Reviews

Leo, L. (Prontera)

La Musica per Stanza

Info Musikrichtung: Barock VÖ: 27.10.2004 Tactus / Klassik Center Kassel (CD, DDD (AD: 2002/2003) / Best.Nr. TC 693702) Gesamtspielzeit: 75:16 Internet: Tactus

In unserer Zeit hat die Musik eines Leonardo Leo (1694-1744) es schwer, sich gegenüber den Stücken des Zeitgenossen Vivaldi durchzusetzen. Sie verkörpert die herbere Tradition der neapolitanischen Schule, die sich in ihrer Formstrnege wesentlich an Scarlatti und Corelli orientierte. Dennoch verdienen nicht nur die bekannteren Cellokonzerte Leonardo Leos Beachtung, sondern auch sein ürbiges Instrumentalschaffen. Sein Konzert für vier Violinen etwa erweist sich als gleichermaßen kunstfertig, wie repräsentativ. Vor allem das geheimnisvoll verschattete Moderato und das schwungvolle Allegro nehmen den Hörer sogleich für sich ein.
In den Flötenkonzerten zeigt Leo sich weit weniger originell. Sie sind nach dem Zeitgeschmack im galanten Stil gehalten, dabei durchaus gefällig, aber ohne Tiefe.
Originell hingegen der Marsch für zwei Violinen - Unterhaltungsmusik für den Tanzsaal, keine militärische Marschmusik. Besonders aufschlußreich sind die vierzehn Toccaten, die Cosimo Prontera am Cewmbalo interpretiert. Hier spielt Leo virtuos mit einer Vielzahl musikalische Elemente, Stile und Versatzstücke: volksmusikalische Anklänge finden sich ebenso, wie reichhaltige Ausschmückungen, eine raffinierte Fuge, steht in einer Reihe mit lyrisch angehauchten Stücken.

Dass also nicht allein Venedig, sondern auch Neapel zu jener Zeit viel zu bieten hatte und für den Interessierten noch manche Entdeckung erhoffen läßt, zeigen La Confraternita de´ Musici mit viel Liebe zum Detail, aber ohne jede eitle Virtuosität. Neben Pronteras technisch perfekter Leistung am Cembalo vermag dabei der Flötist Marcello Gatti besonders zu glänzen. Etwas mehr leidenschaftlicher Schwung hätte allerdings sämtlichen Ausführenden gut zu Gesicht gestanden.

Sven Kerkhoff