Zum Glück!

In den allgemeinen Tenor Satrianis bestes Album seit...“ mag ich dennoch nicht einstimmen, unter anderem weil mir z.B. die ungeheure Dynamik des weitaus frickeligeren Shockwave Supernova ganz ausgezeichnet gefallen hat! Natürlich war der Künstler nicht bei allen Platten gleichermaßen inspiriert, aber ich finde, bis auf den unverwechselbaren Ton seiner Ibanez, die gerne die Rolle des Gesangs übernimmt, lassen sich Satrianis Arbeiten sowieso nicht miteinander vergleichen.

Von der musikalischen Leistung und dem Musikerlebnis her, das immer neue, aber stets intensive Emotionen auslöst, sind 17 Punkte vollauf verdient!



Michael Schübeler

Trackliste

1Energy3:28
2Catbot3:38
3Thunder High On The Mountain4:46
4Cherry Blossoms4:29
5Righteous3:34
6Smooth Soul3:51
7Headrush3:35
8Looper3:42
9What Happens Next4:24
10Super Funky Badass7:35
11Invisible4:11
12Forever And Ever4:06

Besetzung

Joe Satriani (Gitarre, Bass, Keyboards)
Glenn Hughes (Bass)
Chad Smith (Drums)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger