Hamal, J.-N. (Achten, N.)

Motetten


Info
Musikrichtung: Barock / Frühklassik Geistliche Musik

VÖ: 05.11.2021

(MEW / Note 1 / CD DDD / 2020 / Best. Nr. MEW 2098)

Gesamtspielzeit: 68:34



SCHWUNGVOLL

Liebevoll aufgemacht und reich illustriert präsentieren sich die CD-Büchlein des Labels „Musique en Wallonie“. Man widmet sich dort kleineren und größeren Meistern aus der belgischen Region, in diesem Fall dem Lütticher Chorherrn und Komponisten Jean-Noël Hamal, der dort vor allem in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Musikpädagoge und Komponist wirkte. Ersteres eher unwillig, was ihm Ärger mit den Vorgesetzten einbrachte. Lieber reiste Hamal nach Italien, um sich dort mit den neuesten musikalischen Entwicklungen vertraut zu machen. In der Heimat dann synthetisierte er geschickt, was er z. B. von der neapolitanischen Schule gehört hatte, schrieb Kammermusik, Sinfonien, weltliche und geistliche Musik im neuesten Stil à la Hasse, Jomelli, Durante: blendend virtuos, galant, melodiös und eingängig, dabei dem einen oder anderen Experiment nicht abgeneigt.

Nicolas Achten und seine „Scherzi Musicali“ haben sich jetzt vier lateinische Motetten vorgenommen, bei denen ein solistisch besetzter Chor mit einem Kammerorchester zum Einsatz kommt. Hamals Rolle als „Transmissionsriemen“, der die jüngsten musikalischen Entwicklungen in die Provinz bringt und den spätbarocken Stil frühklassisch umprägt, kann man hier schön hören bzw. erleben: Denn Achten, der hier zugleich als Bariton- bzw. Bass-Sänger mitwirkt und sein hochmotiviertes Ensemble nehmen den Schwung und die opernhafte Dramatik von Hamals Musik gerne auf, als gelte es, wie seinerzeit für den neuen Stil zu werben.
Unforciert bringen sie das Hymnische und Schwärmerische, das in all den Konventionen und erwartbaren Wendungen angelegt ist, heraus. Skalengänge, Sequenzen, Akkordbrechungen haben Feuer, ruhigere Momente werden darüber freilich nicht vernachlässigt. Die historisch informierte Spielweise kommt dem mit ihrem leicht angerauten Ton sehr entgegen; das kernige Schmettern z. B. der Hörner steht dieser Musik gut an, hinzukomponierte Verzierungen und Kadenzen sind passgenau. All dies wird in der Konzertsaalakustik transparent abgebildet.



Georg Henkel



Trackliste
Astra Coeli
Ite o pomae fallaces
Obstupescite gentes
Ecce panis angelorum

 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>