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Reviews

Klein, J. (Rundel u. a.)

Werke für Ensemble


Info

Musikrichtung: Neue Musik

VÖ: 01.09.2004

Wergo / Note 1
CD DDD (AD 2002-2003) / Best. Nr. WER 6559 2


Gesamtspielzeit: 66:05

Internet:

Edition Juliane Klein

SCHÖNE NEUE KLÄNGE

„Neue Musik“ und Schönklang - ja, geht das denn zusammen? Es geht. Mit diesen fünf Stücken von Juliane Klein (geb. 1967) betritt man geradezu einen Delikatessenladen für außergewöhnliche Instrumentalklänge in den unterschiedlichsten, immer wieder überraschenden Kombinationen. Dass die Musiker Lust am „schönen“ Ton, an sensibler Intonation und überhaupt an einem präsenten, intensiven Spiel haben, damit rechnet die Komponistin sozusagen schon bei der Konzeption ihrer Stücke. Jede Interpretation soll als einmaliges, unwiederholbares Ereignis ein Ausdruck dieser Hingabe an den Klang, von innerer Spannung und genauem Aufeinander-Hören sein. Was die Ausführenden angeht, so liegt Kleins Musik hier sicherlich in den besten Händen bzw. Stimmen, und auch aufnahmetechnisch bleiben keine Wünsche offen.

Am intensivsten hat mir Kleins Ideal das 2001 komponierte Duo Fünfgezackt in die Hand für Oboe und Schlagzeug vermittelt. Die klangfarblich und dynamisch fein abgestuften Töne, die Antje Thierbach ihrem Blasinstrument entlockt, bewahren selbst in den heiklen, „atemlos“ virtuosen Girlanden der Eingangspassage ihren charakteristischen Schimmer. Kraftvolle, aufrührerische oder auch ganz entrückte Akzente setzt dagegen das intensiv ausgehörte Schlagzeugspiel von Dirk Rothbrust, der hier gelegentlich im wahrsten Sinne mit Fingerspitzen musiziert. Es entspinnt sich ein dichter Dialog, durch Momente von Ruhe, Freiheit und Bedrohung hindurch. Dass Klein einen unverbindlichen Avantgarde-Aktionismus vermeidet, Ruhepunkte schafft und bei den sinnlichen Klängen verweilt, bis sie sozusagen ganz bei Interpreten und Hören angekommen sind, verleiht dieser Musik eine Zugänglichkeit, die für Neue Musik nicht selbstverständlich ist.
Thierbach und Rotbrust sind auch beim ersten Stück beteiligt, dem 2003 entstandenen Mit, das zusätzlich mit Violoncello (Ralph-Raimund Krause) und Klavier (Julija Botchkóvskaja) besetzt ist. Das Miteinander der Spieler findet seinen Ausdruck in subtil geformten, manchmal nur einen einzelnen Ton umfassenden Klangereignissen, wie hingeworfenen wirkenden Floskeln oder auch knappen Passagen, die sich zu Inseln gruppieren und schließlich wieder auflösen.
Wie bei den anderen Werken dieser Produktion ist das Ergebnis ein assoziations- und beziehungsreiches Hörstück voller akustischer „Samples“, dem man als Hörer nicht beikommt, wenn man kontinuierlich strömende Klänge, gar Melodien und rhythmischen Puls erwartet. Vielmehr erscheinen und verschwinden die Klang-Charaktere hier wie auf einer imaginären Bühne. Im Fall von Gehen (2000) und der barocke Formmodelle aufgreifenden Suite (2002) hat auch die menschliche Stimme (Sopran und Bariton) ihren Auftritt; die Wort-/Textfragmente und Phoneme, die Eiko Morikawa und Thomas E. Bauer in die instrumentale Textur einflechten, gewinnen dabei selbst instrumentale Qualitäten (wie umgekehrt die Instrumente zu „sprechen“ beginnen).

Diese eigentümlichen, konzentrierten Klangwelten fordern ein aktives, bewusstes Mithören - indem man die Musik in seiner Phantasie aktiv mitgestaltet und Vorstellungsbilder einfließen lässt.
Das vorbildlich gestaltete Beiheft dieser in der Edition Zeitgenössische Musik des Deutschen Musikrates veröffentlichten Aufnahme bietet neben einer allgemeinen Einführung und Notenbeispielen ausführliche Informationen zu jedem der Stücke, die sich als Hörhilfe sehr empfehlen.



Georg Henkel

Trackliste

01 Mit 17:13
02 Gehen 11:54
03 Fünfgezackt in die Hand 12:37
04 Aus der Wand in die Rinne 1-6 08:51
05-10 Suite 15:30

Besetzung

Eiko Morikawa, Sopran
Thomas E. Bauer, Bariton
Antje Thierbach, Obobe
Ralph-Raimund Krause, Cello
Julija Botchkóvskaja, Klavier
Dirk Rotbrust, Schlagzeug

Aperto Piano Quartett

Ensemble Resonanz – KNM Berlin

Ltg. Peter Rudel
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