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Reviews

Noel Wentworth

Change


Info

Musikrichtung: Country / New Country

VÖ: 2005

(Comstock Records)

Gesamtspielzeit: 39:40

Internet:

http://www.noelwentworth.com

Bereits der erste Blick ins Booklet lässt Schlimmes erwarten. Wenn man dort lesen muss, dass der Künstler bis auf wenige Ausnahmen (meistens die Drums) alle Instrumente selbst gespielt, alle Songs selbst aufgenommen und gemischt hat, als Produzent dieses Albums tätig war und - wie könnte es anders sein - alle Lieder aus seiner Feder stammen, stellt man sich mit aufgestellten Nackenhaaren auf ein typischen Hausmannskost-Album ein mit tickernder Drummachine, einfachen Gitarrenriffs und traditionellem Gesang. Also nimmt man allen Mut zusammen, atmet noch einmal tief durch und drückt auf den Startknopf des CD-Players.

Im Einzelnen:

Ein klares und deutliches "Wow!" macht sich im Kopf breit, als die ersten Töne von "Make way for me" erklingen. Was mir da so freudig entgegenschallt, ist richtig guter Country-Pop und der Sound schließt sofort Parallelen zu Keith Urban und seinen Erfolgsalben Golden Road und Be here kurz, die ich an dieser Stelle bereits rezensieren durfte! Und das Prädikat, wie Keith Urban zu klingen, darf ausschließlich als Lob verstanden werden. Es scheint, der junge Mann aus der kanadischen Provinz British Columbia ist ein wahrer Multiinstrumentalist, denn es gibt kein Instrument, das man bei dieser schwungvollen Aufnahme vermisst, und alle sind brillant in Szene gesetzt. Dazu erklingt - auch beim zweiten Song "Something about me´s changed", der nicht ganz so temperamentvoll zu Werke geht wie sein Vorgänger - eine frische Stimme, die sich auch bei Balladen wie "Stuck inside this moment" gut anhört, obwohl hier ein wenig mehr Samtigkeit aufgelegt werden könnte. Doch trotzdem ist der Gesang alles andere als "out of place". Vielmehr lässt sich dies mit einer gesanglichen Gradlinig- und Ehrlichkeit beschreiben.

"This is where I make believe" lässt wiederum starke Ähnlichkeit mit dem Australier Urban erkennen, wobei das flotte und zugleich filigrane Saitenspiel von Noel Wentworth dem Chartstürmer in nichts nachsteht. Bei diesem Lied erhält er am Piano Unterstützung von seiner Ehefrau Lora. Wie heißt es so schön: "Die Axt im Hause ...". Leichtigkeit dürfte auch für diesen Song das Stichwort sein, verbunden mit einer klaren und sauberen Produktion, in der nichts mulmig und unakkurat daherkommt. "Take me away from you" hat schon mehr Rock-Elemente aufgenommen. Da Mr. Wentworth sich jedoch nicht auf eine Stilrichtung festlegt und seine musikalischen Einflüsse aus Rock, Pop und Country bezieht, darf er sich in diesem weitgesteckten Rahmen frei bewegen. Mit "Just one year" kehrt jedoch wieder Ruhe ein und Singer/Songwriter-Qualitäten machen sich breit, stilsicher unterstützt durch kaum mehr als eine Akustikgitarre. In gleicher Art und Weise wird man bei "This might be all I need" empfangen, bevor sich ein ganz und gar nicht erwarteter Drum-Computer meldet, der aber gottlob von seinem akustischen Pendant abgelöst wird. Gelegentlich nimmt der Song richtig Fahrt auf und erinnert in diesen Passagen leicht an den Hanson-Song "Mmbop". Also smart-poppige Kost mit balladeskem Entrée! Guten Appetit!

Flotte Gute-Laune-Grooves mit mehrstimmigem Gesang sind das Markenzeichen von "The one that got away". Da hat man kaum die Chance, seine schlechte Laune zu pflegen, denn hier weht ein süßer und frischer Frühlingswind aus den Boxen. Hierbei wurden so einige Gesangsspuren aufgewendet, die aber ihr Ziel durchaus erreicht haben. Echter Pop-Rock kommt bei "Good times, good friends, some beer and a radio" auf, und endlich dürfen die Gitarren zeigen, dass sie auch für die härtere Gangart gebaut sind. Trotzdem verliert der Song nie sein harmonisches Grundkonzept, das die verschiedenen Elemente wie rockige Grooves und zerrende Gitarren gut verbindet. Beim letzten Song "These four reason" wird zurückgeschaltet und in Ruhe die Ziellinie überquert. Wiederum nur mit einer Akustikgitarre begleitet, wird ein harmonischer Song dargeboten, dem es trotzdem an nichts fehlt. Ein ruhiges Ende eines echten Hörvergnügens.

Fazit:

Das "Wow!" hat sich vom ersten bis zum letzten Song gehalten, denn Noel Wentworth hat mit Change ein durchaus beachtenswertes Album aufgelegt. Sehr großer Respekt gebührt dem Kanadier für sein multiinstrumentales Können an fast allen verwendeten Instrumenten. Da es sich hier nicht um sein erstes Album handelt, kann man ihm auch nicht vorwerfen, er hätte Keith Urban kopiert. Die beiden sind sich musikalisch nur sehr ähnlich. Wer von ihnen besser ist, kann nicht eindeutig geklärt werden, liegt jedoch auch stark am Support des Labels. Dafür, dass Wentworth das Album fast komplett alleine erstellt hat, von den Kompositionen über das Einspielen bis zum Produzenten-Job, verdient er hohe Anerkennung.

Auffällig ist, dass die Musik klar, locker und ehrlich das Ohr des Hörers erreicht, frischen Wind "in die Bude" bringt und gute Laune verursacht. Dass dies nur wenige Produktionen schaffen, ist wiederum ein Pluspunkt für dies Werk, das man sich bedenkenlos zulegen darf, denn wer Keith Urban mag, wird auch an Noel Wentworth seine helle Freude haben.



Lothar Heising

Trackliste

1Make way for me 3:30
2Something about me´s changed 3:35
3Stuck inside this moment 4:04
4This is where I make believe 3:35
5Take me away from here 3:30
6Just one year 3:29
7Who will find my dreams tomorrow 3:45
8This might be all I need 3:28
9The one that got away 3:16
10Good times, good friends, some beer and a radio 3:17
11These four reasons 4:11
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