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Reviews

Tye, Chr. (Phantasm)

Sämtliche Werke für Consort


Info

Musikrichtung: Renaissance instrumental

VÖ: 29.09.2017

(Linn / Naxos / CD / DDD / 2016 / Best. Nr. CKD 571)

Gesamtspielzeit: 67:00

MANDALAS FÜR GAMBENCONSORT

Nur eine CD mit knapp 70 Minuten Spielzeit ist nötig für die gesamte (erhaltene) Consort-Music von Christopher Tye, einem englischen Komponisten des 16. Jahrhundert. Doch die 31 Stücke, die das Gambenensemble Phantasm darauf versammelt hat, sind hochkonzentrierte Minaturen, aus denen ein ebenso exzentrischer wie selbstbewusster musikalischer Geist spricht.

Titel wie "Trust", "Follow me!", "Believe me" können als Ausdruck religiöser Inbrunst gedeutet werden. Oder als Versicherungen an die Ausführenden, den Noten zu trauen und einfach zu spielen, was auf dem Papier regelwidrig und verworren aussehen mag. Die für Tyes Zeitgnossen mitunter bizarre Stimmführung, eigenwilligen harmonischen Fortschreitungen und motivischen Extravaganzen nehmen sich für heutige Ohren freilich recht moderat aus: Sie verbreiten zumindest in der Einspielung von Phantasm überwiegend reinsten Wohlklang und, bei aller immer wieder aufleuchtenden Virtuosität, oft eine herbstliche Melancholie.

Bereits der delikat ausbalancierte Gambenklang von Phantasm verrät, dass es sich um altermeistliche Musik handelt. Man wandelt durch eine Galerie voller kompositorischer Kabinettstückchen, die sich als kunstvoll verschlungene, vielstimmige "Instrumental-Mandalas" an Kenner und Liebhaber gleichermaßen richten. Weil Tye, einer Mode seiner Zeit folgende, die Mehrheit seiner Consort-Stücke auf den berühmten In-Nomine-Part aus dem Benedictus einer Messe von John Taverner komponiert hat, bedarf es bei all diesen Variationen eines immer wieder frischen, aufmerksamen Hörens, das die immer wieder neuen subtilen Verwandlungen und Nuancierungen wahrnimmt.

Das Ensemble Phantasm präsentiert uns Tyes Musik durch seinen subtil virtuosen Zugriff, seine überlegte Gesamtdramaturgie und das Gespür für den großen Bogen ebenso wie das kleine Detail von seiner schönsten Seite. Ob damit die Musik in all ihren Dimensionen ausgeschöpft wird und die Eigenwilligkeiten vielleicht nicht doch etwas zu sehr durch ein eher "klassisches" Interpretations-Ideal geglättet werden, ist die Frage. Vielleicht wäre für den Manieristen Tye eine rein vokale Darbietung die passende Lösung.
Das leicht höhenbetonte Klangbild ist kammermusikalisch intim und zugleich warm und ausgewogen. Besondere Erwähnung verdient noch das umfassende Booklet mit tiefgehenden Erläuterungen von Laurence Dreyfus, der als Spieler an der Sopran-Gambe und Leiter des Ensembles auch für die interpretatorische Seite verantwortlich zeichnet.



Georg Henkel

Besetzung

Phantasm

Laurence Dreyfus, Emilia Benjamin, Jonathan Manson, Mikko Perkola, Markku Luolajan-Mikkola und Emily Asthton: Gamben
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger