····· Sense of Fear, Heavy-Metal-Band aus Griechenland, veröffentlicht neue Single ····· Status Quo-Sommer-Tour in Deutschland ····· Erweiterte ReIssue-Edition von Garbages Bleed like me ····· Hannibal veröffentlichen eine Geschichte des schwedischen Heavy Metals ····· Solo-Album des Status Quo-Frontmanns Francis Rossi erstmals auf Vinyl ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Scarlatti, D. (Nicholson)

Sonaten


Info

Musikrichtung: Hammerklavier

VÖ: 01.10.2004

Capriccio / Delta Music
CD DDD (AD 2003) / Best. Nr. 67 112


Gesamtspielzeit: 72:45

ZWEITE WIEDERENTDECKUNG

Domenico Scarlattis (1685-1757) 550 Sonaten auf dem großen, modernen Steinway, das kennt man natürlich. Da sich die Wiederentdeckung dieser Werke aber ganz wesentlich dem Cembalisten Ralph Kirkpatrick verdankt, ist diese Musik vor allem jenem klassischen barocken Tasteninstrument verbunden, das in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts technisch und repertoiremäßig auf seinem späten Höhepunkt stand: dem Cembalo. Um 1690 war ihm in der Werkstatt des Florentiner Instrumentenbauers Bartolomeo Cristofori jedoch ein Konkurrent entstanden, der es schließlich ablösen sollte: Das Gravecembalo col piano e forte, kurz Pianoforte, bei dem die Seiten nicht mehr mit Plektren angezupft, sondern durch Hämmer angeschlagen wurden. Das erlaubte lauteres oder leiseres Spiel - etwas, das auf dem Cembalo nicht möglich war.
Nun befanden sich Besitz von Scarlattis Dienstherrin Maria Barbara, der portugiesischen Gattin des spanischen Prinzen Ferdinand, fünf der damals noch ganz neuen Pianoforte Christoforis, der sie wegen ihres „süßen“ Klangs besonders als Soloinstrument empfahl. Es ist also nicht auszuschließen, dass Scarlattis Musik auch auf diesen Instrumenten erklungen ist oder eigens dafür komponiert wurde.
Grund genug für die Spezialistin Linda Nicholson, dies einmal in der Praxis zu erproben. So klingt hier die D-Moll-Sonate K 213, die fast ausschließlich aus einer ausdrucksvollen, von wenigen Stützakkorden begleiteten Melodielinie besteht, auf einem Christofori-Nachbau so sanglich und schwebend, wie dies auf einem Cembalo kaum möglich wäre. Cristoforis sehr ausgetüfftelte Hammermechanik ermöglicht einen warmen, resonanzreichen und tragfähigen Ton, kleine Wackler und Nebengeräusche inklusive. Bei den lyrischen Stücken wie der besagten Sonate K 213 ist der Effekt außerordentlich schön. Und das sehr zarte Spiel una corda, auf einer Seite sorgt für wahrlich anrührende Momente (z. B. K 197).
Aufregend wird es hingegen, wenn Frau Nicholson die dynamischen Kontraste bis an die Grenzen auskostet und neben sonnenverglühter Melancholie spanische Wildheit aufblitzt (K 215). Die brillanten Triller und Läufe klingen zwar weniger gestochen scharf wie beim Cembalo, dafür entfaltet die Musik ein überraschend theatralisches Potential - man hört den Opernkomponisten Scarlatti.

Insgesamt eröffnet die auch aufnahmetechnisch tadellose Produktion viele hörenswerte Perspektiven auf Scarlattis reiches Werk und beweist, dass dieser Meister eine „zweite Wiederentdeckung“ sehr lohnt.



Georg Henkel

Trackliste

1Sonate K 1975:22
2Sonate K 2034:42
3Sonate K 2159:09
4Sonate K 2165:29
5Sonate K 2084:08
6Sonate K 2093:53
7Sonate K 2136:11
8Sonate K 5484:14
9Sonate K 1584:14
10Sonate K 1592:17
11Sonate K 2484:43
12Sonate K 2494:41
13Sonate K 4904:46
14Sonate K 4915:06
15Sonate K 4923:50

Besetzung

Linda Nicholson, Hammerflügel nach Cristofori-Ferrini 1730
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger