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Reviews

Vivaldi, A. (Biondi)

Motetten


Info

Musikrichtung: Barock

VÖ: 08.10.2004

Virgin Classics / EMI (CD (AD: 2003) / Best.Nr. 724354570421)

Gesamtspielzeit: 62:22

Internet:

Virgin Classics

WIE MAN WELTLICH DER WELT ENTSAGT

Wenn in Vivaldis (1678-1741) Kirchenmusik der Text den Hörer einmal wieder mahnt, den weltlichen Genüssen zu entsagen, kann man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, denn weltlicherer Genuß als diese Musik erscheint kaum denkbar. Niemals hat sich Vivaldi (oder einer seiner Zeitgenossen) gescheut, die dramatischen und virtuosen Mittel der Oper auch im sakralen Bereich einzusetzen. Und weil zudem die Texte der Motetten oft von eher zweifelhafter theologischer und sprachlicher Qualität sind, ist heute allenfalls noch im Konzert Raum für die Wiederbelebung dieser Stücke.
Dass sich eine solche Wiederbelebung lohnt, haben in der Vergangenheit schon eine ganze Reihe von qualitativ guten Einspielungen gezeigt. Ihnen fügt Fabio Bondi nun eine weitere hinzu. Auf der bei Virgin Classics erschienen CD finden sich vier Motetten für Solo-Sopran und Orchester. Zeitlich decken sie einen Zeitraum von rund 20 Jahren in Vivaldis Schaffenszeit ab (1714-1733).
Sehr schön läßt sich so beobachten, wie er von einer wenig um den Text bemühten, instrumentalorientierten Schreibweise (Laudate pueri) zu einer tiefgründigeren Deutung (In turbato mare irato) gelangt. Ungeachtet dessen sind die Stücke natürlich durchgehende ein virtuoses Stimmenkonzert, entweder für Kastraten oder für die Sängerinnen des ospedale geschrieben, jener Bildungseinrichtung Venedigs für Mädchen, an der auch Vivaldi wirkte.

Patrizia Ciofi haucht den Stücke als Solistin ungemein viel Leben ein. Abwechslungsreich und dramatisch gestaltet sie die Partien, scheut auch nicht vor nahezu hysterischen Ausbrüchen zurück. Ihre Stimme muß allerdings als vergleichsweise gereift und sinnlich eingeordnet werden, die Stimmfarbe ist kein jungmädchenhaftes, blütenreines Weiß mehr. Das rückt die Musik noch zusätzlich in die Nähe des Operngesangs. Ein hellerer, fast unwirklicher Ton, wie etwa Suzi Le Blanc ihn in ihrer Einspielung (mit dem Teatro Lirico unter Stephen Stubbs, Challenge Classics 2002, CC 72027) anschlägt, vermag da anderes zu bewirken. Was man insoweit bevorzugt, ist reine Geschmacksfrage.
Technisch steht ihr Patrizia Ciofi zweifellos in nichts nach und gerade die langsamen, zarteren Stücke formt sie mit viel Feingefühl.

Das Ensemble Europa Galante spielt auf historischen Instrumenten einen urwüchsig frechen und wahrhaft italienischen Vivaldi. Trotz allen Drives, trotz der scharfen Einsätzen und Kontrastierungen bleibt der Musik hier das tänzerisch Wiegende und die spielerische Freude erhalten.
So entsagt man gerne allem Weltlichen...



Sven Kerkhoff

Trackliste

1-10 Laudate pueri Dominum, RV 600
11-14 In furore giustissimae irae, RV 626
15-18 In turbato mare irato, RV 627
19-22 O qui coeli terraeque serenitas, RV 631

Besetzung

Patrizia Ciofi, Sopran
Europa Galante

Ltg. Fabio Biondi
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger