Michael Janisch

Worlds Collide


Info
Musikrichtung: Rock Jazz/Fusion

VÖ: 06.09.2020

(Whirlwind Recordings)

Gesamtspielzeit: 18

Internet:

https://www.michaeljanisch.com/
https://www.whirlwindrecordings.com/
https://uk-promotion.net/


Der in Großbritannien lebende US-amerikanische Bassist Michael Janisch ist Gründer des Plattenlabels Whirlwind Recordings, auf dem natürlich auch das neue Album Worlds Collide erschien.

"Another London" ist ein gutes Beispiel dafür, wie man zeitgemässen Fusion-Sound schaffen kann. Mit Rock angereicherter Rhythmus, schwebende Keyboards, die an Weather Report erinnern, ein geschmeidig verbindender Bass, ein Saxofon-Solo, dass sich dem strikten Takt widersetzt und in freie Jazz-Höhen abhebt. Mithin also eine perfekte Synthese des Jazz Rocks der Siebziger mit Hard Bop und üppig arrangierten Ansätzen der Fusion-Bewegung mit Bläseranteil. So weist gar "An Ode To A Norwegian Strobe" Anteile eines Big Band - Sounds auf, hier mit sich entsprechend abwechselnden einzelnen Solisten, wobei sich hier Trompete und Saxofon einen kleinen Wettstreit liefern.

Michael Janisch wechselt zwischen akustischem und elektrischen Bass und tritt somit auch unterschiedlich in Erscheinung, prägnanter immer dann, wenn der brummelnde E-Bass das Klangbild stark mitbestimmt. Die Musik ist sehr vielschichtig im Aufbau und besitzt neben den Einzelelementen hinsichtlich der Ausgestaltung noch wesentlich Unterschiede dahingehend, ob ein Song freier oder strukturierter ausgeführt wird.

Darüber hinaus spielen die einzelnen Solisten ebenfalls eine wesentliche Rolle, zum Beispiel ist es auf "The JJ I Knew" der Gitarrist Abbasi, der mit einem quirligen mitreissendem Solo punktet, und mich ein wenig an John Etheridge (Soft Machine) erinnert. Überhaupt scheint mir Soft Machine jene Band zu sein, zu denen ich assoziativ so manche Nähe zur Musik von Janish aufbauen kann, zumindest bei einigen Songs. Aber auch die erwähnten Weather Report fallen mir gelegentlich ein, oder auch Ian Carr's Nucleus. Doch letztlich sind das nur Augenblicke, die als Bestandteile eines eigenen Ganzen hervortreten.

Denn Michael Janish hat mit seiner Vorstellung von Fusion individuelle Türen aufgestossen, die auf dem Weg hindurch stets auf solche Spuren stoßen, aber unbeirrt den eigenen Pfad beschreiten. Es ist sehr gelungen, recht verschiedene Einflüsse und Elemente zu nutzen und zu verarbeiten zu einem neuen Ganzen, das mit Vielfalt nur so glänzt. Da stehen Improvistion ("Frocklebot") und Struktur eng nebeneinander und blasen einen sehr frischen Wind in die Fusion-Landschaft.

Wichtiges Aushängeschild der Platte ist sicher die kleine Suite "Pop" mit fast dreizehn Minuten Länge. Eingeleitet vom "Intro To Pop" mit dem Alt-Sax von O'Gallagher, nimmt der Hauptitel langsam Fahrt auf, entwickelt sich ständig, füllt sich mehr und mehr, ineinander verwoben bieten Saxofon, Trompete, Bass, Gitarre und Schlagzeug eine Art Unterhaltung, die Gelassenheit ausstrahlt. Erst ab gut drei Minuten setzt sich der Song ein wenig mehr in Bewegung, doch wird die Stimmung auch wieder ganz zurückgenommen, es wird verhalten, ein romantisches Solo des Altsaxofons spendet Wärme, es bleibt zart, so auch das sehr interessante und eigenwillige Gitarrensolo, ein Auf und Ab bestimmt diese Mini-Suite, die innerhalb der Platte eine besondere Stellung einnimmt, weil sie eine eher ruhige Stimmung ausstrahlt.

Und mit "Freak Out" zeigt sich dann auch wieder der lebendigere Anteil der Musik, feinster Fusion-Sound der gehobenen Art. Worlds Collide ist eine wichtige Platte im Meer aktueller Fusion-Veröffentlichungen mit stark eigener Note des Komponisten Janisch, unterstützt von hervorragenden Solisten.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Another London (7:04)
2 An Ode To A Norwegian Strobe (6:06)
3 The JJ I Knew (8:04)
4 Frocklebot (9:04)
5 Intro To Pop (1:14)
6 Pop (12:50)
7 Freak Out (7:25)
Besetzung

Michael Janisch (double and electric basses, post production, percussion)
Jason Palmer (trumpet)
John O'Gallagher (alto saxophone)
Rez Abbasi (guitar)
Clarence Penn (drums)
John Escreet (keys)
George Crowley (tenor saxophone)
Andrew Bain (drums and percussion)



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