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Michy Reincke

Der Name kommt mir nicht bekannt vor

Info Musikrichtung: Pop / Singer/Songwriter VÖ: 23.12.2011 (Rintintin Musik / Indigo) Gesamtspielzeit: 48:00 Internet: http://www.rintintinmusik.de http://www.michyreincke.de http://www.myspace.com/michyreincke

Der Name mag einem nicht bekannt vorkommen, aber zumindest doch die Stimme: Michy Reincke kann singen was er will, das "Taxi nach Paris" seiner früheren Band Felix de Luxe ist dabei immer irgendwie im Kopf präsent. Zu charakteristisch ist die Stimme dieser Person, dessen Namen einem eben doch bekannt vorkommen sollte, da er seit über 25 Jahren seinen Beitrag zu deutschsprachiger Pop-Musik beiträgt - nicht nur als Sänger, sondern auch als Label-Gründer (Rintintin Musik, u. a. Heinz Strunk, Stefan Gwildis, Wolfgang Müller).

Gut ein Jahr nach seinem akustischem Rückblick Palais Salam kommt nun das neueste Lebenszeichen von Reincke, diesmal wieder mit ihm selbst hinterm Mikrofon. Der Name kommt mir nicht bekannt vor heißt das neue Album und fällt zunächst einmal durch die Covergestaltung ohne Namen und Titel und durch die (unfreiwillige?) Assoziation an den Warschauer Kniefall von Willy Brandt auf. Musikalisch bietet Michy Reincke mit seiner unverwechselbaren Stimme hier aber wieder ein solides Pop-Album mit chansonesken Zügen.

Ein paar aufmerksame Hördurchläufe sollte man dieser CD schon gönnen, denn potenzielle Radio-Hits bietet das Album eher nicht (was hier keineswegs negativ gemeint ist!). Mit der "neurotischen Großstadtromanze" (Zitat Promotext) "Erzähl mir nicht dass du nur tust was man dir sagt" beginnt das Album recht ansprechend, weitere gute Lieder folgen, hier seien neben "Wir fliegen vorbei", "Einfach so" (Text-Zitat: "Manchmal ist ein Leben halb vertan, bevor man bemerkt, dass z.B. Liebe unsterblich ist & Geld wie Pisse verdunstet.") und "Unsichtbare Riesen" auch das Cover "Himmlische Felder (Oh, Champs-Elysées)" benannt, welches hierzulande auch durch Norbert und die Feiglinge als "Schönheitschirugie" bekannt geworden ist.

Bis auf die schöne und gelungene Ode an seine Heimat ("In Hamburg ist das anders") fühlt man sich bei den Liedern von Michy Reincke musikalisch an französische Chansons erinnert, was wohl nicht nur an der entfernten Erinnerung an "Taxi nach Paris" liegt. Oft romantisch, immer tiefsinnig und textlich gut präsentiert sich Der Name kommt mir nicht bekannt vor - etwas kerniger oder rockiger hätte es musikalisch mitunter aber schon sein dürfen. Der kurze Abgang mit dem langen und originellen Titel "Das schönste traurige Mädchen mit der schlechtesten Laune der Welt" ragt da erfreulich aus dem Album hervor.

Fazit: ein schönes, deutschsprachiges Pop-Album, welches wohl nicht nur frankophilen Hörern gefallen dürfte.

Jürgen Weber