25 Years after - Mein Leben mit der CD; Folge 141: Necromance - White Gothic





Ganz einfach war die Auswahl der CD für diese Kolumne nicht. Im Dezember 1997 habe ich mir eine ganze Reihe an Alben zugelegt, die es verdient hätten hier besprochen zu werden. Eine mittelgroße Bestellung bei dem Versandhandel Hellion hatte u.a. Alben von Angra, Emperor und Opeth ins Regal gespült. In der Spandauer Filiale der damals noch existenten Kaufhauskette Hertie hatte ich ein Album von Celtas Cortos und die Live-Scheibe von Savatage verhaftet. Auch die Christenrocker Zilch oder die Ost-Punks Skeptiker wären eine gute Wahl gewesen. Die beiden letzteren geben mir in wenig die Stichworte für die Wahl, die dann doch ziemlich eindeutig war.

Angra und die Skeptiker hatten wir ja bereits einmal in der Kolumne. Etwas von Savatage und ein Beispiel von Ibero-Rock bietet sich hoffentlich in der Zukunft noch mal an.

Aber nun zu dem, was es dann geworden ist. 1997 bewegte ich mich in zwei Umgebungen, in dem man als Christ im Zweifelsfall auffiel. Das war zum einen – vor allem nachdem ich im Juni 1993 die Rock Hard entdeckt hatte - die Welt des härteren Rocks, des Metals und angrenzender Genres. Zum anderen war es der Ostteil Deutschlands, in dem ich mein Vikariat absolviert hatte und nun bereits seit über einem Jahr als Religionslehrer tätig war.

Bitten wir die Klischees auf die Bühne. Was verbindet Gothics und Ossis wenige Jahre nach der Wende? Unter anderem eine distanzierte bis feindliche Haltung gegenüber Kirche und Religion – häufig verbunden mit einer weitgehenden Kenntnislosigkeit von christlicher Theologie und Kirchengeschichte.

Vor dem Hintergrund dieser Klischees war das Auftauchen von White Gothic 1997 eine nicht kleine Überraschung. Denn Necromance, das düstere Quintett aus der östlichsten Ecke Brandenburgs, kommt nicht nur mit eindeutig christlicher Identität daher. Ein Großteil der Texte sind Vertonungen biblischer Texte. Dabei ist es einerlei, ob sich die Band bei den Psalmen, in den Evangelien oder der Offenbarung bedient, der Tonfall ist immer apokalyptisch.

Und da müssen wir uns gleich vom nächsten Klischee verabschieden. Die Apokalyptik von Necromance ist nicht die Blockbuster-Apokalypse mit Mad Max-Appeal, die in Hollywood ebenso geliebt wird wie in diversen Metal-Subgenres. Das sichere Ende jedes Einzelnen, der Menschheit, sowie des gesamten Universums ist für Necromance gut biblisch nur der Auftakt für das Erscheinen einer besseren Existenz.


Norbert von Fransecky



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