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Reviews

Schubert, F. (Gaigg)

Konzertouvertüren, Sinfonie Nr. 5


Info

Musikrichtung: Romantik

VÖ: 15.6.2012

(dhm / Sony Music / CD / 2011 / Best. Nr. 88697911382)

Gesamtspielzeit: 61:37

Internet:

L´Orfeo Barockorchester

WURZELN UND WEGE

Ein “Barockorchester”, das Schubert spielt? Nun, das 1996 gegründete L´Orfeo Barockorchester hat solche Grenzüberschreitungen nie gescheut. Zum Glück. Denn wie hier die Traditionslinien des Barock bis zum Beginn der Romantik ausgezogen und hörbar gemacht werden, ist ein Hochgenuß. Kontraststark wird die Sinfonie Nr. 5 gezeichnet, mit welcher Schubert dem großen Mozart seine Referenz erwies. Die Einleitungstakte lassen in Michi Gaiggs rhetorisch-feinnerviger Deutung zunächst eine harmlose Interpretation erwarten, so weich und geschmeidig kommen sie daher. Doch wer sich aufgrund dessen in Sicherheit wiegt, wird schnell eines besseren belehrt: Mit viel Feuer und Energie begibt sich das Orchester auf eine rasante Fahrt zwischen hoch auffahrenden Tuttiwellen und lieblichen Solo-Einwürfen. Der permanente Wechsel zwischen klassisch-heiteren Momenten und düsteren Abgründen romantischer Wesensart ist selten derart konsequent ausgekostet worden. Ironische Brechungen und scharfkantige Konturierungen inklusive. Das historische Instrumentarium sorgt dabei für ein holzfarbenes Timbre, aber auch für eine transparente Verteilung der Gewichtung. Nach dem sehnsuchtsvollen Andante und dem zackig tänzerisch genommenen Menuetto setzten die Musiker sodann das Allegro Vivace unter Starkstrom: Kratzbürstig-freche Einwürfe wechseln sich mit dramatischem Furor ab. Der Weg führt ganz klar von Mozarts Geist in Klangwelten bzw. Abgründe von beethovenscher Prägung.

In programmatisch innovativer Weise wird die populäre Fünfte umrahmt von nur selten zu hörenden Konzertouvertüren. Höchst effektvolle Werke, die Schubert für halböffentliche Aufführungen schrieb, an denen er regelmäßig auch selbst mitwirkte. Das Notenmaterial wurde von Christian Moritz-Bauer nach Schuberts Autographen erstellt. Dabei bildet die B-Dur-Ouvertüre D 470 noch ein fröhlich-festliches Bravourstück, während die Schwesterwerke D 590, 591 und 556 in der Konstruktion wesentlich raffinierter gearbeitet sind. Die beiden Ouvertürem „im italienischen Stil“ (D 590 und 591) zeigen dabei eine eher unbekannte Seite Schuberts, der sich zu ihnen wohl von Rossinis Opern angeregt fühlte. Sowohl in der Melodik als auch in der scharfen Rhythmisierung und in der Anlage der Schussstretta schlägt sich dieses Vorbild nieder. Noch eigenständiger und experimenteller kommt die e-moll-Ouvertüre daher. Mit opulent besetztem Orchester (vier Hörner, zwei Trompeten, drei Posaunen) wird hier ein wahrer Farbenrausch entfaltet, den das L´Orfeo Barockorchester sorgsam auskostet und zum blühen bringt.

Insgesamt eine erfrischend neuartige Schubert-Erfahrung, die man nicht missen möchte.



Sven Kerkhoff

Trackliste

1 Ouvertüre B-Dur D 470 05:25

Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485
2 Allegro 07:12
3 Andante con moto 09:30
4 Menuetto 04:50
5 Allegro Vivace 07:45

6 Ouvertüre D-Dur D 556 06:03
7 Ouvertüre C-Dur D 591 07:19
8 Ouvertüre D-Dur D 590 07:16
9 Ouvertüre e-moll D 648 06:17

Besetzung

L´Orfeo Barockorchester

Michi Gaigg: Ltg
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger